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Das Olympiastadion in London. Mit den Sommerspielen steht für die Fernsehsender nach der Fußball-EM das zweite große Sportereignis in diesem Jahr auf dem Programm.Foto:dapd

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260 Stunden live: Olympia to go

ARD und ZDF übertragen bei London 2012 mehr im Internet als im Fernsehen. Dabei kommen die Sender mit 200 Mitarbeitern weniger aus als 2008 in Peking.

Es soll „die größte Show aller Zeiten“ werden, sagt der britische Premierminister David Cameron. Wenn es um die Olympischen Spiele geht, sind stets Superlative gefragt. So auch, wenn am 27. Juli im nagelneuen Londoner Olympiastadion die 30. Spiele eröffnet werden: mehr als 20 000 Athleten aus rund 200 Nationen, über 300 Wettbewerbe in 26 Sportarten. ARD und ZDF werden bis zur Schlussfeier am 12. August im täglichen Wechsel insgesamt rund 260 Stunden live berichten. Das kostet, so erfuhr man auf der Pressekonferenz in Hamburg, jeden der beiden Sender knapp zehn Millionen Euro. Dabei habe man extrem kostenbewusst kalkuliert, so Volker Herres, Programmdirektor der ARD. „Wir haben um jeden Posten gefeilscht und schicken insgesamt nur 480 Mitarbeiter nach London.“ Vier Jahre zuvor in Peking seien es noch rund 200 mehr gewesen. Auf die Frage, warum nicht einfach ein Sender die Fußball-EM und der andere die Olympiade übernehmen könne, erklärte ZDF-Chefredakteur Peter Frey: „Keiner könnte eine solche Veranstaltung allein schaffen, es sei denn man wollte auf das Hauptprogramm zwei Wochen lang komplett verzichten.“ Und obwohl die gute Zusammenarbeit gelobt und das kollegiale Verhältnis betont wurde, war doch auch die „gesunde Konkurrenz“ zwischen ARD und ZDF, von der ZDF-Programmchefin Anke Scholten sprach, stets spürbar. Da kam es nicht besonders gut an, dass Moderator Michael Antwerpes, der einst vom ZDF als Sportchef zum SWR gewechselt war, frotzelte: „Ich gehe immer vom Schlechteren zum Besseren.“

Nach der Eröffnungsfeier, die von Michael Steinbrecher und Wolf-Dieter Poschmann kommentiert werden wird, gibt es täglich von 9 Uhr 45 bis ein Uhr nachts Live-Berichterstattung mit stündlichen Olympia-Nachrichten. Anders als in Peking 2008 handelt es sich nur um eine Stunde Zeitverschiebung, so dass die Zuschauer bis in die Nacht hinein an den Entscheidungen teilhaben können. Erstmals präsentieren ARD und ZDF bei diesen Spielen einen besonderen Service: Mit sechs parallel im jeweiligen Online-Angebot ausgestrahlten Livestreams kann man sich sein eigenes Programm zusammenstellen. Rund 260 Stunden umfasst die klassische TV-Berichterstattung während der Spiele. Mehr als doppelt so umfangreich ist hingegen das Angebot an bewegten Bildern, das die beiden Sender im Internet zeigen. Abrufbar sind die Live-Streams über Computer, Smartphones und Tablet-PCs.

Neu ist die Zusammenarbeit des ZDF mit dem Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann, der auch für die deutsche Fußballnationalmannschaft gearbeitet hat. „Er wird mit uns darüber sprechen, was in den Köpfen vorgeht“, sagte ZDF-Teamchef Dieter Gruschwitz. Als weitere Experten sind die Schwimmweltmeisterin Franziska von Almsick und London-Kenner Rolf Seelmann-Eggebert dabei. Außerdem wird die sogenannte Doping-Task-Force des ZDF mit den Investigativ-Reportern Ralf Paniczek und Elmar Theveßen vor Ort sein. Ansonsten die handelsübliche Hintergrundberichterstattung mit Erklärstücken und Filmbeiträgen über Athleten, Sportarten, Regeln und Sehenswürdigkeiten. Letztere sind praktischerweise oftmals Kulisse für die Wettkämpfe: Triathlon im Hydepark, Pferdesport im Greenwich Park, Tennis in Wimbledon, Rudern in Eaton Dorney oder der Marathon durch die City. „Die Herausforderung für die leitenden Redakteure wird es sein, vor 25 Monitoren zu sitzen und zu entscheiden, auf welche Sportart gerade geschaltet werden soll“, erklärte Walter Johannsen, ARD-Olympia-Teamchef, der seit 1972 dabei ist. „Immer mit der Wahrscheinlichkeit, dass wir in dem Moment falsch liegen.“

Bei einer Liveschaltung zu den London-Korrespondentinnen Susanne Gelhard (ZDF) und Annette Dittert (ARD) erfuhr man, dass offenbar der Großteil der Bewohner dort „not amused“ von den Vorbereitungen zu dem Großereignis ist. „Der tägliche Verkehr ist jetzt schon enorm. Da befürchtet man, in dieser Zeit weder per U-Bahn noch auf der Straße weiterzukommen“, sagte Gelhard. Die größte Herausforderung sind allerdings die Sicherheitsvorkehrungen. Es handele sich um die „größte Operation in Friedenszeiten“, hatte Premier Cameron seinem Volk erklärt. Auf manchen Wohnhäusern sollen sogar Flugabwehrraketen installiert werden. „Viele Londoner überlegen auch, ob sie während der Olympischen Spiele nicht einfach in Urlaub fahren“, sagte Annette Dittert.

Beim Hörfunk rechnet man wieder mit 25 bis 28 Millionen Zuhörern. „Wir machen Radio to go“, sagte Alexander Bleick, Teamchef des ARD-Hörfunks. „So dass jeder, der möchte, mit dem Knopf im Ohr spontan in der Fußgängerzone losjubeln kann.“

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