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Tränengas über Kibera am 23. Mai diesen Jahres. Die Opposition protestiert gegen die Kommission für die Vorbereitung der Parlamentswahlen im nächsten Jahr. Sie halten die Kommission für korrupt.

© Daniel Irungu/dpa

Was bringt die Digitalisierung den Entwicklungsländern?: Mit Apps aus der Armut

Die Digitalisierung bietet Entwicklungsländern viele Chancen auf eine neue Form der Teilhabe, wie eine Podiumsdiskussion zur "Welt im Wandel" ergab.

In Afrika sind zwei Drittel der Bevölkerung online. Das zeigt, welchen Stellenwert die Digitalisierung auf dem Kontinent hat. Welche Auswirkungen die digitale Revolution für Entwicklungsländer mit sich führt, wurde am Dienstagabend in der Veranstaltungsreihe „Welt im Wandel“ von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Tagesspiegel von Fachleuten im Redaktionshaus diskutiert.

„Der digitale Wandel eröffnet Entwicklungsländern viele neue Chancen“, erklärte David Deissner vom Vodafone-Institut, „er hat viele Innovationen hervorgebracht, die wirtschaftliche und soziale Fortschritte ermöglicht haben und auch armem Bevölkerungsschichten Zugang zu Märkten verschaffen." Eine Vodafone-Tochter hat 2007 das Bezahlsystem M-Pesa auf den afrikanischen Markt gebracht. Das Mobiltelefon wird mit Guthaben aufgeladen, mit dem Waren bezahlt oder Überweisungen getätigt werden können. „Damit wurde eine mobile Bank für Leute ohne Konto geschaffen“, erklärte Deissner. In Kenia beispielsweise hätten 30 Prozent der Bevölkerung ein Bankkonto, 70 Prozent hingegen würden via M-Pesa Überweisungen tätigen.

Diskussion zum digitalen Wandel in Entwicklungsländern, am Dienstagabend im Tagesspiegel.
Diskussion zum digitalen Wandel in Entwicklungsländern, am Dienstagabend im Tagesspiegel.

© Kai-Uwe Heinrich

„M-Pesa ist aber nur ein Erfolgsbeispiel“, bestätigte der Leiter „Digitale Welten“ der GIZ, Jan Schwaab, „Digitale Anwendungen seien aus der Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr wegzudenken.“ Durch den digitalen Wandel würden neue Perspektiven geschaffen, weil auch neue Branchen entstünden. Fabian-Carlos Guhl reist regelmäßig mit jungen Start-ups durch Afrika und bringt sie beispielsweise mit Bauern zusammen, für die sie dann spezielle Apps entwickeln sollen. „So ist eine App entstanden, die es Bauern ermöglicht, ihren Hof besser zu managen“, erklärte Guhl, der die Organisation Ampion gegründet hat. Per App könnten die Landwirte die Anzahl ihres Viehs überprüfen und den aktuellen Wert der Tiere auf einzelnen Märkten vergleichen. „Das Internet macht es möglich, dass sich Menschen aus verschiedensten Kontexten vernetzen“, sagte die Publizistin Anke Domscheit-Berg. Als Beispiel führte sie einen Schreiner aus Südafrika an, der nach einem Arbeitsunfall neue Finger von einem Marionettenhersteller aus Kanada erhielt. Inzwischen hätten die beiden ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen und drucken im 3-D-Verfahren kostengünstig Dinge, die für Menschen in Entwicklungsländern bisher oft unerschwinglich waren. „Damit entsteht eine neue Form der Teilhabe“, meint Domscheit-Berg.

Apps aus dem Süden für den Norden

Das Potenzial der Entwicklungsländer wächst – das erkennen inzwischen auch internationale Investoren. „Innovationen sind in Entwicklungsländern schneller durchsetzbar, weil der Markt noch nicht gesättigt ist“, so Fabian-Carlos Guhl. „Wir versuchen, Kleinunternehmen mit Investoren zusammenzubringen, denn letztlich profitieren beide Seiten.“ Es sei aber wichtig, dass die Staaten den institutionellen Rahmen für die Digitalisierung schafften, ergänzte Schwaab.Erste Apps aus Entwicklungsländern finden inzwischen auch im Norden Anhänger. Anke Domscheit-Berg nutzt beispielsweise eine, die zeigt, wie viel Regenwasser man auf seinem Dach sammeln kann.

Lisa Splanemann

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