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Showmaster Thomas Gottschalk.

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Update

Showmaster: Zweite Chance für Gottschalk im Ersten

Eigentlich hat Showmaster Thomas Gottschalk seinen Abschied vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk genommen. Das könnte sich bald ändern - aber viele Fragen sind noch offen. Versenkt Gottschalk "Verstehen Sie Spaß?" endgültig?

Thomas Gottschalk und die ARD – eigentlich schien die Sache nach der Pleite mit der Vorabendshow beendet. Die mit großem Brimborium angekündigte Vorabend-Sendung „Gottschalk live“ wurde zum Quotenflop, der Sender zog im Juni dieses Jahres nach nicht einmal sechs Monaten die Reißleine und setzte das Format ab. Gottschalk wechselte in die „Supertalent“-Jury bei RTL. Richtig glücklich wurde er dort auch nicht. Nun könnte es doch noch ein Comeback im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geben. „Wir reden mit ihm über konkrete Pläne. Er soll wieder auf die Samstagabendbühne“, sagte die scheidende ARD-Vorsitzende Monika Piel dem Magazin „Stern“. Nähere Angaben machte sie nicht. Eine WDR-Sprecherin sagte dem Tagesspiegel am Donnerstag, die Gespräche mit Gottschalk dauerten an.

WDR-Programmdirektorin Verena Kulenkampff hatte bereits vor zwei Monaten gesagt, es gebe eine „Versicherung von Gottschalk und unserer Seite zu schauen, ob wir etwas entwickeln können, das für den Hauptabend im Ersten und für den Moderator Thomas Gottschalk passt“. Als Zeitfenster gab sie dabei das erste Halbjahr 2013 an. Über den Charakter der Show wollte sie auch am Donnerstag keine Aussage treffen. Vielfach war spekuliert worden, Gottschalk könne eine Art Gegen-„Wetten, dass..?“ in der ARD inszenieren.

Der Showmaster hat innerhalb der vergangenen zwölf Monate eine Odyssee durchs Medium Fernsehen angetreten, die ihresgleichen sucht. Nach seinem Abtritt vom ZDF-Zugpferd „Wetten, dass ..?“ im Dezember 2011 landete er im ARD-Vorabendprogramm, für das er zwischen Januar und Juni 2012 seine Show „Gottschalk Live“ bestritt.

Die Sendung bescherte der ARD nach gutem Start jedoch dramatische Quotenverluste. Der Sender will aus seinem Misserfolg mit Gottschalk gelernt und erkannt haben, dass der Moderator die große Bühne braucht und nicht das kleine Studio. Gottschalk habe „vielleicht unterschätzt, dass man sich in einer so kurzen Sendung viel weniger ausleben kann als in einer großen Samstagabendshow“, sagte Piel dem „Stern“. Eine Kurzstrecke erfordere sehr viel Disziplin. Gottschalk sitzt mittlerweile in der RTL-Show „Das Supertalent“ in der Jury neben Dieter Bohlen und Michelle Hunziker. Auch diese Sendung, noch vor ein und zwei Jahren extrem quotenstark, fährt mit Gottschalk nunmehr Verluste ein. Am 15. Dezember ist hier das Finale – ob es in der nächste Staffel mit Gottschalk weitergeht, ist höchst ungewiss.

„Wir machen erst die aktuelle Staffel zuende, und dann blicken wir in die Zukunft“, sagte eine RTL-Sprecherin. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass Gottschalk den einen Samstag wieder neben Dieter Bohlen im „Supertalent“ mitmacht und am nächsten Sonntag eine große ARD-Primetime-Show moderiert. Egal, was er da nach der „Tagesschau“ veranstaltet.

Gute Ideen liegen nicht auf der Straße. Dafür Altbekanntes. Versenkt Gottschalk in der Nachfolge von Guido Cantz „Verstehen Sie Spaß?“ endgültig, wie es einst schon Harald Schmidt versuchte? Übernimmt er den „Musikantenstadl“? Eine im Konzept ähnliche Alternative zu „Wetten, dass ..? wäre eine Option. Aber warum nicht retro? Reizvoll erscheint – der NDR hat es mit „Dalli Dalli“ vorgemacht – die Auffrischung lange zurückliegender Mega-Shows wie zu Beispiel „Einer wird gewinnen“, dem Vorläufer aller reinen Abfragequiz-Sendungen wie „Wer wird Millionär?“. Präsentiert wurde „Einer wird gewinnen“ (EWG) von Hans-Joachim Kulenkampff über 89 Folgen, von 1964 bis 1969 und 1979 bis 1987. Jörg Kachelmann versuchte 1998 ein „EWG“-Comeback, vergeblich. Europa ist mehr Thema denn je. Ein bisschen Unterstützung des europäischen Gedankens mit einem plaudernden Moderator Thomas Gottschalk und acht Kandidaten aus acht Ländern kann da nicht schaden, nicht weniger zumindest als der x-te Quiz-Aufguss à la Jörg Pilawa oder Eckart von Hirschhausen, vom „Wetten, dass ..?“-Abklatsch ganz zu schweigen.

Nur teurer dürfte Thomas Gottschalk für die ARD sein.

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