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Michael Jacksons Tod: Wenn Twitter trauert

Die Nachricht von Michael Jacksons Tod bewegt das Internet. Millionen Fans des "King of Pop" trauern und bringen die Technik an ihre Grenzen.

"Wo warst du, als Michael Jackson starb?" – "Ich war bei Twitter." Die Botschaft vom plötzlichen Tod des "King of Pop" löste innerhalb kürzester Zeit eine Welle an Reaktionen aus, die durchs Internet rollt. Am schnellsten ging es über den Kurznachrichtendienst Twitter: Tausende Menschen teilen dort ihre Bestürzung und Trauer, auch zahlreiche prominente Twitterer.

Anfangs enthielten pro Minute rund 5000 Tweets das Schlagwort "Michael Jackson". Innerhalb der nächsten 24 Stunden spuckte Twitter bisweilen minütlich mehr als 25.000 neuer Nachrichten zum Thema aus. Wie der Statistikdienst Twist errechnete (siehe Grafik), sind das rund 22 Prozent aller Tweets, die um die Welt gingen – im Vergleich dazu machten die Proteste im Iran zu Spitzenzeiten gerade einmal 5 Prozent aus. Einer der Mitbegründer von Twitter, Biz Stone, schreibt, dass nach Jacksons Tod mehr als doppelt so viele Tweets wie normal verschickt wurden.

Die Meldungsflut führte fast zum Absturz der Twitter-Server, zeitweise musste die Suchfunktion auf der Startseite deaktiviert werden, um den Dienst aufrecht erhalten zu können. Aber nicht nur Twitter hatte seine Schwierigkeiten, den Ansturm zu bewältigen. Rund 30 der wichtigsten Nachrichten-Sites in den USA waren zeitweise nicht zu erreichen oder reagierten deutlich langsamer als üblich. Die Website von ABCNews konnte zwei Stunden lang von 90 Prozent der Nutzer nicht aufgerufen werden.

Wie ein Strohfeuer breitete sich die Meldung von Michael Jacksons Tod auch über soziale Netzwerke aus: Die Technik des Instant-Messengers von AOL konnte der hohen Beanspruchung nicht standhalten, mehr als 40 Minuten lang waren AIM-Nutzer voneinander getrennt. Auf Facebook seien die Status-Meldungen der Benutzer dreimal so häufig aktualisiert worden wie üblich, sagte eine Sprecherin. Über soziale Netzwerke verabreden sich Fans zu gemeinsamen Trauerfeiern, so wollen sich laut einem Facebook-Eintrag in San Francisco rund 50 Anhänger treffen, um den berühmten Tanz aus dem Video zu Jacksons Thriller aufzuführen.

Sogar Google war mit der Zahl der Suchanfragen zu Michael Jackson zeitweise überfordert. Da Millionen von Internet-Nutzern bei Google News gleichzeitig nach "Michael Jackson" suchten, vermutete Googles Technik eine maschinengesteuerte Hacker-Attacke und warf zeitweise nur eine Fehlermeldung als Suchergebnis aus. Google News findet aktuell rund 55.000 Meldungen über Michael Jackson.

Auf Wikipedia tobte nach der Meldung des amerikanischen Hollywood-Magazin TMZ ein Streit unter den Autoren, die den Eintrag zu Michael Jackson bearbeiteten. Kurz nachdem TMZ ohne nähere Quellenabgabe den Tod gemeldet hatte, wurde auch der Wikipedia-Eintrag entsprechend geändert. Andere Autoren machten diese Eingabe rückgängig, da die Todesnachricht nicht von verlässlichen Quellen bestätigt werden konnte. Der Streit um die Änderungen beruhigte sich erst, als ein Gerichtsmediziner den Tod Jacksons bestätigt hatte.

Jacksons Verscheiden bewirkt nun, dass sich viele an ihn erinnern wollen. Seine Musik verkauft sich so gut wie lange nicht mehr. In der stündlich aktualisierten Hitliste des Online-Kaufhauses Amazon belegten am Freitag Nachmittag Michael Jackson und die Gruppe Jackson Five die obersten 15 Plätze der verkauften CDs. Beim Apple-Onlinedienst iTunes war Jackson in den Top 15 neun Mal vertreten, darunter auf den Plätzen eins bis vier.

Michael Jacksons prägende Musik hat viele Menschen in aller Welt beeindruckt. Sie danken ihm posthum mit ihrer Aufmerksamkeit. "RIP MJ" – Rest in Peace, Michael Jackson – ist eine der meist verschickten Mitteilungen dieser Tage.

ZEIT ONLINE

Daniel Schlicht

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