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Im RADIO: Horst Tappert ist wieder da

Ein Verbrechen kann sich auch für die Populärkultur lohnen: Was Sie diese Woche im Radio nicht verpassen sollten.

Der Pole Tadeusz Borowski war als junger Mann im Lager Auschwitz. Bevor er sich 1951 das Leben nahm, schrieb er darüber Gedichte und Erzählungen. Mit der traurigsten Heiterkeit, die man sich denken kann, berichtet er vom Alltag in der Vernichtungswelt. Boxkämpfe, Orchesterkonzerte, Lagerbordell, der allgegenwärtige Tauschhandel. Sein ironischer Plauderton lässt das Entsetzliche nur grell hervortreten. Regisseur Kai Grehn hat Borowskis Erzählung „Bei uns in Auschwitz“ behutsam in Szene gesetzt, mit Sounds von den Originalschauplätzen. Ein Hörspiel, ebenso unterhaltsam wie verstörend (Kulturradio vom RBB, 23. Januar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Ein Verbrechen kann sich auch für die Populärkultur lohnen. Das bewies Anfang der Sechziger der TV-Dreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“. Die filmische Nacherzählung des größten Raubüberfalls der jüngeren Geschichte war in Deutschland ein Straßenfeger. Unterm gleichen Titel hat Autor Sándor Ferenczy die Plünderung des königlich-britischen Postzugs im Jahr 1963 im Hörspiel verewigt. Wie im Film spielt der junge Horst Tappert die Hauptrolle. Das Hörspiel erschien als Schallplatte und galt als verschollen. Nun hat sich ein Exemplar angefunden (Deutschlandfunk, 24. Januar, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Die Figuren des französischen Dramatikers Jean Baptiste Molière sind in der feudalen Ständegesellschaft verwurzelt. Mächtige Schranken liegen zwischen Bürgertum und Adel, aber es gibt schon ein eifriges Streben hinauf und ein Tricksen und Buhlen hinunter. In Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“ wird die gesellschaftliche Unruhe turbulent durchgespielt. Ein reicher Bürger auf Statusjagd, ein verarmter Graf auf der Suche nach Geld für sein süßes Leben. Intrigen, Missverständnisse, erotische Wirren in vielen Schlafzimmern. Zu hören in einer Radioadaption aus den 50er Jahren (Deutschlandfunk, 24. Januar, 20 Uhr 05).

Vier legendäre Opernsängerinnen der 50er- und 60er-Jahren spielen die Hauptrollen in Thomas Voigts Hörspielcollage „Prima La Donna“. Keine erfundenen Gestalten, sondern tatsächlich existierende Heldinnen des Musikbetriebs. Basis des zauberhaften Hörspiels sind Interviews mit den Sängerinnen Elisabeth Schwarzkopf, Leonie Rysanek, Ljuba Welitsch und Martha Mödl. Die Primadonnen plaudern über Kunst und Leben, zeigen sich gleichermaßen als Kunstgeschöpfe, Stilikonen und kraftvolle, lebenskluge Frauen (Kulturradio vom RBB, 25. Januar, 14 Uhr 04).

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