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Geht’s noch? Die Ermittler Felix Klare und Richy Müller.

© SWR/Christian Koch

Stuttgarter „Tatort“: Einer flog über das Kriminest

Für den letzten „Tatort“ vor der großen Sommerpause braucht es eine gehörige Portion Humor – oder vielleicht auch andere Stimulanzien.

Es wurde schon vieles versucht, dem in die Jahre gekommenen „Tatort“ neues Leben einzuhauchen. Als Traumschleife des Ermittlers (Uli Tukur), als Experiment ohne Drehbuch, als Action-Spektakel (T. Schweiger). Sollte allerdings die krude Humor-Idee des Südwestrundfunks mit der neuen Stuttgarter Ausgabe (Tatort – Die Nacht der Kommissare“, 18.06, ARD, 20.15 Uhr) Schule machen, wird an dieser Stelle beim „Tatort“ nichts Neues mehr gefordert, sondern der Ruf nach dem guten, alten Spießer-Bienzle wach.

Dabei haben wir hier doch eines unserer Lieblingsermittler-Paare bei der Arbeit: die sonst so toughen Sebastian Bootz (Felix Klare) und Thorsten Lannert (Richy Müller). Was den beiden das Drehbuch (Wolfgang Stauch) rund um eine Wasserleiche ohne Körper, Kleindealer-Deals und ungewöhnliche Ideen für die bäuerliche Landwirtschaft zusammen reimt, ist, gelinde gesagt, erstaunlich und wird auch nicht durch souveräne Regie (Shirel Peleg) und Bigger-than-life-Musik besser.

Hab’ ich dir gesagt, dass ich dich liebe?

Thorsten Lannert alias Richy Müller zum Kollegen Bootz (Felix Klare)

Lannert sitzt, besser liegt, zum Start des Krimis offenbar betrunken in einer Bar. Oder wurde er unter Drogen gesetzt? Egal. Richy Müller bringt die erste Hälfte des Films den einen Satz zusammen: „Hab’ ich dir gesagt, dass ich dich liebe?“ Bootz (Klare) trägt es mit Fassung.

Betreutes Kollegentum also, woran dann auch die zweiten 45 Minuten mit regulären Ermittlern und einer leidlich interessanten, verdächtigen Bauernfamilie nichts mehr ändern. Am Ende springt auch noch ein Mörder raus, im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Art „Tatort“-Parodie, die ihren Platz sucht irgendwo zwischen „Dick und Doof“, Soko Stuttgart, Ennio Moricone und, wenn man Gutes sagen will, „Einer flog über das Kuckucksnest“. Ein Krimi, der am Ende vielleicht doch aus einem Grunde empfehlenswert sein könnte: Wenn man sich als Zuschauer davor selber unter Drogen setzt.

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