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Sie haben sich bei "Bauer sucht Frau" gefunden: Landwirt Herbert und seine Ehefrau Karin stehen in einem Feld im niedersächsischen Rastede.

© dpa

TV-Kritik "Bauer sucht Frau": Ehrliches Format mit reinem Herzen

Die Kuppel-Show "Bauer sucht Frau" startet in die zehnte Staffel. Unser TV-Kritiker lobt das Format für seinen gefühlvollen Ton - und amüsiert sich über einige skurrile Kandidaten.

Jetzt rappelt es wieder mächtig im Schweinestall und die Hühner lassen wieder so eine lustvolle Gier in ihrem Gackern spüren. „Bauer sucht Frau“ die 10 Staffel erscheint mit vollem Mensch- und Tier-Einsatz am TV-Horizont. Aber die Zuschauer dieser Kuppel-Show zwischen Heustadel und Pferdekoppel müssen sich noch etwas gedulden. Erstmal werden die heiratswilligen Single-Bauern vorgeführt.

Zwischen den einzelnen Vorstellungsfilmen gibt es portionsweise die Hochzeitsvorbereitungen, die kirchliche Trauung und den langen Schluss-Kuss von Peter und Nicole zu sehen, einem glücklichen Paar aus der letzten Staffel. Ganz im Gegensatz zu anderen, zynisch verseuchten medialen Heiratsmärkten wie „Schwiegertochter gesucht“ oder „Schwer verliebt“ ist „Bauer sucht Frau“ ein ehrliches Format mit einem reinen Herzen. Vordergründig. Bei den anderen Shows werden Kandidaten präsentiert, bei denen man schon auf den ersten Blick erkennt, warum sie noch immer keinen Partner gefunden haben und wahrscheinlich auch nie einen finden werden.

Außer die Produktionsfirma arrangiert mit Geld und guten Worten ein Happy-End, das nur durch einen möglichen Fakten-Check aufgedeckt werden könnte. Bei „Bauer sucht Frau“ ist die Kandidatenauswahl einfach vielfältiger und etwas subtiler. Natürlich gibt es auch hier die offensichtlich Verlierer im TV-Dating-Business. Der fränkische Schäfer Rainer ist 41 und sucht eine Partnerin, die Humor hat. Und Humor braucht die gesuchte Dame auch, viel Humor, wenn sie Rainers Silberblick und die Segelohren im „Dumbo“-Größe übersehen soll.

Es gibt auch ganz ansehnliche Kandidaten

Der 27 jährige Rolf züchtet Masthähnchen und stottert. Natürlich darf auch ein stotternder Landwirt sein Herzensglück finden, aber muss das wirklich vor einer Kamera und einem Millionen-Publikum passieren? Aber, und da zeigt sich dann auch wieder die Qualität dieses RTL-Formats, es gibt hier auch ganz ansehnliche Kandidaten, wie zum Beispiel Landwirt Gunther, den 20-jährigen Schweinezüchter aus Mittelfranken.

Trifft den richtigen Ton: Moderatorin Inka Bause.
Trifft den richtigen Ton: Moderatorin Inka Bause.

© dpa

Dem Zeitgeist geschuldete Erweiterungen bei der Kandidatenauswahl sind aber auch beim 10 Liebesreigen wieder vorhanden. Der homosexuelle Rinderzüchter Detlef sucht den den Mann fürs Leben und die lesbische Pferdewirtschaftsmeisterin Katrin sucht die Frau fürs Leben. Wirklich angenehm und fast wohltuend altmodisch sind die Off-Texte. Nicht mit zynischen Kommentaren oder schlechten Wortspielen zugekleistert und von  Moderatorin Inka Bause gesprochen.

Ironiefreie Überinszenierung

Und sie verfällt auch nicht der immer häufiger vorkommenden Unart, alles mit gedachten Anführungszeichen und in einer nervig-ironischen Stimmlage zu sprechen. Frau Bause nimmt man die gesprochene und vor der Kamera gezeigte Begeisterung für die Liebessuchenden voll ab. Das ist wohl auch das Geheimrezept für den anhaltenden Erfolg dieser Doku-Soap. Alle möglichen Zutaten, auch versteckt fiese, aber präsentiert mit ganz viel rosaroten Romantik-Schleifchen.

Gefühlvolle Herz-Schmerz-Texte und ironiefreie Überinszenierung von TV-Liebesglück - her damit! Und selbst wenn Inka Bause aus ihren geöffneten Händen eine schneeweiße Hochzeitstaube in den hellblauen Himmel flattern lässt, gibt der Bildschirm wegen Klischee-Overkill nicht seinen Geist auf oder zerfließt in Tränen. Chapeau!

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