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Noch arbeitet der Großteil des Berliner Verlages am Alexanderplatz.

© KWS

400 Bewerbungen: Berliner Verlag mitten in der Umstrukturierung

Bei „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ arbeiten große Teile der Redaktionen und die Chefredaktionen derzeit über Bande, eine direkte Kommunikation findet nicht statt.

Die Redakteure und Redakteurinnen des Berliner Verlages empfinden die Situation als absurd, zumindest jene, die noch am alten Standort am Alexanderplatz arbeiten und noch nicht im Feratti-Haus in der Alten Jakobstraße. Wenn sie zu ihren Chefredakteuren Jochen Arntz für die „Berliner Zeitung“ beziehungsweise Elmar Jehn für den „Berliner Kurier“ oder mit Thilo Knott für die Online-Redaktion von Berlin24 Kontakt aufnehmen wollen, läuft die Kommunikation über Mittelsmänner, bei denen es sich im Fall der „Berliner Zeitung“ um die Ressortleiter Politik/Wirtschaft und Lokales handelt. Nötig ist dieser Umweg, weil der Berliner Verlag seine Aktivitäten am Stammsitz beendet und am neuen Standort mit einer erheblich verkleinerten Mannschaft beginnt, die dann bei der Berliner Newsroom Gesellschaft beschäftigt ist. Nur wer bereits zum neuen Unternehmen gehört, hat den direkten Draht zu den Chefredakteuren.

Die Kölner DuMont Mediengruppe hatte Ende Oktober 2016 bekannt gegeben, dass „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ nur durch eine komplette Neuausrichtung zu retten seien. Dabei werden die Redaktionen um 50 Mitarbeiter auf 140 geschrumpft. Die 30 Mitarbeiter der Hauptstadt- und die Onlineredaktion werden von der neuen Gesellschaft übernommen. Die übrigen Mitarbeiter mussten sich neu bewerben.

Für einen Teil von ihnen – weniger als die Hälfte – ist die Ungewissheit inzwischen beendet. Ihnen wurde nach Weihnachten ein Vertrag angeboten. Die übrigen Mitarbeiter konkurrieren mit anderen Journalisten, die sich von außen für die Jobs in der Newsroom-Gesellschaft interessieren. Insgesamt habe man weit über 400 qualifizierte Bewerbungen erhalten, gab die DuMont-Mediengruppe auf Nachfrage bekannt.

Der Einzug im Neubau an der Grenze zwischen Kreuzberg und Mitte wird bis Mitte des Jahres dauern. Der Newsroom soll aber bereits im ersten Quartal komplettiert sein. Dort wartet auf „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ dann die nächste Herausforderung – der Spagat zwischen Qualitätszeitung und Boulevardblatt, denn die Redakteure und Redakteurinnen arbeiten für die beiden Zeitungen und die Online-Ausgaben gleichermaßen.

Beide Zeitungen haben in den vergangenen Jahren an Auflage verloren. Die „Berliner Zeitung“ verkaufte im dritten Quartal 2016 laut IVW noch 86 700 Exemplare, ein Jahr zuvor waren es noch 107 600 und 2014 sogar 114 400 Exemplare gewesen. Ähnlich schmerzhaft sind die Verluste beim „Kurier“, dessen Auflagen von 95 700 im Jahr 2014 über 90 100 im Jahr 2015 auf zuletzt 82 200 Exemplare gesunken ist. Kurt Sagatz

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