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Als "Rentnercops" ermitteln Tilo Prückner (links) und der noch jüngere Aaron Le (Mitte.)

© ARD

ARD-Serie "Rentnercops": „Die Alten sind ja auch cooler“

Die ARD setzt im Vorabend ab sofort auf „Rentnercops“: ein Interview mit Schauspieler Tilo Prückner und Polizist Aaron Le.

Herr Prückner, die neue ARD-Vorabendserie „Rentnercops“ beginnt damit, dass sie als pensionierter Kommissar in Köln wieder reaktiviert werden, weil ein Mordopfer mit einem alten Fall von Ihnen in Verbindung steht. Passt die Rolle zu Ihnen?

PRÜCKNER: Ich bin insofern tatsächlich Spezialist, weil ich schon sehr viele Krimis gedreht habe. Im „Tatort“ war ich Kommissar Holicek, und in der Krimikomödie „Adelheid und ihre Mörder“ habe ich auch einen Kommissar gespielt.

Diese Serie mit der unvergesslichen Evelyn Hamann lief mit Unterbrechungen von 1992 bis 2007, sie waren bis zum Jahr 2000 dabei.
PRÜCKNER: Aber Gott sei Dank ist mein Einsatz als Rentnercop völlig anders. Die Rolle von Hauptkommissar Schubert bei „Adelheid und ihre Mörder“ ging mir mit der Zeit ziemlich auf die Nerven. Immer krank zu sein und dazu diese extreme Skurrilität. Außerdem musste ich mit einem Columbo-Mäntelchen als graue Maus herumlaufen.

Herr Le, Sie sind ja gleich doppelt prädestiniert für die Rolle.
LE: Bis zu meinem Wechsel zur Polizei im Jahr 2011 habe ich Schauspiel an der „Etage“ studiert und in dem Beruf gearbeitet. Die Berliner Polizei als mein Arbeitgeber ist zum Glück so tolerant, dass sie mich für die Dreharbeiten für die „Rentnercops“ freigestellt hat. Die Behörde hat mir da keine Steine in den Weg gelegt.

Was machen Sie als Polizist?
LE: Ich arbeite beim Zentralen Objektschutz.

PRÜCKNER: Kann ich beantragen, dass du mich schützt?

LE: Das könntest du durchaus, da wir unter anderem auch Personen schützen.

Die Rente mit 65 gibt es für Schauspieler nicht automatisch. Herr Prückner, Sie sind schon ein paar Jahre darüber hinaus, haben aber immer weitergemacht.
PRÜCKNER: Es gibt da eine natürliche Auslese. Viele sterben weg, bei andern hat der Alkohol das Gehirn zerfressen. Und wer übrig bleibt, spielt halt noch – und wird im Zweifel im besser.

Herr Le, haben Sie sich schon Gedanken über die Pension gemacht?
LE: Da ich in Wechselschicht arbeite, habe ich tatsächlich schon darüber nachgedacht, ob ich es als Polizist bis 67 schaffe. Viele Kollegen werden nicht so alt. Der Beruf ist sehr hart. Das habe ich beim Dreh gemerkt. Die Dreharbeiten haben meinem Körper sehr gut getan.

Dass man als 68-jähriger Kommissar, so alt ist Tilo Prückner in der Serie, noch einmal reaktiviert wird, ist also eher unrealistisch?
LE: Nicht unbedingt, ich kenne auch sehr viele Pensionisten. Das ist dann eher eine Einstellungssache.

PRÜCKNER: Die Alten sind ja auch cooler, die regen sich nicht so auf. Das ist ja auch Thema der Serie …

Ihnen sieht man die Zipperlein des Alters in der Serie auch nicht an …
PRÜCKNER: Das stimmt, ich sehe aus wie Albert Einstein auf der Flucht.

Sind das die guten Gene?
PRÜCKNER: Ich kenne mich nicht anders als so agil, wie ich es immer war. Heute würde man wohl sagen, dass ich als Kind hypermotorisch war. Mit 70 habe ich es einigermaßen im Griff.

