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Medien: Affront zum Abschied

Warum Wowereit und Platzeck Bernd Schiphorst nicht Adieu sagten

Medienpolitik in BerlinBrandenburg funktioniert so: Der Regierende Bürgermeister denkt, dass Brandenburgs Ministerpräsident sie macht, der Brandenburger seinerseits, der Berliner macht sie. Am Schluss macht keiner Medienpolitik. Eberhard Diepgen und Manfred Stolpe haben diese Tradition begründet, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck können sich davon nur schwer lösen. Zum Exempel: Am Mittwochabend sollte Bernd Schiphorst als Medienbeauftragter für Berlin-Brandenburg offiziell verabschiedet werden. Die Mosaikhalle der Siemens AG in Berlin-Spandau, war bestens gefüllt, aber vier Gäste fehlten dann doch: Diepgen, Platzeck, Stolpe, Wowereit. Diepgen und Stolpe hatten den früheren Bertelsmann-Manager Schiphorst vor drei Jahren auf „One-Dollar“-Basis verpflichtet, an Platzeck und Wowereit wäre es gewesen, Dank und Adieu zu sagen.

Hätte nicht Universal-Chef Tim Renner seinen Lebensweg und den Weg seines und weiterer Medienunternehmen nach Berlin eng mit dem „Network“ Schiphorst verbunden – der Medienbeauftragte hätte sich selbst verabschieden müssen. Nun ist Schiphorst, nicht zuletzt wegen seiner akuten Leiden als Hertha-Präsident, ein hartgesottener Typ, doch bei diesem Affront musste auch der 60-Jährige Oldenburger schlucken.

Immerhin, Michael Donnermeyer war das Grummeln der Festgemeinde nicht entgangen. Während Wirtschaftssenator Harald Wolf auf Schiphorst zueilte, erklärte der Senatssprecher auf Anfrage den Grund für Wowereits Fehlen. Er saß auf dem Londoner Flughafen Heathrow fest, das Geschenk – handsignierte One-Dollar-Scheine – saß in seinem Terminkalender fest, damit der Regierende es ja nicht vergisst. Und Platzeck? Hatte eine Sitzung und dachte, Wowereit würde den Weg in die Mosaikhalle schon finden … Ja, so kann Medienpolitik auch nicht funktionieren. Trotzdem, Schiphorst konnte sich am Ende des langen Abends, bekränzt, beglückwünscht und beschenkt wie er war, in der Gewissheit wiegen, dass er seine Aufgabe mit glücklicher Hand wahrgenommen hat. jbh

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