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Schwammschlacht. Car Wash mit Lilly Becker. Sportlegende Boris Becker lässt sich wegen seiner Titanhüfte von seiner Ehefrau bei "Alle auf den Kleinen" mit Oliver Pocher vertreten.

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Update

Am Tag nach "Alle auf den Kleinen": Boris Becker findet's gut

Am Tag nach dem peinlichen TV-Duell von Boris Becker und Oliver Pocher äußert sich die einstige Tennislegende via Twitter zu Wort. Das Endprodukt könne sich sehen lassen, zwitschert Becker und sieht Millionen Zuschauer von "Alle auf den Kleinen" hinter sich.

Am Tag nach dem peinlichen TV-Duell von Boris Becker und Oliver Pocher äußert sich die einstige Tennislegende via Twitter zu Wort. Das Endprodukt könne sich sehen lassen, zwitschert Becker und sieht Millionen hinter sich. "Wie so oft bei Mir gab es Vorverurteilungen...das Endprodukt kann sich absolut sehen lassen...4mio sehen das uebrigends genau so!" schrieb @TheBorisBecker am Samstagnachmittag über seinen Twitter-Account. Brav bedankte er sich zudem bei RTL und den Produzenten von "Alles auf den Kleinen" für die professionelle Arbeit. "Auch die Rekord Quote und der große Marktanteil bei der relevanten Zielgruppe erfreut uns sehr!", teilte er seinen fast 264.000 Followern noch mit.

„Nur fünf, sechs Mal im Jahr, um Gelder für den guten Zweck einzusammeln“, öfter spiele er nicht mehr Tennis, sagt Boris Becker, sechsfacher Sieger von Grand-Slam-Turnieren, jüngster Wimbledon-Gewinner und das möglicherweise größte deutsche Sportidol des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Mehr will RTL aber auch gar nicht von ihm wissen, an diesem Freitagabend, bei der Ausstrahlung von „Alle auf den Kleinen: Becker gegen Pocher. Der Showdown“.  Oder anders gesagt: Die Zuschauer erfahren auch ohne viele Worte viel über „Die lebende Legende“, wie die um schlüpfrige Kommentare nicht verlegene Moderatorin Sonja Zietlow den 45-Jährigen nennt. Die Jahre haben es nicht gut gemeint mit dem Leimener, der vor 28 Jahren aus Deutschland eine Nation im Tennis-Fieber gemacht hat. Doch Bum-Bum-Boris ist an diesem Abend in Köln-Ossendorf, wo die Sendung zuvor aufgezeichnet wurde, ein Kein-Bock-Becker. Sein Gesichtsausdruck wechselt überwiegend von unbeteiligt über gelangweilt bis genervt. Schlechter können die Voraussetzungen nicht sein für eine Unterhaltungssendung, die über mehr als drei Stunden das RTL-Publikum vor den Fernsehern halten soll. Der Quotensieg blieb den Kölner entsprechend verwehrt. Im Senderduell setzte sich Sat 1 mit "The Voice of Germany" durch. 4,12 Millionen Menschen schalteten das Casting-Format ein. Zu Pocher und den Beckers zog es hingegen nur 3,95 Millionen. In der werberelevanten Zielgruppe fällt der Abstand noch deutlicher aus. Bei den 14- bis 49-Jährigen kommt Sat 1 auf 2,54 Millionen, RTL erreicht 1,76 Millionen.

Ein Tweef und 250 000 Euro

Der „TV-Schlacht des Jahres“ vorausgegangen ist der Twitter-Streit des Jahres. Jeder an Klatsch interessierte weiß seitdem, was ein Tweef ist. Für diejenigen, denen das entgangen sein sollte, hier nun folgende Erklärung. Ein Tweef kommt zustande, wenn sich ein mittelmäßig begabter TV-Moderator mit äußerst losem Mundwerk und ein Selbstvermarktungskünstler mit großem Ego nachts vor hunderttausenden Twitter-Nutzern peinliche Tweets um die Ohren hauen. In diesem „Twitter-Beef“ ist Boris Beckers Ex-Verlobte Sandy Meyer-Wölden, die Noch-Ehefrau von Oliver Pocher, der Auslöser des Twitter-Streits. Zu vorgerückter Stunde lädt Pocher dann Becker in seine Show „Alle auf den Kleinen“ ein, einige Tage später sagt dieser zu. Die Gage soll sechsstellig sein, von bis zu 250 000 Euro ist die Rede. Immerhin kann RTL von einer Quote auf Wimbledon-Niveau hoffen.

