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Medien: Arte nimmt ein Bad

Der Sender erzählt die kleine Kulturgeschichte des Swimmingpools

Da schau her: Die Nischenkünstler von Arte packen die Badehose aus. Einen ganzen Abend lang widmet sich der Kulturkanal dem Thema „Swimmingpools“ – keineswegs angestrengt, sondern auf amüsante Weise und in verheißungsvollen Bildern von strahlend blauem Wasser. Warum auch sollte Kultur eine trockene Angelegenheit sein?

Dass Tim Lienhard für seinen Dokumentarfilm „Pools – Eine Kulturgeschichte der Schwimmbecken“ (22 Uhr 15) vor allem in Kalifornien unterwegs war, liegt auf der Hand. Allein in Los Angeles gebe es 700 000 Swimmingpools, behauptet jedenfalls der Autor. Wir stehen mit ihm bei einigen am Rand und staunen: über die Swimmingpools von Charlie Chaplin und Kirk Douglas, über Pools, die wie Visitenkarten aussehen oder dank der Malereien von David Hockney zu Kunstwerken werden. „Swimmingpools sind fotogen", das sagt Lienhard völlig zu Recht.

Wie Zaren baden

Aber nicht nur am „Sunset Boulevard“ war Lienhard unterwegs. Natürlich darf die legendäre Anlage von William Hearst nicht fehlen, viele Meilen weiter nördlich von Los Angeles. Der antik anmutende Badetempel des einstigen Zeitungs-Zaren ist heute ein Museum, in dem auch geschwommen werden darf. Leider gilt diese Erlaubnis nur für die Museumsangestellten, und die dürfen auch nur einmal im Jahr hinein.

Der Autor blickt außerdem den chlorfreien Naturpools auf der Baleareninsel Ibiza auf den trüben Grund, besucht das vom schriftstellernden Architekten Max Frisch geplante Letzibad in Zürich und das „Liquidrom“ in Berlin. Das „Liquidrom“ wurde übrigens durch einen WDR-Film von 1970 angeregt, der von Pappmaschee-Visionen über das Aussehen der Schwimmbäder im Jahr 2000 handelte.

Lienhard dagegen gibt sich ganz dem sonnigen Lebensgefühl hin. „Wie will man so etwas Schönes schlecht reden?", entgegnete er bei der Premierenfeier in einem Kölner Schwimmbad auf eine irgendwie unpassende Nachfrage nach der kritischen Perspektive: nach Wasserverschwendung, nach Wasserarmut in den Entwicklungsländern und so weiter. In seinem Film bemerkt er: „Wegen Wassermangels trocknen eher Flussbetten aus, als dass Poolbecken leer stehen.“

Schließlich will auch der Kulturarbeiter bei Arte mal Ferien machen. Das geht bekanntlich sogar in Deutschland, wo sich dann am Beckenrand das pralle, bunte Leben versammelt. Und dass der philosophische Tiefgang mancher Badegäste die übliche Beckentiefe bei weitem übersteigt, beweist Alice Agneskirchner in ihrem Dokumentarfilm „Im Freibad" (23 Uhr) aus dem Jahr 2000.

Mikrokosmos Freibad

Im Sommerbad Berlin-Wilmersdorf, das sich seit seiner Eröffnung im Jahr 1956 kaum verändert hat, war die Autorin eine Saison lang Auge und Ohr fürs Leben nah am Wasser. Und um 0 Uhr 5 recherchierten Mirjam Boelsum und Lony Scharenburg am Beckenrand eines nicht öffentlichen Pools im dritten Stock eines Amsterdamer Wohnhauses („Der Pool“): Hier baden Nackte, Schwangere, Alte.

Den Cineasten sei überdies die französische Komödie „Der Schwimmmeister“ (20 Uhr 45) empfohlen, der den Themenabend beim deutsch-französischen Kulturkanal eröffnet. Der Film von und mit Jean-Louis Trintignant wurde 1978 gedreht und wird erst jetzt in deutscher Erstaufführung gezeigt. Schön ist es schon, mit Arte baden zu gehen.

„Themenabend: Swimmingpools“: Arte,

20 Uhr 45

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