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Medien: ARD ja, ZDF jein

Die Tour de France 2008 läuft sicher im Ersten, das Zweite zögert noch

Die ARD bleibt dem Radsport vorerst treu. Auch nach dem Ausstieg des Sponsors Deutsche Telekom will das Erste die Tour de France 2008 live übertragen. „Wir haben einen Vertrag bis 2008, und diesen Vertrag werden wir erfüllen“, sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff am Mittwoch nach der Hauptversammlung der ARD in Bremen. Ob auch die Deutschland-Tour übertragen werde, hänge davon ab, ob sie überhaupt stattfinde.

Das ZDF steht einer Übertragung der Tour de France 2008 allerdings nicht so vorbehaltlos gegenüber wie die ARD. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte, sein Sender wolle eine Kontrolle durch die Welt-Doping-Agentur WADA . „Wir verlangen klare Grundlagen, klare Kontrollen und damit ein Ende des Zuständigkeitswirrwarrs, sagte Brender dem Tagesspiegel. „Erst dann entscheiden wir, ob und wie wir übertragen.“ Der ZDF-Chefredakteur sagte, sein Sender sei in intensiven Gesprächen mit der Europäischen Rundfunkunion EBU (dem Dachverband der öffentlich-rechtlichen Anstalten in Euro), den nationalen und internationalen Radsportverbänden, aber auch mit dem Veranstalter der Tour 2008. Von den Fortschritten will der Sender sein Engagement bei der Tour 2008 abhängig machen. Das ZDF besitze einen gültigen Vertrag für die Übertragung der Tour 2008, allerdings habe der Sender in diesem Herbst die Option verstreichen lassen, bereits jetzt die Tour-Übertragung für 2009 und folgende Jahre zu buchen. Nicht anders verhält sich die ARD. Laut Raff sei die EBU beauftragt worden, neu zu verhandeln.

In diesem Sommer hatten ARD und ZDF die Live-Übertragung der Tour de France abgebrochen, nachdem T-Mobile den Fahrer Patrik Sinkewitz wegen positiver Doping-Proben suspendiert hatte. Der Privatsender Sat 1 hatte die Übertragung mit miserablen Quoten fortgesetzt. „Für uns“, sagte ARD-Chef Raff jetzt in Bremen, „kann nicht die Feststellung von Doping die einzige Leitschnur sein.“ Zugleich müssten verstärkte Kontrollen durchgeführt werden. Fast jede Sportart sei von Doping gefährdet. Die ARD werde deshalb auch weiterhin ihrer Chronistenpflicht nachkommen, aber auch Beiträge zur Aufdeckung von Doping leisten. Für die Zeit nach 2008 will die ARD laut Raff zunächst abwarten, wie sich beim Publikum die Akzeptanz des Radsports weiterentwickele. ARD-Programmdirektor Günter Struve meinte: „Wenn er wieder Kraft tankt, wird er auch umfangreicher übertragen werden.“ Struve machte die Abhängigkeit von der Publikumsgunst am Beispiel von Tennis deutlich, das in den großen Programmen überhaupt keine Rolle mehr spiele.

Fußball umso mehr – die ARD-Intendanten beschlossen in Bremen denn auch, die Verträge der Fußball-Kommentatoren Gerhard Delling und Günther Netzer bis zur WM 2010 zu verlängern.

Nur kurz angesprochen wurde das umstrittene „Nazometer“ bei „Schmidt & Pocher“. Trotz Kritik an dieser „Geschmacklosigkeit“ verzichteten die Senderchefs auf Maßnahmen. „Wenn Satire fast alles darf, dürfen auch einzelne Intendanten harte Kritik üben“, meinte Raff.

Für künftige „neue oder wesentlich veränderte digitale ARD-Angebote“ einigten sich die Intendanten und Vorsitzenden der Aufsichtsgremien auf ein Genehmigungsverfahren. Demnach entscheidet darüber der Rundfunkrat der jeweils federführenden Anstalt; dabei werden auch die Gremien der anderen Anstalten einbezogen und „Stellungnahmen Dritter“ – also vor allem der Privatsender – „eingehend geprüft und angemessen im Genehmigungsverfahren berücksichtigt“.

Laut Raff gilt diese Regelung aber nicht für den bereits beschlossenen Ausbau von „Eins Extra“ zu einem digitalen Informationskanal und für die neue ARD-Mediathek, die wahrscheinlich noch im November starten soll; bei diesem Internet-Angebot werden die Hörfunk- und TV-Sendungen der gesamten ARD zentral zum Online-Abruf bereitgestellt. Vor allem die Privatsender kritisieren beide Angebote heftig.

Ob und in welchem Umfang die ARD ihre Inhalte für die Internet-Seiten privater Zeitungsverleger bereitstellt, darüber soll jetzt eine Arbeitsgruppe aus vier Sendern beraten. Eine solche Kooperation, wie sie als Zeichen des guten Willens ins Gespräch gekommen sei, wäre „sehr sorgfältig abzuwägen“, meinte Raff.

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