Sie sind seit über 50 Jahren Schauspieler.
PRÜCKNER: Da schleift sich einiges ab.

Aber haben Sie das Gefühl, dass der Beruf der gleiche geblieben ist?

PRÜCKNER: Das Drehen hat sich extrem verändert. Ich komme ja noch aus der Zeit des Autorenfilmes. Die Gage war gering, und die Filme hat keiner gesehen. Auf der anderen Seite waren sie oftmals wesentlich interessanter als die heutigen Filme. Auch das Fernsehen war ganz anders. Durch das Diktat der Einschaltquote werden die Themen immer flacher. Umso mehr freue ich mich über diese Serie, die ein bisschen origineller ist. Dafür haben wir und die Super-Autorin Sonja Schönemann gesorgt.

Was ist denn so originell?
PRÜCKNER: Als kauzige Typen kämpfen Wolfgang Winkler und ich einerseits gegen die Altersgebrechen, gleichzeitig haben wir große Erfahrung. Katja Danowski als Chefin Vicky Adam und Aaron als Kommissaranwärter Hui Ko sind hingegen ganz jung mit straffer Haut. Der Gegensatz dieser beiden Paare bringt sehr viel. Zudem feiert sich in dieser Serie der Krimifall nicht so stark selbst wie in anderen Krimis, was ich grundsätzlich albern finde. Unsere Fälle sind sehr bizarr, aber nur der Anlass für die Interaktion im Team – und um über das Leben etwas zu philosophieren.

Die Schauspielerei ist also ihr Traumberuf?
PRÜCKNER: War es überhaupt nicht. Ich wusste nicht, was ich werden sollte. Und trotz Abitur war ich absolut unfähig zum Studieren. Jahrelang habe ich gesagt, ich bin im Moment Schauspieler. Inzwischen muss ich zugeben, dass ich einer bin.

Herr Le, welcher ist denn Ihr Traumberuf?
LE: Ich wollte schon immer Schauspieler werden. Als ich es dann war, habe ich festgestellt, dass es so schön doch nicht ist, sondern vielmehr hart verdientes Brot. Auf gute Jahre können sehr schlechte folgen, in denen man gar nichts verdient. Darum hatte ich entschieden, den Schauspielberuf an den Nagel zu hängen und zur Polizei zu gehen.

Was kann man vom Schauspiel für die Polizeiarbeit lernen – und umgekehrt?
LE: Ich sehe sehr viele Parallelen zwischen den beiden Berufen. Nehmen Sie das Situationstraining der Polizei. Wenn ich Streife fahre, und ein Passant macht mich auf eine Schlägerei aufmerksam. Während ich dorthin fahre, stelle ich mir schon wie im Kopfkino vor, was dort alles passieren kann. So kann ich mich auf verschiedene Situationen einstellen. In der Schauspielschule habe ich Improvisationstheater gelernt. Man springt ins kalte Wasser und schaut, was passieren kann. Das hilft mir nun auch bei der Polizeiarbeit.

Wie gehen die Kollegen bei der Polizei mit ihrem Zweitberuf um?
LE: Auch andere Kollegen haben vor ihrer Polizeitätigkeit andere Berufe erlernt, die sie jetzt allerdings nur noch teilweise ausüben können. Ich habe das Glück, dass ich beides vereinbaren kann, versuche das aber nicht an die große Glocke zu hängen.

Gab es bei den Dreharbeiten auch Situationen, in denen Sie als Polizist gesagt haben, so geht das aber überhaupt nicht?
LE: Schon bei der Leseprobe hat Autorin Schönemann befürchtet, hier kommt nun einer, der alles ändern will. Aber dazu kam es nicht. Vielleicht gab es ein paar Kleinigkeiten, aber Film ist Fiktion, und das soll auch so bleiben.

ARD, ab Dienstag, 31.3.2015, 18 Uhr 50

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