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Nicht ganz auf der Höhe seiner Kunst. Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass..?“ am vergangenen Samstag.

© dpa / Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Kritik an „Wetten, dass..?“: Thomas Gottschalk, ein böser, weißer, alter Mann?

Der Moderator der ZDF-Show watscht seine Kritiker als „übellaunige“ Sofasitzer ab.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Thomas Gottschalk also schreibt in der „Bild“, er habe „keinen Grund sich zu rechtfertigen“. Was kann er dafür, wenn „ein paar misslaunige Journalisten mit einem Stift in der Hand auf ihren Sofa sitzen, sich Notizen machen (,... Vorname falsch’) und meine Klamotten googeln.“ Wenn es nach denen ginge, hätte er sich schon vor dreißig Jahren weinend von seinem Job verabschiedet.

Gottschalk hatte nicht seinen besten Abend

Beim Jahresevent 2022 von „Wetten, dass..?“ hatte Gottschalk nicht seinen besten Abend. Fahrig wirkte er, wusste nicht, in welche Kamera er zu agieren hatte, verwechselte Namen und Alter seiner Gäste – ist das nicht grob unhöflich, Herr Gottschalk? –, vielleicht lag es an mangelnder Vorbereitung, vielleicht spielt das Gedächtnis dem mittlerweile 72-Jährigen hin und wieder einen kleinen Streich. Co-Moderatorin Michelle Hunziker versuchte zu retten, was zu retten war.

Zuschauer haben die Lapsus bemerkt, dito die Zuschauerprofis (vulgo: Fernsehkritiker). Nicht übellaunig, sondern aufmerksam notierten sie Auffälligkeiten, Stärken, Schwächen, aus der Analyse folgten Kritik und Lob. So geschehen nach der ZDF-Show in der Moderation von Thomas Gottschalk.

Gottschalk arbeitet im und für das Fernsehen, ein Medium, das auf Perfektion setzt. Moderatorinnen und Moderatoren gehen auf Nummer sicher, halten Kärtchen in der Hand und versichern sich im Teleprompter, was sie sagen sollen. Bloß nicht stolpern, hängenbleiben.

Gottschalks Erfolg wurzelt auch darin, dass er dieses eherne Gesetz des perfekten Fernsehens überschreitet. Schlagfertigkeit, Geistesgegenwart haben ihn nicht vor jeder Peinlichkeit bewahrt und doch immer einen Weg aus der vermeintlichen Peinlichkeit herausfinden lassen. Der imperfekte und damit einzigartige Gottschalk im perfekten Medium. War stets ein besonderes Vergnügen.

Und jetzt: Böser, alter, weißer Mann? Gibt es eine Rolle, die weniger zum großen Thomas Gottschalk passt? Auch ein verdienter Ruhm ist schneller verspielt als bestätigt.

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