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Birma: So fern und doch so nah

Dank des Internets nimmt die Welt Anteil an den Geschehnissen in Birma. Helfen kann sie trotzdem nicht, hilflos steht sie den Ausschreitungen gegenüber.

Verwackelte Bilder demonstrierender Mönche, körnige Videoaufnahmen aufmarschierender Sicherheitskräfte und Berichte von Übergriffen erreichen die Menschen in der westlichen Welt über das Internet. Obwohl das Militärregime in Birma das asiatische Land abgeriegelt hat, finden die friedlichen Demonstrationen im Gegensatz zu früher diesmal vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Bei  der blutigen Niederschlagung der Aufstände von 1988 war noch kaum Material zu bekommen, dieser Tage tauchen ständig neue Quellen auf.

TV-Sender übernehmen Material von Augenzeugen

Die meisten Autoren der nun veröffentlichten Augenzeugenberichte wollten aus Furcht vor Repressalien nicht mit Namen genannt werden, erklärte eine Moderatorin im US-Nachrichtensender CNN. Aber sie wollten der Welt das Ausmaß der Proteste und die Reaktion der Staatsmacht vor Augen führen. Der amerikanische Sender veröffentlicht in seinem Programm laufend das Material aus dem weltweiten Netz. Auch die britische BBC nimmt sich der Stimmen aus Birma an. Auf ihrer Homepage stellt sie anonym per eMail eingesandte Augenzeugenberichte ein.

Ihre Fotos und Videos von den Protesten und dem gewaltsamen Einschreiten der Regierung veröffentlichen die jungen Birmaner meist in Blogs. Auch die weltweit organisierten Exil-Birmaner erhalten derzeit umfangreiches Nachrichtenmaterial aus dem vom Militär regierten Land. Zu den Bloggern zählten vor allem junge Universitätsstudenten in Rangun, berichtet Sein Win. Der leitende Redakteur des aus Indien betriebenen Internetforums "Mizzima News" erzählt auch von den Schwierigkeiten, welche die Studenten dabei hätten: "Die Zensur ist sehr hart, aber viele Leute wollen, dass die Welt weiß, was in Birma passiert", sagt er.

Junta kappt Telefonleitungen

Die birmanische Regierung blockiert seit Beginn der Proteste im August alle Internetseiten, aus denen aktuelle Informationen nach außen dringen können und sperrte den Zugang zu Mailprogrammen. Nach Berichten internationaler Blogs ist inzwischen auch das Telefonnetz abgestellt worden, die Militärregierung hat augenscheinlich Angst vor der unliebsamen Berichterstattung. Doch auch wenn die Bedingungen schwieriger werden, so scheint es den Generälen nicht zu gelingen, die Flut der wackligen Bilder zu stoppen. Nach Ansicht von Experten haben sie die Macht des Internets einfach unterschätzt. "Ob die Junta es mag oder nicht, die Regierung kann sich nicht von der internationalen Gemeinschaft abschotten", ist sich Sein Wein sicher.

Die Bilder rütteln die Öffentlichkeit in aller Welt wach. Viele Menschen tauschen sich im Internet aus, tragen die Informationen über ihre Blogs weiter. In Diskussionforen sympathisieren die Teilnehmer mit der Protestbewegung, die Situation in dem Land wurde durch die ausführliche Berichterstattung in den vergangen Tagen vielen erst bewusst.

Viel mehr als Sympathiebekundungen im Internet können die Menschen in der hiesigen Hemisphäre allerdings nicht bewegen, hilflos stehen sie dem Grauen gegenüber. In London demonstrierten Hunderte Menschen vor der Botschaft Birmas. Sie müssen im Gegensatz zu den Demonstranten in dem südostasiatischen Land keine Angst um ihr Leben haben. Ein Zeichen ist dies dennoch für die internationale Gemeinschaft, den Druck weiter zu erhöhen. (fsu mit dpa, afp)

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