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Andreas-Peter Weber, Programmdirektor des Deutschlandradios, gilt als Favorit für die Nachfolge von Intendant Willi Steul

© Deutschlandradio/Bettina Fürst-

Update

Alle Kandidaten sind von Relevanz: Gesucht: Neuer Intendant für Deutschlandradio

DLR-Programmdirektor Andreas-Peter Weber oder MDR-Chefredakteur Stefan Raue oder Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF? Nachfolger für Senderchef Willi Steul gesucht

Eine Nachfolgerin, einen Nachfolger für Willi Steul, den Intendanten des Deutschlandradios (DLR), ist gar nicht so einfach zu finden, erstens, und zweitens gar nicht so einfach zu wählen. Mehrere Namen sind jetzt in den engeren Favoritenkreis geraten: Andreas-Peter Weber, amtierender Programmdirektor der Hörfunkanstalt, und Stefan Raue, trimedialer Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Nach Informationen dieser Zeitung soll die Findungskommission noch einen ZDF-Namen auf dem Zettel haben, zudem wird des Öfteren Martin Hoffmann genannt, Intendant der Berliner Philharmoniker.

Die zentrale Rolle bei der Nachfolgeregelung kommt dem achtköpfigen Verwaltungsrat des Senders zu. Laut Deutschlandradio-Staatsvertrag muss sich das Gremium mit Zwei-Drittel-Mehrheit auf einen Personalvorschlag einigen, der dann an den Hörfunkrat weitergeleitet wird. Dieses Gremium hat dann mit der Wahl die finale Rolle inne. Auch hier, bei den 40 Mitgliedern, benötigt die Kandidatin/der Kandidat eine Zwei-Drittel-Mehrheit, sprich mindestens 27 Stimmen.

Damit der Prozess sehr wahrscheinlich schon bei der Sitzung des Hörfunkrates am 9. März in Berlin ins Ziel findet, hat der Verwaltungsrat aus seinen acht Mitgliedern eine vierköpfige Findungskommission gebildet: ZDF-Intendant Thomas Bellut (zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates), WDR-Chef Tom Buhrow (stellvertretender Vorsitzender), der Berliner Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) und Monika Grütters (CDU), die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Da der DLR-Staatsvertrag keine öffentliche Ausschreibung des Intendantenpostens vorsieht, musste und muss sich die Findungskommission selber bemühen und ist mit mehreren Kandidaten fündig geworden. Die erste Überraschung steht fest: Es gibt keinen Namen aus der Politik wie den früh genannten Marc Jan Eumann (SPD), Staatssekretär bei der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen.

Zum anderen sind die Kandidaten über die Hauslösung Weber, den MDR- Chefredakteur Raue, eine ZDF-Persönlichkeit und Martin Hoffmann weit gestreut. Andreas-Peter Weber, seit 2011 beim nationalen Hörfunk mit seinen drei Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen als Programmdirekor beschäftigt, muss als Favorit gelten. Die stets gewachsenen Hörerzahlen werden auch auf sein Guthabenkonto geschrieben. Seine neueste Initiative, Deutschlandradio Kultur in Deutschlandfunk Kultur und DRadio Wissen in Deutschlandfunk Nova umzubenennen, ist von den Gremien abgesegnet worden, freilich nicht von allen Mitgliedern mit Hurra. Weber wäre nach Gründungsintendant Ernst Elitz und seinem Nachfolger Willi Steul der erste Senderchef, der aus dem Deutschlandradio selber kommt. Da hat sich noch keine Tradition herausgebildet, da sind Engagements von außen noch drin.

Stefan Raue arbeitet als MDR-Chefredakteur trimedial, für Fernsehen, Hörfunk und Online. Radio und Online, auf diesen Verbreitungswegen sind die Funkhäuser des Deutschlandradios in Berlin und Köln breit unterwegs, beim künftigen Deutschlandfunk Nova soll auch das Bild für den größeren, den benötigten Erfolg sorgen.

Und die ZDF-Kraft? Ernst Elitz war ein in der Wolle gefärbter Fernsehmann, Willi Steul Landessenderdirektor Baden-Württemberg beim Südwestrundfunk; die Geschichte der DLR-Intendanz ging und geht weit über den Hörfunk hinaus – nicht zum Schaden der beitragsfinanzierten und werbefreien Programme.

Was noch wichtig ist bei der Kür? Ein Weber wird der SPD zugerechnet, ein Raue mehr den Konservativen – und der Außenseiter Hoffmann dem MonikaGrütters-Lager. Nach einer vielleicht schon überkommenen Links-RechtsRechnung sind unter den drei nationalen Rundfunkanstalten – Deutschlandradio, Deutsche Welle und ZDF – zwei „konservativ“ besetzt, die Deutsche Welle und das ZDF. Nach dieser Parteien-Logik wäre die SPD beim Deutschlandradio dran. Wenn sie noch gilt.

Update: Im Tagesspiegel-Artikel vom 8. Februar über die Shortlist für die Kandidaten zur Intendantenwahl beim Deutschlandradio (DLR) fehlte der Name des Mitarbeiters vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Es ist Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF. Die Hauptredaktion Neue Medien ist zuständig für die ZDFmediathek und die übergreifende Steuerung des Onlineprozesses im Sender sowie für den ZDF-Teletext und die Barrierefreiheit. Neben Gaddum finden sich auf der Liste Andreas-Peter Weber, Programmdirektor des Deutschlandradios, der MDR-Chefredakteur Stefan Raue und Martin Hoffmann, Intendant der Berliner Philharmoniker. Dass keine Frau unter den Kandidaten ist, wird in den DLR-Wahlgremien bereits kritisiert.

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