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Vor 33 Jahren wurde die Glienicker Brücke für die Allgemeinheit geöffnet.

© Foto: Andreas Klaer

Mauerfall und Novemberpogrome: Generationsübergreifendes Erinnern in Potsdam

Am Mittwoch und Donnerstag wird in der Landeshauptstadt der beiden einschneidenden historischen Ereignisse gedacht - ein Überblick über die Veranstaltungen.

Mit einem Zeitzeugenprojekt begleiten Schüler:innen der Katholischen Marienschule in Babelsberg sowie vom Berliner Dreilindengymnasium das Gedenken zum Jahrestag des Mauerfalls am 9. November. An der Potsdamer Mauergedenkstätte Griebnitzsee stellen die Schüler an der Einmündung zur Stubenrauchstraße die Arbeitsergebnisse ihrer Recherchen vor. Die Babelsberger Marienschüler hatten im Rahmen ihres Geschichtsleistungskurses ihre eigenen Großeltern, Eltern, sowie Familienfreunde und Bekannte zu den Erinnerungen an den Tag des Mauerfalls am 9. November 1989 befragt, und sich so mit dem historischen Moment auseinandergesetzt.

Auch Erinnerungen an Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit dem Mauerfall würden dabei offenbar, heißt es in einer Ankündigung des Schülerprojekts. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten die Marienschüler auch die Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße und befragten dort eine Zeitzeugin. In der Gedenkstätte war zu DDR-Zeiten das Potsdamer Gefängnis des DDR-Geheimdienstes, der Staatssicherheit, untergebracht.

Die Gedenkveranstaltung soll am kommenden Mittwoch um 13 Uhr beginnen. Sie wird sowohl vom Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg als auch von der Beauftragten des Landes zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Maria Nooke, getragen. Die Schüler werden aus ihren Arbeitsergebnissen und Zeitzeugeninterviews zitieren, eigene Texte vortragen sowie Porträts und Fotos vom Verlauf des Projekts zeigen.

Vor 33 Jahren wurde die Glienicker Brücke für die Allgemeinheit geöffnet

Während deutschlandweit der 9. November als Tag des Mauerfalls zelebriert wird, feiert Potsdam auch den 10. November. Vor 33 Jahren wurden am Tag nach dem Abend der Maueröffnung das lokale Wahrzeichen, die Glienicker Brücke, für die Allgemeinheit geöffnet. Zuvor durften nur Alliierte den Grenzübergang über die Havel zwischen Potsdam und Berlin nutzen.

Anlässlich der Öffnung der Brücke lädt die Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 gemeinsam mit der Stadt zum Gedenken an die Wiedereröffnung am 10. November 1989. Um 13 Uhr will man sich an der Nike-Skulptur von Wieland Förster treffen, geplant sind Grußworte von der Vizepräsidentin des Brandenburger Landtags, Barbara Richstein (CDU), der Aufarbeitungsbeauftragten Nooke und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

Mit selbstgemalten Plakaten wird dieser Trabi am 10. November 1989 auf der Glienicker Brücke von den West-Berlinern begrüßt.
Mit selbstgemalten Plakaten wurde dieser Trabi am 10. November 1989 auf der Glienicker Brücke von West-Berlinern begrüßt.

© dpa

Neben der Erinnerung an die Wiedereröffnung soll auch der Leidtragenden von Mauer und Teilung gedacht werden, heißt es in der Einladung zur Gedenkfeier. Am Abend des 10. November lädt die Gedenkstätte Lindenstraße noch zu einem Filmabend ins Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A, ein. Gezeigt wird „Nikolaikirche“ aus dem Jahr 1995.

Basierend auf dem Roman des Schriftstellers Erich Loest hatte der Regisseur Frank Beyer fünf Jahre nach der Friedlichen Revolution noch einmal die Ereignisse in Leipzig aus dem Jahr 1989 aufgegriffen, die in den berühmten Montagsdemonstrationen mündeten und den Fall der Mauer einleiteten. Der Film startet im Kinosaal des Filmmuseums um 19 Uhr.

In der Evangelischen Pfingstkirche in der Großen Weinmeisterstraße will man am 9. November beiden einschneidenden historischen Ereignissen gedenken: Das sind neben dem Mauerfall auch die Novemberpogrome, bei denen am 9. November 1938 durch das nationalsozialistische Regime zum Teil tödliche Gewalttaten gegen Juden organisiert und gelenkt wurden.

84 Jahre nach den Pogromen gegen Juden und 33 Jahre nach dem Mauerfall erinnert die Pfingstkirchgemeinde in Zusammenarbeit mit den Aufarbeitungsbeauftragten der Länder Berlin und Brandenburg sowie der Stiftung Berliner Mauer und der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen mit einem Chorkonzert.

Bei freiem Eintritt singt der Volny-Chor in der Kirche - das Ensemble mit 150 Sänger:innen gründete sich im Sommer 2020 als Reaktion auf die manipulierten Wahlen in Weißrussland. Ihre Konzerte geben die Künstler maskiert, um anonym zu bleiben und sich vor Verfolgung zu schützen. Um Voranmeldung für das Konzert am 10. November um 19 Uhr in der Pfingstkirche wird gebeten per Mail unter anmeldung@lakd.brandenburg.de.

Auch im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10-11, wird am 9. November der Pogrome vor 84 Jahren gedacht. Der Verein KOL - jüdische Musik beleben und erleben lädt um 19.30 Uhr zu einem Konzert unter dem Titel „Rückblick“ in das Foyer des Nikolaisaals ein.

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