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Medien: Auf Selbstdemontage

Johannes-B.-Kerner-Show.

Johannes-B.-Kerner-Show. ZDF. Kann ihm mal einer sagen, dass sein Spiel vorbei ist? Gregor Gysi, die einstige Ikone der PDS, saß am Dienstagabend bei Johannes B. Kerner und redete über die Wahlniederlage seiner Partei. Angesprochen auf die eigene Verantwortung für dieses Debakel, sagte er, es mache ihm schon große Sorgen, wie wichtig heutzutage Personen seien im Vergleich zu Programmen. So sagte er das, er, der jahrelang einen ausufernden Personenkult um sich getrieben hatte („Don’t worry, be Gysi“). Wie, Herr Gysi, wäre wohl die Wahl ausgegangen, wenn Gerhard Schröder oder Joschka Fischer vor zwei Monaten alles hingeschmissen hätten?

Kerner ließ Gysi einfach reden, und das genügte. Gysi trieb sich selbst in die Enge. Er sprach über seinen Rücktritt, den er einerseits heute noch für richtig hält, andererseits sei damals auch sein Urlaub schuld gewesen, „ich hatte zu viel Zeit nachzudenken“. Er erzählte, wie toll er als Wirtschaftssenator war, und dass er noch in der Wahlnacht eine Kolumne für die „Super Illu“ geschrieben hatte. Das Publikum lauschte sehr still seinen Ausführungen, erst als er beinahe verzweifelt nach Beifall heischend seinen Alkoholkonsum („Bier, Wein, Bier“) am Sonntag schilderte, rührten sich ein paar Hände.

Gysi war der Liebling der Medien, als witziger, kluger PDS-Vordenker. Das Fernsehen wird ihn auch weiterhin gerne haben, man präsentiert gerne tragische Figuren. Gysi ist auf dem Weg, der Wolfgang Lippert der deutschen Politik zu werden. Stephan Lebert

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