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Forellen-Kaviar in Avocado: Jürgen von der Lippe und Jan Böhmermann im "Neo Magazin Royale".

© Youtube

"Neo Magazin Royale": Es gibt gute Gründe für Böhmermanns #Quotenbremse

Schau nach bei Harald Schmidt: Jan Böhmermann hat in seiner zweiten Show nach der Sendepause gut daran getan, etwas herunterzukommen. Ein Kommentar.

Es hat seine Zeit gebraucht, bis der Name Jan Böhmermann dem großen Publikum bekannt wurde – und damit ist nicht die Endlos-Berichterstattung über das Schmähgedicht auf den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan gemeint, sondern seine preisgekrönte Satire #Varoufake, also die gefälschte Fälschung von Yanis Varoufakis gestrecktem Mittelfinger Richtung Deutschland.

Jan Böhmermann ist freilich erheblich länger auf Sendung und hatte schon vor der Affäre um Erdogan Erfahrung mit juristischen Auseinandersetzungen wegen angeblicher oder echter Verunglimpfungen. Die Parodie „Lucas’ Tagebuch“ über Lukas Podolski auf EinsLive führte nicht nur zu einem Gerichtsstreit – der für Podolski nicht positiv ausging –, sondern auch dazu, dass der Fußballspieler bei der WM 2006 der ARD keine TV-Interviews mehr gab.

Drei Jahre später gehörte Böhmermann zum Ensemble der Harald-Schmidt-Show, die gerade von Sat 1 zum Ersten gewechselt war. Seine Sendung am Donnerstag stellte Böhmermann unter den Hashtag #Quotenbremse. „Schau nach bei Schmidt“ wäre ebenfalls passend gewesen. Zu seinen besten Zeiten konnte es sich Harald Schmidt leisten, in seiner Show sprichwörtlich die Lichter ausgehen zu lassen.

370.000 Zuschauer sind noch immer die zweitbeste Quote

Eine Sendung im Dunkeln, quasi als televisionäre Schweigeminute. Slow down, das ist für Böhmermann ebenfalls das Gebot der Stunde. Inhaltlich sowie bei den Erwartungen des Publikums, die ansonsten nur noch enttäuscht werden können. Was die Quote anging, war Böhmermann mit der Vollbremsung erfolgreich. Statt 620.000 Zuschauern schauten dieses Mal „nur“ 370.000 zu, immerhin noch immer der zweitbeste Wert insgesamt.

Hatte das zweite „Neo Magazin Royale“ nach der Sendepause weniger Zuschauer, weil Böhmermann die „Quotenbremse“ ausgerufen hat? Ließ das Interesse an der Satire-Show bei ZDFneo am Donnerstagabend sowie auf Youtube nach, weil Youtube-Songs mit Einhörnern und Jürgen von der Lippe als kochender Gaststar beim Publikum keinen Einschaltimpuls ausgelöst haben? Wohl eher nicht. Das Publikum hatte sich vielmehr bereits in der vergangenen Folge, in der Böhmermann die RTL-Kuppelshow „Schwiegertochter gesucht“ mit Vera Int-Veen – Stichwort „Verafake“ vorgeführt hat – davon überzeugen können, dass das „Neo Magazin“ wieder in gewohnten Gewässern unterwegs ist.

Die Bemerkung „Gedichte sind gefährlich“ von Böhmermann zu von der Lippe, als der eines zum Besten geben wollte, war darum auch der einzige Hinweis auf die Affäre Erdogan. Von der Lippe zeigte sich schlagfertig: „Es kommen keine Tiere darin vor“, sagte er. Den ZDF-Oberen dürfte es recht sein.

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