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Medien: Auftrag: Integration

Der niederbayerische Kabarettist Django Asül klärt über die Türken auf

Kreuzt man die Rhetorik von Peter Lustig, Erwin Huber und Fatih Akin, kommt in etwa der moderierende Aufklärer des heutigen Fernsehabends heraus. Aufgeklärt werden sollen die Deutschen, über die Türken. Das Integrationswunder nennt sich Django Asül, ist niederbayerischer Kabarettist mit türkischen Eltern und Protagonist der zweiteiligen Comedy-Doku „Djangos Reise – Asül bei den Türken“, die heute und kommenden Mittwoch in der ARD läuft. Aufgewachsen in einem „Hardcore-CSU-Umfeld“ (Django Asül) in der bayerischen Provinz, ist er der perfekte Botschafter orientalischer Sitten.

Dass der Türke für mehr als Ehrenmord, Kopftuch und Parallelwelt steht, vermittelten bislang eher Serien wie „Türkisch für Anfänger“ (ARD) oder „Alle lieben Jimmy“ (RTL). Jetzt wirft das deutsche Fernsehen erneut einen Blick auf die deutsch-türkischen Befindlichkeiten abseits gängiger Klischees, diesmal mit einer menschelnden Reisereportage über Berlin und Istanbul.

Django Asül, 35, der eigentlich Ugur Bagislayci heißt, verlässt im ersten Teil sein Heimatdorf Hengersberg, um seine Landsleute in „der größten türkischen Stadt außerhalb der Türkei“ kennenzulernen. Als Erzählonkel spaziert er in Berlin über türkische Basare, lässt sich in einer Moschee erklären, was der Islam ist und in einem Imbiss, warum der Kreuzberger Türke eine eigene Currywurst braucht (nur mit Rindfleisch). Tagsüber adelt er auf einem plüschigen Sofa den türkischen Möbelgeschmack als „neo-osmanischen Schick“, nachts beobachtet er die Chemie-Doktorandin Dilek beim Bauchtanz. Und Django muss feststellen, dass sich die Türken in Kreuzberg ziemlich abgeschottet haben. Er nennt das eine „hermetisch abgeriegelte eigene Welt“. Warum das so ist, erklären dem ARD-Integrationsbeauftragten türkische Streetworker, Verkäufer und Journalisten.

Django zeigt aber auch Beispiele gelungener Integration: Wenn etwa Papa Öztürk („Urtürke“) nach der Arbeit Dreck aus dem Teich im Vorgarten seines brandenburgischen Eigenheims fischt, zeigt das die Symbiose zweier Kulturen. Oder wenn ein blonder Junge im „Türkiyem-Fußballverein“ Türkisch spricht und sein Öko-Vater in die Kamera grinst: „Erste Fremdsprache Türkisch in der Schule.“ Django nickt etwas ungläubig: „So wird der Berliner also auf das Leben in Berlin vorbereitet.“ Es sind vor allem Menschen und deren Geschichten, die in dieser Mischung aus Reisereportage, Satire und Bildungsfernsehen die Vielfalt der deutsch-türkischen Community vermitteln. Immer wieder streift der Moderator auch ernste Themen wie das Schicksal der Gastarbeiter, federt das aber sogleich bayerisch-satirisch ab: „Die Türken wussten nicht, was Gast heißt, sie konnten ja kein Deutsch.“

Wenn Django in Teil zwei der Reise in Istanbul ist, misslingen seine Scherze allerdings. Wer den 14-jährigen Spielzeugverkäufer Ferdi als „typisches Beispiel für eine türkische Ich-AG“ vorstellt, darf sich keine Lacher erwarten. „Wie die Türken ohne den Deutschen leben“, will Django wissen. Und lernt neben der osmanischen Geschichte vor allem die glänzenden Seiten der Metropole kennen. Ein deutscher Unternehmensberater erklärt ihm, wie die Türken zur Europäischen Union stehen; deutsch-türkische Heimkehrer speisen mit ihm auf einer Dachterrasse mit Meerblick. Django in Istanbul wirkt eher wie der Moderator eines Reisemagazins à la „Voxtours“: Menschen, Moscheen und Paläste, die schön und glänzend und wohlhabend sind. Daneben geht die Geschichte eines Taxifahrers unter, oder Fatma, die ihr Kopftuch täglich am Universitätseingang gegen eine Mütze eintauschen muss.

Auch wenn sich die Macher mit dem Türkei-Crashkurs stellenweise zu viel vorgenommen haben, lockert der Film deutsch-türkische Integrationskrämpfe auf. Es sollte ein heiterer Film werden, und das ist er auch. „Ein bisschen Entspannung tut bei der ganzen Verkrampfung türkischer Themen sicher gut“, erklärt Johannes Unger, verantwortlich für Dokumentationen beim RBB. Zuschauen werde vor allem der süddeutsche Bürger. Deshalb war es ein geschickter Schachzug, Django als Reiseleiter zu casten. Ein Kabarettist, der 1996 als Kleinkünstler begann und in diesem Jahr als erster Türke die Fastenrede auf dem Münchner Nockherberg halten durfte. Django verkörpert einen Multikulti-Typ, den der Deutsche gern zum Nachbarn hätte, der aber auch seine Landsleute verulken darf. „Ich hab nix gegen Türken, ich bin ja selber einer“, sagt Django.

„Djangos Reise – Asül bei den Türken“, ARD, 22 Uhr 45; der zweite Teil am 24.10, 23 Uhr 30

Lisa Wandt

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