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Die "Financial Times Deutschland" erscheint am siebten Dezember zum letzten Mal.

© dpa

Zeitungssterben: Aus für "Financial Times Deutschland" bestätigt

Die Mitarbeiter der "Financial Times Deutschland" wurden erst heute über das Aus der Zeitung informiert. Die Belegschaft ist nicht nur entsetzt über die Schließung der "FTD", sondern auch über den Umgang der Geschäftsleitung mit den Beschäftigten.

In der Belegschaft der „Financial Times Deutschland“ ist das Entsetzen groß. Nicht allein über die Nachricht, dass die Wirtschaftszeitung eingestellt werden soll. Sondern auch darüber, wie der Vorstand des Hamburger Verlags Gruner + Jahr mit den Mitarbeitern umgeht – nämlich: gar nicht. So der Betriebsrat.

Obwohl andere Medien seit Tagen über das Aus der „FTD“ berichteten, obwohl der Vorstand am Mittwochabend vom Aufsichtsrat freie Hand für seine Pläne bekommen hat und damit bekannt wurde, dass die Zeitung zum letzten Mal am 7. Dezember erscheinen soll und 320 von 350 Arbeitsplätzen gestrichen werden, sind die Mitarbeiter erst am Freitagvormittag über das Ende der „FTD“ und den Verkauf der Magazine „Börse Online“ und „Impulse“ informiert werden. Mittlerweile bestätigte auch der Betriebsrat die Einstellung der Zeitung und der Online-Ausgabe.

Noch sei ja gar nicht über das endgültige Aus entschieden, hatte ein Verlagssprecher am Donnerstag gesagt. Noch seien Gespräche über einen Verkauf der „FTD“ geführt worden. Doch allen Beteiligten dürfte klar gewesen sein, dass die Chancen dafür mehr als gering waren. Die Wirtschaftszeitung ist hoch defizitär, 250 Millionen Euro Verlust soll sie in den zwölf Jahren ihres Bestehens gemacht haben.

„Der Vorstand betreibt eine Taktik des Hinhaltens. Dadurch werden Ängste und Verunsicherungen unter den Mitarbeitern nur noch mehr geschürt“, sagte eine Sprecherin des Betriebsrats der G+J-Wirtschaftsmedien. Das Gremium fordert eine sozialverträgliche Lösung und erwartet, dass der Vorstand heute in Hamburg seine Pläne für eine entsprechende Abwicklung vorstellt. Kündigungen sollen Ende Januar ausgesprochen werden. 40 Millionen Euro sind angeblich für Abfindungen eingeplant. Falls bis Ende Januar kein Käufer für „Börse Online“ und „Impulse“ gefunden werde, sollen laut „FAZ“ auch diese Magazine eingestellt werden. Nur den Monatstitel „Capital“ will der Verlag behalten und offenbar an die Redaktion des „Stern“ anbinden.

Die „FTD“ veröffentlichte am Donnerstag eine ganze Seite mit Briefen, in denen Leser viel Sympathie für die Leistung der Zeitung und ihr Bedauern über die Einstellung bekundeten.

G+J-Vorstandsmitglied Julia Jäkel äußerte sich in der „Zeit“ zwar nicht direkt zur „FTD“, bekannte sich angesichts der Zeitungskrise aber zu Versäumnissen: „Manchmal haben wir uns verhalten wie ängstliche Manager.“ Der Verlag sei „zu zaghaft an die durch das Internet ausgelösten Veränderungen herangegangen, wir haben aber gleichzeitig durch die ewige Diskussion über strukturelle Veränderungen unsere Hefte aus den Augen verloren“.

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