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In der Lanz-Runde vom 5. Juli: Roderich Kiesewetter (CDU), Markus Lanz, Svenja Flaßpöhler, Hendrik Steeck und Karl Lauterbach (v.l.n.r.).

© Tsp

Karl Lauterbach auf allen Kanälen: Hier talkt der Virus

Joachim Huber fürchtet sich vor einer neuen Corona-Welle - im Fernsehen. Ein Kommentar.

Vom Menschen heißt es in optimistischen Annahmen, er sei lernfähig. Also müsste auch das Fernsehen, von Menschen für Menschen gemacht, lernfähig sein. Zweifel daran werden nicht automatisch durch den Fakt genährt, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Sonntag bei „Anne Will“ sitzt und am Dienstag bei „Markus Lanz“. Corona ist ein aktuelles Thema – Stichwort „Sommerwelle“ – und die Vorhersagen für den Herbst bewegen sich auf Alarmniveau. Darüber muss berichtet, darüber muss gesprochen werden.

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Das Wie entscheidet dabei. Neben dem ZDF-Talker Lanz könnte jedes vergleichbare Format herangezogen werden, um diese Sorge zu formulieren: Wird aus Covid-19 wieder nur ein Geschäftsmodell für das (Gesprächs-)Fernsehen? Wo ein Minister Karl Lauterbach, da ein Virologe Hendrik Streeck oder eine Philosophin Svenja Flaßpöhler. Ja, der Weg aus der Pandemie ist streitig, die eine richtige Handlungsweise scheint es nicht zu geben. Die Talkshow-Macher hätten ihre Schlüsse Richtung neuer Verantwortung ziehen, wenigstens ins Grübeln hätten sie kommen können, ob die Suche nach dem wegwesenden Pandemie-Management nicht auch ein neues Talkmanagement hätte provozieren müssen. Sie bleiben aber beim bewährten Instrument der Streitaxt. An der Themen-Intonierung, an der Einladungspolitik ist unschwer die Absicht abzulesen, die dauererregte Corona-Gesellschaft weiter zu erregen. Der Virus ist zum Talkvirus mutiert.

Kontrovers-Modell

Maskenpflicht, Impfpflicht, Lockdown, Schulschließung, Booster – die wesentlichen Begriffe sind nicht neu, sie werden nur neu aufgeladen. Auch die Gesprächspartner sind nicht wesentlich neu. Karl Lauterbach war immer schon da, und er wird auch weiter da sein. Lauterbach wird dann mit einem Antipoden zusammengespannt, damit es im Studio kracht, damit sich die jeweiligen Lager in Scharen vor dem Bildschirm einfinden.
Das Fernsehen wird vom Kontrovers-Modell nicht ablassen. Seine Lernfähigkeit scheitert am Quotengen. Es sind Politik und Wissenschaft, die klüger handeln müssen. Im Fernsehstudio wird das Virus nicht besiegt, es wird nur weiter gestreut.

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