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Für die Puristen ein Graus: Das ZDF überträgt den Audi Cup 2015

© dpa

Pro & Contra: Sollen ARD und ZDF Testspiele übertragen?

6,3 Millionen Zuschauer sahen das Testspiel der Bayern gegen Real Madrid. Zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen ZDF. Ein Unding?

PRO:

Es gilt die Grundprämisse: Fußball ist Fernsehen, Fernsehen ist Fußball. Das Medium und der Profisport bedingen einander, brauchen einander, der Profit ist gegenseitig. Ohne Fernsehen läuft in dieser Liga gar nichts, ohne Fußball wird das Medium insgesamt an Quoten und Marktanteilen verlieren.
Von der Saison 2016/17 an will die Deutsche Fußball Liga aus den Medienrechten pro Spielzeit rund eine Milliarde Euro erlösen. Das Fernsehen, Free- oder Pay-TV, privat oder öffentlich-rechtlich, wird den Löwenanteil finanzieren. Direkt über die TV-Lizenzen, indirekt über die Bilder, an denen die weiteren Finanziers wie Trikotwerber, Sponsoren – you name it! – dringend interessiert sind.
Es zeugt von einer sympathischen und zugleich romantischen Einstellung, den Fußball teilen zu wollen – in wichtige Begegnungen (Pflichtspiele) und in unwichtige (Testspiele). An dieser Trennlinie soll sich das Fernsehen, insbesondere das öffentlich-rechtliche, orientieren. Lassen wir die Fans unter den Fernsehzuschauern mal beiseite: Sie sind immer hungrig nach dem rollenden Ball.

Fußballer kosten zwölf Monate im Jahr Geld

Nehmen wir die Klubs in Betracht: Sie sind immer gierig nach Millionen, die Wahnsinnsgehälter müssen nicht nur in der Saison, sondern über zwölf Monate im Jahr bezahlt werden. Da kommt jede weitere TV-Einnahme nur recht. Fernsehpräsenz sichert den Spielbetrieb. Wer anderes will, der will einen anderen Sport. Der möchte nicht wettbewerbsfähige Teams Made in Germany, der möchte, der muss Fußball aus dem 20. Jahrhundert akzeptieren.
Das Fernsehen ist längst aus anderer Ecke unter Druck geraten. Youtube, Video-on-Demand-Plattformen wie Netflix nagen am linearen Ausstrahlungssystem. Gegenmittel sind die „Tatort“-Premieren, Nachrichten und ganz sicher Fernsehen live, Fußball live.
Ein Medium, jedes Medium braucht unique Lockstoffe, Sonderangebote für sein übriges Sortiment. Fußball-Testspiele gehören dazu. Joachim Huber

CONTRA: Stolze 6,3 Millionen Zuschauer können nicht irren. Auf rund 25 Prozent der eingeschalteten Fernseher lief am Mittwoch im ZDF das Finale eines Fußballturniers. Einen Tag vorher waren es im ZDF beim Halbfinale derselben Veranstaltung 5,9 Millionen und 22 Prozent. Und auch am vergangenen Samstag durfte sich das ZDF über den Tagessieg bei den Einschaltquoten freuen – den deutschen Fußball-Supercup verfolgten ebenfalls fast sechs Millionen Menschen.
Das ZDF hat also alles richtig gemacht? Mitnichten. Drei Fußball-Liveübertragungen mit überschaubarem sportlichem Wert in fünf Tagen im Abendprogramm eines öffentlich-rechtlichen Programms – muss das wirklich sein?Natürlich können ARD und ZDF auf das überwältigende Interesse der Zuschauer am Fußball verweisen. Ob es zum öffentlich-rechtlichen Sendeauftrag gehört, belanglose Testspiele zur Primetime auszustrahlen und den namensgebenden Sponsor stundenlang in Wort und Bild zu würdigen, darf allerdings bezweifelt werden. Dabei haben Fußball-Liveübertragungen bei ARD und ZDF durchaus ihre Berechtigung, nur es muss eben nicht jedes Spiel sein. Welt- und Europameisterschaften, Länderspiele, gern auch die Champions League und der DFB-Pokal. Aber für den Rest wurde das Privatfernsehen erfunden.

ARD und ZDF sind quotenfixiert

Doch mit ihrer Quotenfixierung haben sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten selbst in eine Zwickmühle gebracht. Und die TV-Zuschauer entsprechend erzogen. Die sind inzwischen eben mehrheitlich nicht mehr erstaunt, wenn ihnen statt eines anspruchsvollen Informations- oder Unterhaltungsprogramms zur Hauptsendezeit seichte Fußball-Kost vorgesetzt wird. Und das bald Tag für Tag. So lässt es sich auch die ARD nicht nehmen, Deutschland am Donnerstagabend mit der Übertragung eines Qualifikationsspiels zur Europa League zu erfreuen. Das Ganze hat auch sein Gutes, denn wenigstens wird der TV-Zuschauer an heißen Tagen wie diesen nicht auch noch vom Fernsehen überfordert. Jörg Leopold

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