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Matthias Döpfner und Friede Springer: Die Verlegerwitwe will den Vorstandsvorsitzenden noch lange im Unternehmen halten.

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Update

Axel Springer AG: Friede Springer schenkt Döpfner Aktienpaket von über 70 Millionen

70 Jahre, 73 Millionen: Friede Springer hat Geburtstag und beschenkt ihren Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner. Die Gabe dürfte beispiellos sein in der deutschen Unternehmensgeschichte - und hohe Steuern muss Döpfner auf die Summe vermutlich nicht zahlen.

70 Jahre ist Friede Springer am Mittwoch geworden. Doch bevor sie Gratulationen und Geschenke entgegennahm, hatte sie selbst ein Präsent verteilt: Knapp 73 Millionen Euro gingen bereits am Dienstag in Form von knapp zwei Millionen Aktien an Mathias Döpfner, den Vorstandsvorsitzenden der Springer AG („Bild“, „Welt“). Das teilte der Konzern am Freitag in einer Börsen-Pflichtmeldung mit. Solch eine Schenkung dürfte beispiellos in der deutschen Unternehmensgeschichte sein – und ein Zeichen dafür, dass die Verlegerwitwe Döpfner langfristig ans Unternehmen binden will.

Mit der Transaktion steigt Döpfners Anteil am Unternehmen um zwei Prozentpunkte auf 3,26 Prozent. Friede Springers direkt gehaltener Anteil am Konzern schrumpft von sieben auf fünf Prozent. Zusätzlich kontrolliert sie über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik die Mehrheit am Konzern mit 51,5 Prozent. 1985 hatte sie nach dem Tod ihres Mannes Axel Springer die Kontrolle über das Unternehmen übernommen. Geknüpft ist die Schenkung an eine Poolvereinbarung. Damit verpflichtet sich Döpfner, bei Hauptversammlungen identisch mit Friede Springer zu stimmen, seine Stimmen werden ihren zugerechnet. Die Bindung gilt für die zwei Prozent.

Hohe Steuern muss Döpfner auf die Summe möglicherweise nicht zahlen. Wenn er von der sogenannten Verschonungsregel für Unternehmensvermögen profitiert, könnten 85 Prozent steuerfrei sein, teilte der Deutschen Steuerberaterverband mit.

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Der Konzern will sich zu der Transaktion nicht äußern, da es sich „um eine persönliche Entscheidung der Aktionärin handelt“. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Springer Döpfner Aktien schenkt. 2006 hatte er aus ihrem Besitz Papiere im Wert von rund 52 Millionen Euro zu einem Sonderpreis erhalten. Ein „Zeichen der Wertschätzung“ hieß es damals vom Verlag. Das dürfte auch dieses Mal einer der Gründe für die Schenkung sein.

Erst vorvergangene Woche hatte Döpfner Rekordzahlen für das erste Halbjahr vorgelegt. Dank steigender Werbeerlöse und Erfolge im Internet machte der Konzern von Januar bis Juni mit 1,62 Milliarden Euro einen um 6,2 Prozent höheren Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn stieg um 5,6 Prozent auf 159,6 Millionen Euro. „So profitabel war die Axel Springer AG in einem ersten Halbjahr noch nie“, sagte Döpfner, der konsequent eine digitale Strategie verfolgt. Mittelfristig soll das Internet die Hälfte der Umsätze ausmachen.

Aber neben Dankbarkeit dürfte Friede Springer noch ein zweiter Grund zur Schenkung bewegt haben. Sie sieht in Döpfner, von dessen zweitem Sohn sie Patin ist, einen Mann, der das Unternehmen in ihrem Sinn und dem ihres verstorbenen Mannes weiterführt. Die Schenkung ist deshalb auch unter dem Aspekt zu sehen, dass die Verlegerwitwe ihr Haus bestellen will. Döpfner, der im Januar sein zehnjähriges Jubiläum als Vorstandsvorsitzender feierte, soll erst gar nicht auf die Idee kommen, sich von anderen Unternehmen abwerben zu lassen. 73 Millionen Euro sind da kein schlechtes Argument. Döpfner überreichte Friede Springer dann am Mittwoch zu ihrem Geburtstag im Namen des Verlagskonzerns ein Geschenk: einen Gutschein für einen Tango-Kurs.

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