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Eingesperrt. Der Blogger Raif Badawi (auf dem Foto) wurde in Saudi-Arabien zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt, weil er etwas schrieb, was den Machthabern missfiel. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Bezahlte PR für Saudi-Arabien?: Jubel-Schreiber

Wikileaks: Saudi-Arabien soll eine PR-Kampagne mit deutschen Journalisten geplant haben. Ein Grundgehalt von 7500 Euro sei ihnen versprochen worden.

Positive Geschichten über Saudi-Arabien – das kommt nicht allzu oft vor in deutschen Medien. Wenn es um das Image des Königreiches geht, tauchen immer wieder die Begriffe Inhaftierungen, Zensur und Menschenrechte auf, wie im Falle des Bloggers Raif Badawi, der zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt wurde, weil er etwas schrieb, was den Machthabern missfiel. Auf der einschlägigen Liste von „Reporter ohne Grenzen“ über Verstöße gegen die Pressefreiheit liegt Saudi-Arabien auf Platz 164, von 180 Ländern. Kaum ein Tag, eine Woche, in der hierzulande nicht über Badawi berichtet wird. Nun sollen der Enthüllungsplattform Wikileaks Dokumente zugespielt worden sein, wonach Saudi-Arabien ausländische Journalisten für positive Berichterstattung bezahlen wollte. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Die Geschichten sollten in Hamburg, Berlin, München erscheinen

Saudische Diplomaten sollen 2011 eine PR-Kampagne für die Bundesrepublik entwickelt haben. Deutsche Autoren sollten, so stünde es in den Unterlagen, dem Königreich „zugeneigt“ sein. Die Rede ist von fünf Journalisten à 7500 Euro Grundgehalt. Für jeden Artikel sollte es einen Bonus von 300 Euro geben und dabei „Meldungen aufbereitet und formuliert werden, die das Königreich in positivem Licht darstellen“ würden. Erscheinungsort der Geschichten: „Mal in Hamburg, mal in Berlin, mal in München.“ Ob die Kampagne jemals durchgeführt wurde, ist allerdings nicht bekannt. Wie ernst ist die Sache zu nehmen? Vielleicht gibt es auch eine andere Lesart. Ein Insider sagt, diese Kampagne laufe über eine PR-Agentur, das seien „08/15-Aktivitäten einer Botschaft, um ihr Land in gutem Licht dastehen zu lassen“.

Fest steht: Wikileaks hat – nach allem, was man hört – noch nie gefälschte Dokumente veröffentlicht. Bei der Quellenlage sollte man die Sache ernst nehmen, meint „heute-journal“-Moderator Claus Kleber. Die Botschaft Saudi-Arabiens in Berlin war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Botschaft wird dann in ein paar Wochen auch die Berichte über den „Raif Badawi Award for Courageous Journalists“ in den Zeitungen lesen müssen. Dieser wurde von Badawis Frau Ensaf Haidar und der international media alliance mit Sitz in Berlin ins Leben gerufen, „um Badawis Kampf weiterzuführen und herausragende Leistungen für die Meinungsfreiheit“ zu ehren. Der Preis soll den Einsatz mutiger Journalisten und Aktivisten würdigen und „auf die Menschenrechtsverletzungen in der arabischen Welt aufmerksam machen“.

Claus Kleber und Peter Kloeppel unterstützen den Preis

Auf der Facebook-Seite des Awards stehen Unterstützer wie Claus Kleber, Peter Kloeppel, Mitri Sirin oder Kai Diekmann. Es werden in den nächsten Wochen wohl noch einige hinzukommen, sagt n-tv-Reporter Constantin Schreiber, der zusammen mit Badawis Frau vor ein paar Wochen ein Buch mit Texten des regimekritischen Bloggers herausgebracht hat. Die Preisverleihung des Awards soll am 13. November vor der Eröffnung des Bundesmedienballs stattfinden.

Erst in der vergangenen Woche hatte Badawi den Freedom of Speech Award der Deutschen Welle erhalten. „Unsere Auszeichnung soll ein starkes Zeichen setzen und sein Schicksal noch stärker in das Licht der Weltöffentlichkeit rücken. Wir hoffen, dass der Druck auf die Verantwortlichen in Saudi-Arabien noch größer wird, Badawi endlich freizulassen“, begründetet DW-Intendant Peter Limbourg die Entscheidung. Bei alldem fällt es schwer, positiv über die Politik Saudi-Arabiens zu denken. Markus Ehrenberg

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