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Medien: Das Duell Frau – Mann

Elizabeth Taylor und Richard Burton oder das Gelingen und Scheitern einer öffentlichen Beziehung

Rom, im Herbst 1961. Die Vorbereitungen für die US-Monumentalproduktion „Cleopatra“ laufen auf Hochtouren, es ist der bis zu diesem Zeitpunkt teuerste Film aller Zeiten. Für die Hauptrolle hat Regisseur Joseph L. Mankiewicz bereits Elizabeth Taylor besetzt, die in Rom ab dem Zeitpunkt ihrer Ankunft als Diva hofiert wird. Als erste Schauspielerin der Filmgeschichte überhaupt erhält sie für ihre Rolle der Cleopatra eine Gage in Höhe von einer Million Dollar, eine zu dieser Zeit astronomisch hohe Summe. Für eine der männlichen Hauptrollen, jener des Mark Anton, ist der britische Schauspieler Richard Burton vorgesehen, bekannt als großes Talent und als Frauenheld. Ein Star wie Elizabeth Taylor, das ist er allerdings (noch) nicht. Genau hier setzt der knapp einstündige Dokumentarfilm „Elizabeth Taylor gegen Richard Burton“ von Autor Michael Wech an, in dem verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen, Freunde, Mitarbeiter. Der dabei allzu effekthaschend-spektakuläre Off-Kommentar spricht denn auch vom ersten Treffen des „Machos und der Diva“. Davon, dass Burton bekannt dafür sei, seine Kolleginnen allzu sehr zu bedrängen, mit ihnen alsbald Affären hat. Nun will er sie, Elizabeth Taylor, die „Königin von Hollywood“, die im selben Jahr einen Oscar für „Butterfield 8“ erhielt. Dass sowohl er selbst, Burton, als auch Taylor zu diesem Zeitpunkt verheiratet sind, stört ihn nicht weiter. Die Affäre beginnt, und bald schon nimmt die Öffentlichkeit daran erst Anstoß, dann neugierig Anteil. Taylor und Burton wurden fortan zu einer Marke. Es soll eine lebenslange Verbindung werden, privat wie beruflich, mit allen nur denkbaren Höhen und Tiefen, mit Alkoholexzessen und Gewaltausbrüchen. Zweimal heiraten sie, zweimal lassen sie sich wieder scheiden. Und immer schwebt über allem: Wer von uns beiden ist der Bessere, der Reichere, der Berühmtere? Wer bekommt die besseren Rollen? Wer ist gerade der Star? Es mutet wie ein Duell an, das sich Elizabeth Taylor und Richard Burton zeit ihres Lebens geliefert haben. Ein Duell fast schon auf Leben und Tod. Darin sind sich hier nahezu alle Interviewpartner einig. Jener Film, in dem beide zusammen spielen, in dem die Grenzen zwischen Realität und der Fiktion des zugrunde liegenden Theaterstücks fließend sind, ist Mike Nichols’ Adaption von Edward Albees „Who´s Afraid of Virginia Woolf?“ (1966).

Im August 1984 schließlich stirbt Richard Burton an einer Gehirnblutung mit nur 58 Jahren. „Elizabeth Taylor hat ihn verfolgt, hat ihn getrieben. Richard Burton ist ihr entkommen, immer wieder. Das Duell scheint vorbei“, heißt es da ganz am Ende des Films. Da wurden keinerlei Grenzen gezogen, da waren zwei ungeschützt – vor dem Außen wie vor sich selbst. Thilo Wydra

„Elizabeth Taylor gegen Richard Burton“, Arte, 22 Uhr 45

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