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Im RADIO: Gespenster von Berlin

Tom Peuckert rät, was Sie im Hörfunk nicht verpassen sollten. Ein Feature über Shoppen in China ist auch dabei.

Warum ist der Berliner bloß so nervös? Warum schläft er schlecht, warum bricht er oft in Tränen aus? Clemens Schönborns Hörspiel „Die Gespenster von Berlin“ hat dafür eine verblüffende Erklärung. Nicht Leistungsdruck oder Statusangst quälen den Zeitgenossen, sondern die Geister der vielen Vorfahren, die in seiner Stadt gelebt haben. Sie poltern nachts in den Wohnungen und melden sich im Radiorauschen zu Wort. Fontanes Dienstmädchen, russische Besatzer, Kriegerwitwen, Maueropfer. Schönborns Hörspiel lässt seine Figuren auf ganz unorthodoxe Weise in den historischen Untiefen Berlins versinken (Kulturradio vom RBB, 21. März, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

In der chinesischen Industriestadt Guangzhou gibt es eine große Kolonie afrikanischer Händler. Von hier aus wird der Warenverkehr zwischen Asien und Afrika organisiert. Was immer Afrikas Wirtschaft benötigt, es lässt sich in China zu günstigen Preisen erwerben. Lorenz Rollhäusers Feature „Shoppen in China“ porträtiert kleine und große Helden dieser fernen Geschäftswelt. Reich gewordene Handelsbarone und fixe Dealer, die vom schnellen Zwischengewinn leben. Für alle ist China das Land ökonomischer Verheißungen. Einen Umweg über Europa muss hier niemand mehr machen (Deutschlandradio Kultur, 22. März, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Michael Theurillats Radiokrimi „Sechseläuten“ führt zurück in das Jahr 2008. Die Schweiz bereitet sich auf die Fußball-Europameisterschaft vor. Während eines Volksfestes kommt eine Frau auf mysteriöse Weise ums Leben. Sie ist Mitarbeiterin der Fifa, deren Zentrale bekanntlich in Zürich liegt. Schon bald hat der ermittelnde Kommissar eine Spur, die in Abgründe der Schweizer Geschichte führt. Es geht um lange zurückliegende Verbrechen an den Außenseitern der Gesellschaft. Warum reißen die Wunden gerade jetzt wieder auf? Welche Rolle spielt das ebenso macht- wie geldhungrige Imperium namens Fifa? (Deutschlandradio Kultur, 24. März, 21 Uhr 33)

Ein junges Paar macht seine Hochzeitsreise schon vor der Hochzeit. Man will sich zunächst gut kennenlernen, um dann über Sinn oder Unsinn einer ehelichen Bindung zu entscheiden. Eigentlich eine sehr rationale Idee und trotzdem die Fabel eines ganz fantastischen Buchs. Irmtraud Morgners Roman „Hochzeit in Konstantinopel“ erschien 1968 in der DDR und wenig später auch in der Bundesrepublik. Eine „aufgeklärte Scheherazade“ urteilte der „Spiegel“, und Feministinnen entdeckten in Morgners wuchernder Fantasie eine spezielle Form weiblicher Genialität. Der schöne Roman lässt sich nun auch in einer Hörspieladaption genießen (Deutschlandfunk, 25. März, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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