zum Hauptinhalt

Medien: Aufgearbeitet

Sie gebärdeten sich als Aufklärer der Republik und waren doch führende Stützen im Nationalsozialismus. Trotz aller Initiativen der Alliierten, durch Entnazifizierung in der Presselandschaft der Nachkriegsrepublik Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wieder einzuführen, konnten ehemalige NS-Überzeugungstäter einflussreiche Positionen besetzen und das Meinungsbild in den 50er Jahren prägen.

Sie gebärdeten sich als Aufklärer der Republik und waren doch führende Stützen im Nationalsozialismus. Trotz aller Initiativen der Alliierten, durch Entnazifizierung in der Presselandschaft der Nachkriegsrepublik Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wieder einzuführen, konnten ehemalige NS-Überzeugungstäter einflussreiche Positionen besetzen und das Meinungsbild in den 50er Jahren prägen. Wie es dazu kam, beschreiben Wilhelm Reschl und Kurt Schneider in „Journalisten – Diener der Macht“, der ersten Folge der fünfteiligen Doku-Reihe „Hitlers Eliten nach 1945“ (21 Uhr 45 im Ersten).

Die Recherche der Autoren ist ein Zeitzeugnis der brüchigen Demokratie im Nachkriegsdeutschland. Dokumentiert ist, wie Journalisten vertuschten, verschwiegen, beschönigten. Nicht nur das: Der Film will zeigen, dass dies alles politisch gewollt war.

Zum Beispiel Giselher Wirsing. Der SS- Sturmbannführer, der bereits in der Weimarer Republik für ein germanisches Großreich plädierte, wird mit Aussagen aus seinem Buch „Engländer, Juden und Araber in Palästina“ zitiert: „Das Judentum in Palästina hat so viele Gesichter wie die Judenrasse rings in der Welt. In der Altstadt von Jerusalem sitzen hart neben den engen arabischen Vierteln die orientalischen Juden in ihren kleinen, schmutzigen, offenen Läden“. Der Film schildert, wie der Anhänger Adenauers zu einer Geldstrafe von 500 Mark als „Minderbelasteter“ verurteilt wird und als Chefredakteur bei „Christ und Welt“ reüssiert.

Auch die Vergangenheit des „Stern“-Gründers Henri Nannen ist dokumentiert. Forsch bejubelte er einst das Waffenarsenal der Nazis im Rundfunk: „Jeder Schlag ist ein Schlag gegen England“. Noch 1970 leugnete er im ZDF seine Vergangenheit. 1979 sein Bekenntnis im „Stern“: „Ja, ich war zu feige“.

Die Liste der Journalisten, die im Film vorgestellt werden, ist lang: Unter anderem der spätere Springer-Mann Horst Mahnke, beschuldigt, 1941 in Smolensk an der Erschießung von 3000 Juden teilgenommen zu haben; WDR-Fernsehchef Werner Höfer, der die Hinrichtung eines Künstlers bejubelte; der „Stern“-Schreiber und Dritte-Welt-Journalist Peter Grubbe, alias Klaus Volkmann, beteiligt an der Organisation des Holocaust in Ostpolen. Der Film zeigt, wie Adenauer als „demokratischen Goebbels“ den CDU-Abgeordneten und einstigen NS-Führungsoffizier Hans Edgar Jahn beauftragt, Propaganda für die Regierung zu leisten. Fazit der Autoren: Wer einst „die Erbärmlichkeit der bolschewistischen und jüdischen Rasse“ beschrieb, war bestens geeignet, unter Adenauer dumpfem Antikommunismus zu frönen.

Der zweite Teil am kommenden Montag hat das Thema „Unternehmer – Profiteure des Unrechts“.Gitta Düperthal

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false