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Ein Hänger, der es geschafft hat: Der französische Rapper PLK in Neukölln

Die Sprachbarriere ist fast egal, denn zu PLKs Musik lässt sich in jedem Fall gut feiern, und dass man laut „Ouaiiii“ schreien muss, wenn der Rapper fragt „Berlin, vous êtes chauds ou quoi?“, lernt man ganz schnell. 

Vor dem Hole44 auf der Hermannstraße hat sich bereits eine Schlange gebildet, man hört französische und englische Sprachfetzen, aber auch deutsche Atzen reden. In der Vermutung, dass heute hier kein deutscher Künstler auftritt, liegt man ganz richtig, denn der Rapper PLK ist Franzose mit polnischen Wurzeln, ausgeschrieben lautet sein Künstlername POLAK.

Dass ein französischer Rapper in Berlin auftritt, ist nicht verwunderlich, wird doch der Deutschrap seit Jahrzehnten stark von den französischen Kollegen beeinflusst. Raf Camora (in den Songs „3 Mal“, „Katapult 2“, oder „VILLA“) und Maxim von KIZ („Tanz“) oder BABYJOY („tourne en rond“) rappen, beziehungsweise singen immer wieder auf Französisch, Celo und Abdi streuen französische Vokabeln ein und auch bei jungen Berliner Rappern war in den letzten Jahren ein Frankreich-Boom zu bemerken.

Frankreich-Boom

RAPK und Pashanim haben jeweils einen Song namens „Marseille“ herausgebracht, und Dead Dawg und Big Pat von BHZ kollaborierten mit RAPK bei dem Song „Paris“. Ob in Frankreich ein ebenso großes Interesse an deutschem Rap besteht, ist schwer zu sagen, aber Pashanim behauptet in „Sommergewitter“ zumindest: „Mein Kumpel aus Paris schreibt mir, dass man da meinen Track hört“.

PLK zumindest schafft es, in Neukölln einen kleinen Saal zu füllen, und als er während des Konzerts fragt, wer vom Publikum französisch und wer deutsch sei, erscheint das Verhältnis ausgeglichen. Aber die Sprachbarriere ist fast egal, denn zu PLKs Musik lässt sich in jedem Fall gut feiern, und dass man laut „Ouaiiii“ schreien muss, wenn der Rapper fragt „Berlin vous êtes chauds ou quoi?“ (Berlin, habt ihr Bock, oder was?), lernt man ganz schnell.

Kollaboratives Projekt: „2069“

PLK startet mit einem Song aus seiner aktuellen EP „2069“, die er innerhalb von zwei Wochen geschrieben, dabei aus dem Studio live gestreamt und seine Fans online hat abstimmen lassen: beispielsweise darüber, welchen Beat er verwenden soll. Treue Fans konnten stundenlang durch eine Webcam beobachten, wie er eine Menge kiffte, dabei Hooks und Bars ausprobierte, wieder verwarf und schließlich am Ende einer Session Tracks aufnahm, die in genau der Version auf der EP landeten.

Er spielt auch ältere Songs, lässt auch mal seinen Partner Ormaz aus seiner Rapgruppe „Paname Bende“ ans Mic, mit dem er bereits rappt, seit er 13 ist, wie er erzählt. Zum letzten Song „Petroushka“, dessen Beat ein russisches Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, „Kalinka“, sampelt, wird eine polnische Flagge hochgehalten.

Warum PLK?

Insgeheim stellt man sich die Frage, warum PLK so erfolgreich ist, denn zumindest äußerlich hebt er sich nicht besonders ab von deutschen oder französischen Kollegen, trägt Armani-Sonnenbrille und Gucci-Cap, seine Texte sexistisch – nur dass man das aufgrund der eventuellen Sprachbarriere nicht sofort heraushört.

Vielleicht ist es genau diese Unscheinbarkeit, die Anziehungskraft auf ein deutsches und internationales Publikum ausübt, er gibt sich wie einer von vielen, ein ganz normaler Hänger, aber einer, der es geschafft hat, ein wenig Ruhm anzuhäufen. Vielleicht muss er sich nicht abheben, vielleicht ist er als Durchschnittsrapper am authentischsten. Es scheint für ihn zu funktionieren: Seine letzten drei Alben erreichten zuverlässig Platinstatus, in Paris verkauft er dreimal in Folge die Accor Arena aus, ein Stadion mit über 20.000 Plätzen.

Diese Nahbarkeit, die sich durch das Bild eines normalen Typen ergibt, der einfach kifft und ein bisschen Musik macht, verstärkt er aktiv mit Aktionen wie der kollaborativen Albumentwicklung von 2069. Und was man nicht leugnen kann, ist, dass die Musik catchy, ja, wirklich gut ist, fährt man doch mit Ohrwürmern nach Hause: „demain c’est loin, je navigue entre le mal et le bien“ (Bis morgen ist es noch lang, ich navigiere zwischen Böse und Gut).

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