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Faszination Facebook. Ein Suchtproblem?

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Jugendschutz: Experten warnen vor gelockerten Facebook-Einstellungen für Teenager

Teenager können nun öffentlich posten – und dann von jedermann mit Freundschaftsanfragen angesprochen werden. Die neuen Freiheiten brauchen feste Regeln, sagen Jugendschutzexperten.

Facebook trennt sich von einigen Beschränkungen für jugendliche Nutzer. Wie das soziale Netzwerk jetzt mitteilte, können Teenager im Alter zwischen 13 und 17 Jahren durch die geänderten Privatsphäre-Einstellungen nun für alle im Netzwerk sichtbare Posts veröffentlichen. Bislang waren die geteilten Texte, Fotos und Videos auf Freunde beziehungsweise Freunde von Freunden beschränkt. Für neue Facebook-Mitglieder in dieser Altersgruppe wird die Voreinstellung auf „nur Freunde“ gesetzt. Zuvor stand dort „Freunde von Freunden“. Für bestehende Nutzerkonten bleiben die Grundeinstellungen unverändert.

Neue Freiheiten brauchen neue Regeln: Facebook warnt mit Pop-up-Fenstern vor den geänderten Privatsphäreeinstellungen für Jugendliche.
Neue Freiheiten brauchen neue Regeln: Facebook warnt mit Pop-up-Fenstern vor den geänderten Privatsphäreeinstellungen für Jugendliche.

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Facebook begründet den Schritt damit, dass Jugendliche im Umgang mit den sozialen Medien sehr versiert seien und ihren Standpunkt offen kundtun wollten. „Wir wollen den Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen“, sagte Gunnar Bender von Facebook Deutschland. Es gebe etwa politisch engagierte Teenager wie das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai, für die weitreichende Kommunikationsmöglichkeiten wichtig seien. Die 16-Jährige, die sich für Kinderrechte einsetzt, war nach einem Attentat der Taliban weltbekannt geworden.

Für den Berliner Experten für Kindermedien Thomas Feibel („Facebook und andere Netzwerke – Tipps und Infos für Schüler Eltern & Lehrer“) ist der Schritt einerseits eine Anpassung an die Realität. Feibel verweist dabei auf Studien, wonach bereits jetzt jeder zweite Grundschüler über manipulierte Altersangaben bei Facebook angemeldet ist. Andererseits sei es auch trotz dieser Öffnung in den meisten Fällen sinnvoll, die Posts nur an seine Freunde zu richten. „Es stellt sich ja auch sonst niemand auf den Marktplatz und schreit heraus, ob er eine eins oder eine sechs in seiner Mathearbeit geschrieben hat“, sagt Feibel.

"Im Internet weiß niemand genau, wer der andere ist."

Viel wichtiger als die Frage, ob Jugendliche nun auch öffentlich posten können, ist für den Experten, dass die Minderjährigen auch künftig nicht offen über das Internet gefunden werden können. Innerhalb von Facebook ist das durch die Neureglungen nun jedoch möglich. So heißt es in dem Warnhinweis, den die jugendlichen Facebook-Nutzer bei ihrem ersten öffentlichen Post über ein Pop-up-Fenster erhalten: „Wusstest Du, dass öffentliche Beiträge von jedem gesehen werden können, nicht nur von Personen, die du kennst?“ Außerdem wird darauf hingewiesen, dass der Nutzer und alle in dem Beitrag markierten Freunde damit Freundschaftsanfragen und Nachrichten von Personen erhalten können, die sie nicht persönlich kennen. Eine kürzere zweite Warnung folgt, wenn man weiterhin öffentliche Einträge posten will.

"Kinder und Jugendliche müssen Grundregeln im Umgang mit sozialen Netzwerken kennen."

Umso wichtiger sei es, dass Kinder und Jugendliche die Grundregeln im Umgang mit den sozialen Netzwerken kennen, sagt Feibel. Dazu gehört unter anderem ein gesundes Misstrauen besonders gegenüber Personen, die man nicht kennt. „Im Internet, weiß niemand genau, wer der andere ist“, sagt Feibel. Wichtig sei zudem, keine persönlichen Daten wie Adresse, Telefonnummer, Skype-Name oder Fotos an Unbekannte weiterzugeben. Und auf gar keinen Fall sollte man sich mit Facebook-Bekanntschaften zu realen Treffen verabreden. „Früher war klar, dass man zu Fremden nicht ins Auto steigt. Im Internet haben es Pädophile erheblich leichter, sich in das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen einzuschleichen“, sagt der Jugendschutzexperte. Jutta Croll von der Stiftung Digitale Chancen begrüßt hingegen die Neuerungen: "Ein Ergebnis des Social Learning Summit 2103 war, dass jüngere Jugendliche nach eigenem Bekunden intuitiv eher vorsichtig sind, wenn es um die Preisgabe persönlicher Informationen geht. Die neuen Privatsphäreeinstellungen kommen diesem Verhalten entgegen", meint sie. Kurt Sagatz

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