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Nicht nominiert, aber glücklich. Marco Schreyl und Nazan Eckes werden die Gala zur Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am 2. Oktober moderieren.

© dpa

Auszeichnung: Show – oder mehr?

Auf der Show-Bühne wird man alle Gesichter sicher erkennen: Die Debatte um die Kategorien beim Deutschen Fernsehpreis geht 2011 weiter.

Fernsehen macht glücklich. Warum? Weil „große thematische Vielfalt, hervorragende Autoren- und Regieleistungen, ausgezeichnete Schauspieler und eine überzeugende Produktionsleistung aus Sicht der Jury die Fernsehfilme und Mehrteiler“ des Fernsehjahres 2011 kennzeichnen. Was die Pressemitteilung der Organisatoren des Deutschen Fernsehpreises bejubelt, war in der Tat sehenswert – und mehr als das. In der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ sind fünf Einzelstücke nominiert, darunter „Die fremde Familie“ (ARD), „Homevideo“ (Arte) oder „In aller Stille“ (ARD). Im Kern treiben soziale und gesellschaftliche Fragen die Geschichten voran, zugleich werden mit der RTL-Nominierung „Undercover Love“ auch andere Spektralfarben im Genre des Fernsehfilms zum Leuchten gebracht. Wenig verwunderlich ist, dass die drei jurierten Produktionen beim „Besten Mehrteiler“ sich bei der deutschen Geschichte bedient haben: „Go West – Freiheit um jeden Preis“ (ProSieben), „Hindenburg“ (RTL) und „Der kalte Himmel“ (ARD), ein Stück, in dem die im Programm überpräsente und bei der Rollenauswahl eindimensionale Christine Neubauer ihr schauspielerisches Vermögen nachhaltig ausbreitet.

Unterm Strich gilt für die Nominierungen: Das solide Fernsehen mit einem Schuss Extraordinärem gewinnt, Inspiration und Transpiration halten sich die Waage, die Quote spielt eine Rolle.

Alles gut beim Deutschen Fernsehpreis, der zum 13. Mal von ARD, ZDF, RTL und Sat 1 vergeben wird? Die Nominierungen stehen fest, erst am 2. Oktober, dem Tag der Verleihung, wird über die Preisträger in zwölf Kategorien entschieden, hinzu kommen ein Ehrenpreis für das Lebenswerk, ein Förderpreis und Ehrungen für besondere Leistungen in Fiktion, Unterhaltung und Information. Über den Publikumspreis – in diesem Jahr „Bester Entertainer – wird online abgestimmt. RTL wird die Verleihung am 3. Oktober ausstrahlen. Es wird eine Fernsehshow werden, in der das Publikum keinem Gesichtserkennungstest unterzogen wird. Füglich haben sich die Fernsehsender auf ein Kategoriensystem verständigt, das die sichtbaren und möglichst prominenten Mitarbeiter des Mediums promoviert. Das war nicht seit Bestehen so. Die Zahl der Kategorien wurde zuletzt 2010 reduziert und auf Sendetauglichkeit ausgerichtet. Verankert im Statut, das die Stifter bis 2014 verlängert haben.

Der Deutsche Fernsehpreis sieht sich in der Logik, dass so viele Preise vergeben werden sollen wie Preisvergaben in eine Sendung von 20 Uhr 15 bis 23 Uhr 30 hineinpassen. „Emmy“, der wichtigste US-Fernsehpreis, folgt einem anderen Prinzip. Bei 91 Kategorien ist es nachrangig, wie viel Prominenz auf dem Schirm versammelt werden kann, erstrangig ist, dass die schier zahllosen Talente, Berufe, Qualitäten und Qualifikationen, die in das Medium Fernsehen einfließen, vom Medium Fernsehen gewürdigt werden.

Beim Pressegespräch wünschte sich Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer von Public Affairs bei der Axel Springer AG und Vorsitzender der neunköpfigen Jury beim Deutschen Fernsehpreis, weitere Auszeichnungen für die Bereiche Talk und Magazine, der Schauspieler Hans-Werner Meyer möchte mehr Einzelkategorien bei der Fiktion. Bei Fernsehfilm und Serie werden eben nur das beste Werk und dazu noch die beste Schauspielerin/der beste Schauspieler geehrt, nicht aber die Leistungen von Autor, Regie oder Kamera gewürdigt. Die Debatte über die Kategorien hält an.

Zu jeder TV-Auszeichnung gehört auch die Zählung, mit wie vielen Nominierungen die jeweiligen Sender vertreten sind. Beim Deutschen Fernsehpreis 2011, der übrigens Programme vom 1. September 2010 bis zum 31. August dieses Jahres berücksichtigt, führt die ARD mit 15 Nennungen vor dem ZDF und RTL (jeweils sieben) und Sat 1 (vier).

So wenig, wie sich der „Emmy“ gescheut hat, die Serie „Mad Men“ zum vierten Mal als „Beste Dramaserie“ zu würdigen, so wenig scheuen sich die Juroren beim Deutschen Fernsehpreis, die fünfte Staffel der RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ in der Kategorie „Beste Unterhaltung/Show“ oder die bereits mehrfach prämierte „heute show“ des ZDF für die „Beste Comedy“ zu nominieren. Originalität schlägt Novität. Der Deutsche Fernsehpreis ist – bei allen Diskussionen um die Sinnhaftigkeit der Kategorien – ein Qualitätspreis und ein Preis für Qualität.

Alle Nominierungen unter www.deutscherfernsehpreis.de

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