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Stephan Weichert ist Professor  für digitalen Journalismus sowie Gründer des Debattenportals Vocer.org.

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Zu meinem ÄRGER: Nicht zum Richter aufspielen

Journalismus zwischen Anmaßung und Mut: Stephan Weichert, Gründungsmitglied des Debattenportals Vocer.org, ordnet die Medienwoche ein.

Herr Weichert, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Ich ärgere mich schwarz darüber, dass viele Medien es offenbar nicht lassen können, Angeklagte in laufenden Prozessen vorzuverurteilen: Sebastian Edathy, Uli Hoeneß oder der ehemalige Vorsitzende des Netzwerks Recherche, Thomas Leif – es gibt kaum etwas Ehrenrührigeres, als wenn Journalisten sich zum Richter oder schlimmer noch: zum Henker erklären und ihren Auftrag als „Vierte Gewalt“ missbrauchen. Der „Spiegel“ hat beim Thema Edathy diese Woche gezeigt, wie man es anders machen kann.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Oh ja – und wie: Mich freut die neue Gründermentalität, die inzwischen viele Journalisten verströmen – wie die ehemaligen Printjournalisten Georg Dahm und Dennis Dilba, die jetzt auch ohne Verlag im Rücken das erste rein digitale Wissenschaftsmagazin „Substanz“ gründen. Ihre Unverdrossenheit und Aufbruchsstimmung hat hoffentlich Vorbildcharakter für die gesamte Branche.

Welches Internetvideo empfehlen Sie?

Mit dem Youtube-Experiment „My Revolution – Video Diary from Kiev“ haben die Autoren Annie Berend, Anne Breer, Nickolay Ovcharov und Produzent Stephan Lamby filmerischen Mut bewiesen: Die 30-Minuten-Doku ist Pflichtprogramm für alle, die sich ein unabhängiges Bild von der Lage in der Ukraine verschaffen wollen – ungeschminkt, krass, bedrückend. Anschauen!

Stephan Weichert ist Professor für digitalen Journalismus sowie Gründer des Debattenportals Vocer.org.

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