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Das PC-Spiel „Giana Sisters: Twisted Dreams“ wurde erst durch Crowdfunding möglich. Es ist so erfolgreich, dass es nun Fassungen für Playstation und Xbox geben wird.

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Crowdfunding: Der richtige Kick

Immer mehr Spiele-Entwicklungen werden aus Internetspenden finanziert – mit beachtlichem Erfolg. Sogar Entwicklerlegende Peter Molyneux setzt auf diese Finanzierungsmethode.

Peter Molyneux ist einer der bekanntesten Spiele-Entwickler der Welt. Im Laufe seiner langen Karriere hat der Brite Klassiker wie „Populous“, „Dungeon Keeper“ und „Black & White“ geschaffen – alles Spiele, in denen man als gottgleicher Herrscher die Geschicke einer Zivilisation lenkt. Zuletzt kamen diese God Games allerdings aus der Mode, stattdessen rückten Action- und Rollenspiele in den Vordergrund. Branchenveteran Molyneux will das ändern – und hat mit „Godus“ ein neues Spiel in der Mache. Die Finanzierung übernehmen aber nicht wie früher große Spielefirmen. Stattdessen setzt Molyneux auf Internet-Spenden.

Wie tausende anderer Projekte wird „Godus“ über die Plattform Kickstarter finanziert. Ob Computerspiel oder 3-D-Brille, ob Turnschuh oder Dokumentarfilm: Wer eine gute Idee hat, kann dafür viele kleine Geldbeträge von Privatpersonen einsammeln. Die Vorgehensweise beim „Crowdfunding“ („Schwarmfinanzierung“) ist immer ähnlich: Die Projektinitiatoren geben einen Stichtag vor, bis zu dem eine bestimmte Mindestsumme erreicht sein muss – klappt das nicht, ist das Projekt gescheitert und das Geld wird den Spendern zurückgezahlt.

2012 war das Jahr, in dem Crowdfunding durchstartete. Allein auf Kickstarter wurden mehr als 18 000 Projekte mit einer Gesamtsumme von umgerechnet 240 Millionen Euro finanziert; Computerspiele sicherten sich mit 62 Millionen Euro den größten Spendenanteil. Die Initialzündung lieferte Designer-Legende Tim Schafer („Monkey Island“), der für sein „Double Fine Adventure“ 2,5 Millionen Euro einsammelte – nötig gewesen wären nur 400 000 Dollar. Noch deutlich übertroffen wurde dieser Rekord von dem Weltraum-Flugsimulator „Star Citizen“, der über Kickstarter und andere Plattformen 4,7 Millionen Euro an Spendengelder anhäufte – von 90 000 Unterstützern.

Neben Spielen wird auch immer mehr Spiele-Hardware über Crowdfunding finanziert. Voraussichtlich im Juni kommt mit Ouya eine Heimkonsole auf den Markt, die eine überaus erfolgreiche Kickstarter-Kampagne hingelegt hat. Ouya läuft unter dem Betriebssystem Android und ist nicht viel größer als ein Rubik-Zauberwürfel. Rein technisch sind ihr die hochgezüchteten Konsolen Playstation und Xbox zwar überlegen. Dafür soll Ouya aber mit 99 Euro auch sehr viel günstiger sein.

So groß die Kickstarter-Euphorie gegenwärtig auch sein mag: Längst nicht alle Spiele erreichen die erforderliche Mindestsumme an Spenden. Mit einer Erfolgsquote von knapp 34 Prozent liegen Games im unteren Drittel aller Kickstarter-Projekte. Einer der Gründe ist, dass sie meist höhere Budgets erfordern als etwa Buch- oder Musikprojekte. Außerdem existieren bei Projektbeginn nur in den seltensten Fällen anspielbare Demo-Versionen, die ein klares Bild vom fertigen Produkt vermitteln.

Wie die meisten anderen Kickstarter-Games befindet sich „Godus“ noch in der Entwicklung; mit der Veröffentlichung ist nicht vor diesem Winter zu rechnen. Aber es gibt auch Spiele, die bereits publiziert und kommerziell erfolgreich sind. Zu einem echten Hit bei PC-Nutzern hat sich „Faster Than Light“ (10 Euro, Steam) gemausert. In dem zweidimensionalen Strategiespiel gilt es, ein Raumschiff unbeschadet durch gefährliche Planetensysteme zu lotsen. Für die Zerstörung feindlicher Schiffe gibt es Geld, das dann in stärkere Waffen und Abwehrschilde, eine bessere Sauerstoffversorgung oder zusätzliche Crewmitglieder investiert werden kann. Sonnenstürme, Sternennebel und andere Zufallsereignisse schrauben den Schwierigkeitsgrad nach oben. Beliebt ist „FTL“ nicht zuletzt deshalb, weil es die Fantasie anregt: Spieler erleben ihre ganz eigenen Weltraumabenteuer.

„FTL“ ist ein Spiel, das große Publisher wohl kaum finanziert hätten – zu wenig massentauglich sind Grafik, Genre und Schwierigkeitsgrad. Grundsätzlich ist Crowdfunding also eine tolle Sache, vor allem für Independent-Projekte und Nischenprodukte. Einen besonderen Weg ging das Offenburger Studio „Black Forest Games“: Weil die Neuauflage des C64-Klassikers „Great Giana Sisters“ finanziell am seidenen Faden hing, startete die Firma eine Kickstarter-Kampagne. Mit den gespendeten 186 000 US-Dollar konnte das „Jump ’n’ Run“-Game „Giana Sisters: Twisted Dreams“ doch noch verwirklicht werden – und ist auf dem PC (15 Euro, Steam) mittlerweile so erfolgreich, dass es im Frühjahr auch Fassungen für PS3 und Xbox 360 geben wird.

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