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Medien: Banal in Berlin: „Hunde haben kurze Beine“

Vor 15 Jahren hätten solche Filme noch in München gespielt. Filme, in denen fiese Jungmakler, beziehungsgestörte Singles natürlich, im Anzug gegen ökobewegte Bürgerinitiativen kämpfen und mit der blondtoupierten Sekretärin des Investors in gestylten Cocktailbars sitzen.

Vor 15 Jahren hätten solche Filme noch in München gespielt. Filme, in denen fiese Jungmakler, beziehungsgestörte Singles natürlich, im Anzug gegen ökobewegte Bürgerinitiativen kämpfen und mit der blondtoupierten Sekretärin des Investors in gestylten Cocktailbars sitzen. Porsche fahren sie, versteht sich, sie haben ein Loft mit Fitnessgeräten und den Kühlschrank voller Aufbautabletten. Und alles geht gut, bis ein kranker Onkel, ein hässlicher Hund, ein freches Mädchen und eine unkonventionelle Anwältin das Yuppie-Leben gehörig auf den Kopf stellen. Münchner Komödie nannte man das damals.

Heute spielen solche Filme in Berlin. Die Dachgeschosswohnung in Prenzlauer Berg, das Maklerbüro in einer chicken Fabriketage, der Park mit See, der davor bewahrt werden muss, einem Parkplatz mit Hochhaus zu weichen, liegt in Charlottenburg. Längst ist es normal, mit dem Porsche durch Berlin zu fahren. Und falls mit korrupten Politikern verhandelt wird, ist ein Parkdeck in Wedding die richtige Kulisse.

„Hunde haben kurze Beine“ lautet der ingeniöse Titel dieser ZDF-Produktion, und auch sonst lässt Josh Broeckers Komödie keine Banalität und kein Klischee aus. Tim Bergmann ist der erfolgsverwöhnte Makler, der seine größten Erfolge im Bett vorbereitet, und Marie-Lou Sellem als Öko-Anwältin die Erste, die ihm (zunächst) widersteht. Und es dauert gefühlte 180 Minuten, mehrere Missverständnisse und einen (überflüssigen) Todesfall, bis die beiden endlich aus ihren Panzern und Kostümen heraus und zueinander gefunden haben.

Alles in allem also eine durchaus vorhersehbare Komödie – wäre da nicht ein unglaublich hässlicher Hund namens Hoss, der so wunderbar beleidigt blicken kann. Und ein kleines Mädchen namens Anne Luise Tietz, deren Witz und Temperament den Film davor bewahren, völlig auf der Stelle zu treten. Regisseur Josh Broecker hat schon recht: Es ist gefährlich, mit Kindern und Tieren zu drehen. Manchmal legen sie einfach die Latte zu hoch.

„Hunde haben kurze Beine“, ZDF, um 20 Uhr 15

Christina Tilmann

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