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Mit über 100 Millionen Euro für die Bundesliga-Rechte in der aktuellen Laufzeit hat die Telekom „Liga total“ gepusht.

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Bundesliga-Rechte: Verbindung wird gehalten

Die Telekom hat nach der Vergabe der Fußball-Bundesligarechte am Dienstag noch nichts in der Hand. Eine Einigung mit Sky scheint allerdings möglich. Auch die Sportschau bekommt Konkurrenz.

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„Unsere Kunden müssen in nicht allzu ferner Zukunft wissen, wie es bei Entertain in einem Jahr mit der Übertragung der Bundesliga-Spiele aussieht“. Die Telekom AG blickt am Tag nach der herben Enttäuschung über die Vergabe der Fußball-Bundesligarechte durch die Deutsche Fußball Liga (DFL), bei der die Bonner leer ausgegangen sind, wieder nach vorne. Vor allem will sich der Konzern nicht unter Druck setzen lassen.

Für die kommende Bundesliga-Saison 2012/13 bleibt erst einmal alles, so wie es ist – und zwar sowohl für die Telekom, seine Entertain-Kunden, also Kunden, die das Internet-TV-Programm der Telekom empfangen, und auch für die Constantin Medien AG, die das Fußball-Produkt „Liga total“ für die Telekom produziert, sagte ein Sprecher. Der Vertrag mit Constantin endet nach Angaben der Bonner automatisch mit Ablauf des bestehenden Rechtepakets am Ende der kommenden Bundesliga-Saison. Christian Illek, der Marketingchef der Telekom, hatte schon am Dienstag bezweifelt, dass es „Liga total“ in der jetzigen Konstellation weitergeben werde.

Insgesamt garantiert der Fernsehvertrag der DFL ein Plus von über 50 Prozent an den Erlösen für die Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17. Durchschnittlich sind die Rechte am Bundesliga-Fußball den Medienpartnern 628 Millionen Euro pro Saison wert. Den Aufschlag hat die Liga vor allem dem Bezahlsender Sky zu verdanken, der den Großteil der Summe beisteuert. Aber auch ARD, ZDF, Sport 1 und bild.de sind im Geschäft. Nur die Telekom ging komplett leer aus.

Oberstes Ziel dieser Telekom-Sparte ist nun, sich mit allen möglichen und vertretbaren Mitteln dafür einsetzen, den Kunden auch von der Saison 2013/14 an ein attraktives Fußball-Paket anbieten zu können. Dazu hofft man auf konstruktive Gespräche mit Sky. Für die Telekom sind sämtliche Szenarien von der Sublizenzierung der Bundesliga-Rechte bis hin zur Einspeisung des Sky-Angebotes in die Entertain-Plattform denkbar. Auch wenn von Optimismus in Bonn derzeit wenig zu spüren ist, setzt die Telekom auf gewichtige Argumente. Zum einen auf den inzwischen auf 1,6 Millionen Kunden angewachsenen Abonnentenstamm bei Entertain. Gut zehn Prozent dieser Kunden haben zusätzlich ein Fußball-Paket geordert. Zu diesen rund 160 000 IPTV-Abonnenten kommt nach Angaben des Sprechers noch einmal eine ungefähr gleich große Zahl von Telekom-Kunden, die mobil „Liga total“ abrufen.

Auch der Springer-Konzern mischt jetzt mit

Ein anderes Argument könnte sein, dass Sky nun die Mehraufwendungen – der defizitäre Murdoch-Sender zahlt künftig pro Jahr 486 statt bisher 250 Millionen Euro – erlösen muss. Dass dies nur durch zusätzliche Abonnenten möglich ist, räumt Sky freimütig ein. Am Mittwochmorgen hatte Sky-Deutschlandchef Brian Sullivan die Mitarbeiter in Unterföhring zu einer Versammlung gebeten, um dort noch einmal die Bedeutung der DFL-Entscheidung für das Modell Pay-TV zu unterstreichen.

Bereits am Vortag hatte er erklärt, dass die Mehraufwendungen für die Ligarechte nicht automatisch zu höheren Abo-Preisen für die Fußball-Pakete von Sky führen werden. Und er hatte angekündigt, mit allen Interessierten Gespräche über Kooperationen zu führen, dazu gehört auch die Telekom. Bei Sky erinnert man sich daran, dass der Pay-TV-Sender und das Telekommunikationsunternehmen bereits vor sechs Jahren zusammengearbeitet hatten. Man müsse anerkennen, dass die Telekom der IPTV-Technik in Deutschland den Weg bereitet habe, wenngleich inzwischen auch andere Unternehmen wie Vodafone diesen Verbreitungsweg unterstützten.

Die ersten Bilder von den Samstagspartien der Bundesliga sind von 2013 an im Internet bereits eine Stunde nach Spielschluss – und damit vor den Übertragungen der ARD-„Sportschau“ – zu sehen. Allerdings nicht bei der Telekom, sondern bei der Axel Springer AG, die sich die Rechte am „Paket M“ gesichert hat. Über Bild.de wird sie ab 2013 alle Spiele der Ersten und Zweiten Liga im Internet per Einzelabruf anbieten, wobei die Zusammenfassungen zwischen 90 Sekunden und sechs Minuten lang sein dürfen und bis mindestens Mitternacht kostenpflichtig sein müssen.

Springer plant, das Angebot selbst zu produzieren und wird sich deshalb von der bisherigen Zusammenarbeit mit Sky lösen, sagt Konzernsprecherin Tanja Schlinck. Die Begegnungen im Netz kann sich der Fan in beliebiger Reihenfolge ansehen, während die „Sportschau“ erst ab 18 Uhr 30 sendet und die Topspiele erst spät zeigt. Muss die ARD also um ihre Zuschauer bangen? Axel Balkausky, der ARD-Sportkoordinator, glaubt das angesichts des bisher so gut laufenden Produkts nicht. Er sagt: „Sowohl die redaktionelle Qualität als auch die technischen Mittel sind auf höchstem Niveau und ich wage zu bezweifeln, dass der Springer-Verlag dieses Niveau mit seinen Web-Clips auch nur annähernd erreichen kann.“

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