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Medien: Comedy: Der Erfolg muss sich sofort einstellen, sonst ... - Humor-Veteran Herbert Feuerstein im Interview

Herr Feuerstein, nach der ersten Ausgabe von "Was bin ich?" in Kabel 1 konnte man glauben, da laufe mehr eine Comedy als ein Quiz ab.

Herr Feuerstein, nach der ersten Ausgabe von "Was bin ich?" in Kabel 1 konnte man glauben, da laufe mehr eine Comedy als ein Quiz ab.

Nein, es ist schon auch ein Quiz. Ich bin ja jemand, der wahnsinnig gerne gewinnt, und ich leide wie ein Schwein darunter, dass ich fast nichts errate, weil ich zu gescheit bin für die Sendung. Ich stelle immer zu komplizierte Fragen, während zum Beispiel Norbert Blüm als erfahrener Politiker meistens direkt aufs Ziel loseilt und alles errät.

Das muss sie ja tierisch kränken.

Wissen Sie, diese Blüms sind Streber, die wollen immer alles wissen. Aber andererseits kann ich auch ganz gut damit Leben. Schließlich sind 99 Prozent aller Fernsehzuschauer Loser. Und sie glauben nicht ernsthaft, dass die sich mit dem Streber-A ... identifizieren? Nein - die identifizieren sich mit dem Loser - also mit mir.

Sie gelten seit "Schmidteinander" als einer der Urväter der deutschen Comedy. Nun läuft mittlerweile überall ein Comedy-Format. Welche Sendung finden Sie lustig?

Ich mag Stefan Raab sehr gerne und finde Harald Schmidt sehr gut. Ich bin auch ein Fan der Bully-Parade, weil die polarisiert.

Aber gerade Raab hat einen sehr brachialen Humor - ganz im Gegensatz zu Ihnen.

Raab ist eine andere Altersgruppe und er sendet in einer anderen Zeit. In der Comedy gibt es keine Definition, was lustig ist, und wer Humor hat. Natürlich muss man in der Comedy sein Publikum an der Hand nehmen und erziehen, auch wenn das jetzt etwas schulmeisterlich klingt. Man muss es irgendwo hinführen, wenn man etwas Neues machen will. Deswegen braucht jedes Format eine gewisse Zeit - und die gibt es heute nicht. Das lässt der Markt nicht mehr dazu, noch nicht mal bei den Öffentlich-Rechtlichen. Wer anderen Humor hat, muss weg vom Fernsehen - ans Theater gehen oder schreiben. Das Fernsehen ist keine innovative Quelle mehr für Comedy.

Stefan Raab ist doch innovativ.

Absolut, aber schauen Sie sich an, wie lange der unterwegs war, welche Seitenstraßen der gehen musste, bis er "TV Total" machen durfte.

Raab macht Menschen von der Straße fertig. Ist das wirklich witzig?

Das ist der Grundvorwurf, dem man auch dem Schmidt machen könnte. Ich bin da für die totale Freiheit. Wer sich nicht vorführen lassen will, braucht nicht hinzugehen. Es ist niemand von Raab mit der Pistole ins Studio getrieben worden. Und die Kamera-Geilheit der Menschen ist schließlich die Arbeitsgrundlage einiger Nachmittagstalkshows. Die sind zum Teil wirklich menschenverachtend. Raab ist lustig und hat den zusätzlichen Vorteil, dass er nicht bedrohlich lustig ist. Dem können sie auch eine draufhauen und er lacht, weil er kein böser Mensch ist.

Wer ist bedrohlich lustig?

Wladimir Putin.

Was, bitte, ist an dem lustig?

Alles. Allein schon die Optik. Wenn der so dasteht vor seinen Bodyguards - sieht er aus wie mein Mathematiklehrer. Nur, dass der kein Weltreich mit einer riesigen Armee hinter sich hatte. Und das ist das Bedrohliche an Putin.

Herr Feuerstein[nach der ersten Ausgabe von \"Was]

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