Unvorteilhaft: Bei Boris Becker spannt das Sportshirt über dem Bauch. Oliver Pocher macht hingegen in Abendgarderobe Bella Figura.
Unvorteilhaft: Bei Boris Becker spannt das Sportshirt über dem Bauch. Oliver Pocher macht hingegen in Abendgarderobe Bella Figura.

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Doch das „Duell des Jahres“ zwischen @TheBorisBecker und @oliverpocher, so lauten die Twitter-Namen der Kontrahenten, findet keine Fortsetzung auf dem Bildschirm. Ob sie noch immer zu ihren Tweets stehen, will Sonja Zietlow wissen, doch mehr als ein „Die einen sagen so, die anderen so“ von Boris Becker kann sie ihnen nicht entlocken. Auf eine Schlammschlacht vor laufender Kamera lässt sich keiner ein, dann doch schon eher auf eine Schwammschlacht. In einer von insgesamt zwölf Runden muss ein Auto mit auf dem Körper befestigten Schwämmen gereinigt werden. Boris mit seiner Titanhüfte und den von seiner Sportlerkarriere geschädigten Sprunggelenken darf Ehefrau Lilly an seiner Stelle antreten lassen.

"Mehr Platz als in einer Besenkammer"

Mehr als ein paar kleine Sticheleien über die Größe von Besenkammern kann Pocher nicht anbringen. Will es wohl auch gar nicht. Bellen, nicht beißen, ist seine Devise. Mehrmals gibt er Boris und Lilly Becker sogar den Vortritt, gegen eine Sportlegende mit solch sichtbaren Handicaps kann ein Fliegengewicht und Lästermaul nur durch Fair Play gewinnen. Was ihm am Ende sogar gelingt. Boris Becker indes braucht keine Hilfe, um sich selbst zu demontieren. „Warum tut er sich das an“, fragen sich viele Twitter-Nutzer. Der Hashtag #AADK schafft es an diesem Abend mehrmals zum Top Trending. Die über dem Bauch spannenden Sport-Shirts und die kurze Hose sind wohl nicht die beste Wahl, Oliver Pocher kann hingegen in Abendgarderobe Bella Figura machen.

Und was bekommen die Zuschauer geboten, einmal abgesehen von den unzähligen Werbeunterbrechungen? Zwölf mehr oder minder einfallsreiche Spiele. Einige wie das „Twitter-Gewitter“, bei dem Prominente über gemeine Tweets erraten werden müssen, oder das Tennis-Match auf Porträts von Becker und Pocher haben sogar einen direkten Bezug zu den Duellanten. Dagegen sind die Car-Wash-Einlage und der musikalische Blas-Wettbewerb hart an der Schmerzgrenze. Falls Stefan Raab jemals die Einladung von Oliver Pocher in seine Spielshow annehmen  sollte, muss er auch gleich noch ein paar Ideen für wirklich spannende Entscheidungen mitbringen.

Zu stark angefeuert: "Ruhe", herrscht Boris seine Frau Lilly an

Immerhin, zur vollständigen Demütigung kommt es nicht. Nur einmal sieht man Becker die Beherrschung verlieren, in der letzten, entscheidenden Runde, als er sich ausgerechnet in einem Tennisnetz verheddert, reagiert er äußerst unwirsch auf die Anfeuerungsrufe von Lilly Becker, fordert lautstark Ruhe. Dafür ist Boris Becker doch auch jetzt noch jener Sportlertyp, der nicht aufgibt, der unbedingt gewinnen will. Doch er scheitert, ringt sich aber dennoch zu einem „Heute bist du ein Großer“ zu Pocher durch. Und anders als sein Kontrahent, der mit Sandy sein Glück nicht gefunden hat, wie ihm an diesem Abend oft genug unter die Nase gerieben wird, steht Lilly Becker an der Seite ihres Mannes, kämpft für ihn, feuert ihn an – und hat Spaß an dem Wettstreit. Wo sich Boris Becker und Oliver Pocher streiten, geht Lilly im Sympathie-Wettbewerb als Siegerin aus dieser Sendung hervor. Und auch auf Twitter ist das Ergebnis eindeutig: Im direkten Tweet-Vergleich schlägt @TheBorisBecker den Herausforderer @oliverpocher wie zu Wimbledon-Zeiten. Trotzdem ist er gut beraten, Einladungen nur dann anzunehmen, wenn er sich auch darauf einlassen will. Kurt Sagatz

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