zum Hauptinhalt
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (l, SPD) und Elmar Giglinger, Geschäftsführer Medienboard Berlin-Brandenburg.

© picture alliance / dpa

Bilanz von Medienförderer Elmar Giglinger: "Das Beste kommt noch"

Nach fünf Jahren verlässt Elmar Giglinger das Medienboard Berlin-Brandenburg. Was er über virtuelle Realitäten, das Fernsehen der Zukunft, „Homeland“ und – Abschiedspartys zu sagen hat. Ein Interview.

Herr Giglinger, am Mittwoch ist Ihr letzter Tag beim Medienboard Berlin-Brandenburg, nach fünf Jahren als Geschäftsführer für den Bereich Standortmarketing und -entwicklung sowie Förderung innovativer digitaler Inhalte. Wie ist Ihre Bilanz?
Unterm Strich bin ich zufrieden. Es war eine lehrreiche, intensive Zeit, die ich nicht missen möchte. Die Zusammenarbeit mit Politik, Ländern, Gremien war in dieser Form neu für mich, da konnte ich noch einiges lernen. Ich würde auch sagen, es war eine erfolgreiche Zeit, wenn Sie sich zum Beispiel den aktuellen Medienindex anschauen: ein Gesamtumsatz von über sechs Milliarden Euro, ein Umsatzwachstum binnen Jahresfrist um neun Prozent. Ein schönes Ergebnis.

Berlin lag im vergangenen Jahr bei 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum, Brandenburg bei 0,9 Prozent.

Richtig. Das zeigt, das im Bereich der digitalen Medienwirtschaft ein Riesenpotenzial liegt. Berlin ist heute unbestritten das digitale Zentrum der Republik. Das war vor fünf Jahren so nicht absehbar. Da bin ich ja mittlerweile schon fast wieder am Bremsen vor allzu viel Euphorie, wenn hier vom europäischen Silicon Valley gesprochen wird.

Warum nicht Silicon Valley?

Der Vergleich hinkt, von A bis Z. Das Silicon Valley gibt es seit den 1950er, 60er Jahren, das hat sich entwickelt über all die Jahre. Das verfügbare Venture Capital dort ist ein Vielfaches dessen, was wir hier haben. Wir haben aber in den vergangenen vier Jahren deutlich aufgeholt, Berlin hat mittlerweile mehr Venture Capital als London. Berlin, die Start-up-Hauptstadt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, und das Medienboard hat seinen Teil dazu beigetragen.

Das wäre doch auch beim Medienboard ein Grund zum Feiern. Haben Sie schon Ihr Büro aufgeräumt, zur Abschiedsparty eingeladen, Akten übergeben?

In Abschiedspartys bin ich ganz schlecht. Und es gibt ja beim Medienboard noch keinen Nachfolger für mich. Ich hatte in den vergangenen Wochen noch gut zu tun, wollte Verschiedenes zu Ende bringen: Fördersitzungen zu innovativen audiovisuellen Inhalten, zu seriellen Formaten, die Vorbereitung der Media Convention Berlin, die Games Week. Das alles liegt mir sehr am Herzen.

Wenn die Begeisterung so groß ist, warum ist für Sie an der Stelle beim Medienboard Schluss? Ihr Vertrag lief offenbar aus, hätten Sie gerne weitergemacht?
Ich möchte das jetzt gar nicht im Einzelnen ausführen, es gibt nicht den einen Grund, sondern viele verschiedene, die teilweise nichts mit dem Medienboard zu tun haben. Ich gehe im Guten. Jetzt ist einfach Zeit für etwas Neues.

Wenn vom Medienstandort Berlin/Brandenburg zuletzt die Rede war, dann meistens eher im Zusammenhang mit Fernsehen, mit ...

… „Homeland“, der US-Serie, das stimmt. Ein wunderbares Beispiel für das gute Zusammenspiel zwischen den Ländern, den Außenmotiven in Berlin und den Studios in Babelsberg. Wenn wir seitens des Medienboards die Förderrichtlinien für serielle Formate Anfang des Jahres nicht durchgesetzt hätten, wäre „Homeland“ vielleicht gar nicht hierhergekommen.

Welche große Serie kommt als nächste?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich erwarte aber mehr internationale Produktionen für die Region. Wir haben eine ausgezeichnete Infrastruktur, die Talente und Fachkräfte, ein immer noch sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und haben uns damit auch international einen ganz hervorragenden Ruf erarbeitet. Außerdem das fantastische Nachtleben in Berlin, auch das gehört dazu.

Berlin und Brandenburg – wie ist das überhaupt zusammenzudenken, nicht nur, aber auch aus medialer Sicht?

Ganz allgemein: Brandenburg profitiert von Berlin und sollte die Hauptstadt eher umarmen als sich abgrenzen. Das zeigt sich in den verschiedensten Facetten. Ein konkretes Beispiel: Gut 70 Prozent meiner Mitarbeiter beim Medienboard in der Medienstadt Babelsberg kommen aus Berlin. Die verkehrstechnische Anbindung ist, vorsichtig formuliert, nicht gerade optimal.

Sie meinen die instabilen Verbindungen Richtung Potsdam bei S-Bahn und Regionalzügen.

Wenn jemand am Alexanderplatz steht, darf es keinen großen Unterschied machen, ob er Richtung Adlershof fährt oder Richtung Medienstadt Babelsberg. Das ist ein wichtiger Punkt für Unternehmer in der Medienstadt, wenn es um nachgefragte Berufe, neue Mitarbeiter geht. Die Talente sitzen überwiegend in Berlin. Das Thema Verkehrsanbindung ist seit Jahren geparkt. An der Stelle bin ich leider nicht weitergekommen.

Vielleicht klappt das ja woanders. Wo liegt denn nun Ihre Zukunft?

Am 3. Oktober werde ich erst mal in den Flieger steigen, auf nach Spanien, Urlaub machen. Ich habe zwei, drei Dinge auf dem Tisch liegen, dazu ein, zwei, drei eigene Gedanken. Mal schauen.

Sat 1 zum Beispiel könnte Kreativität gebrauchen nach den jüngsten Serien-Flopps wie mit „Mila“ und „Frauenherzen“.

Um Gottes willen, Nico kriegt das schon noch hin.

Nicolas Paalzow, der Sat-1-Chef.

Ja, er hat eine anspruchsvolle Aufgabe, aber ich glaube nicht, dass er meine Hilfe benötigt. Ich denke schon, dass ich in der Medienbranche bleibe. Ich habe nicht vor, eine Kneipe aufzumachen. Seit 25 Jahren bewege ich mich im Medienbereich, erst Hörfunk, dann Viva, MTV und Comedy Central. In den letzten Jahren habe ich mich neben TV auf Wachstumsbranchen wie Games, Apps, Web- und Mobilecontent oder Social Media fokussiert. Oder auch Virtual Reality, ein Thema, mit dem wir uns im letzten Jahr sehr beschäftigt haben.

Die Simulation, das Ich-Erlebnis von künstlichen Welten mittels sogenannter VR-Brillen, die Achterbahnfahrten simulieren.

Ein spannendes Thema, in dem die Hauptstadtregion sehr gut aufgestellt ist. VR wird das größte Wachstum haben. Mit Games wird es losgehen: 2016 kommt mit Morpheus eine VR-Brille für die Playstation. In drei bis fünf Jahren werden wir von einem Massenmarkt sprechen können. Factual-Inhalte werden folgen, dann Fiktionales. Das wird unseren Medienkonsum massiv beeinflussen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false