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Der Ball ist ECKIG: Die kriegen doch sonst alles mit

Bei der EM ist mit Public Viewing nicht so viel her. Okay, von der Schweiz und auch Österreich hat man das nicht anders erwartet. Und Deutschland?

Reizwort Public Viewing. Was wurde zur WM 2006 nicht alles zusammen gesehen. Geschwitzt, gefeiert, gestanden. Fanmeilen am Brandenburger Tor, Fanfeste auf öffentlichen Plätzen in Großstädten. Ein Sommermärchen. Zig Millionen Zuschauer, die vor Großleinwänden mitfieberten und die inoffiziellen TV-Quoten ins Unermessliche schießen ließen. Offiziell werden die Zuschauer in Biergärten, Restaurants oder Olympiaparks ja weiterhin nicht erfasst. Es gebe da keinen Algorithmus, keine Möglichkeiten. Nur Schätzungen, heißt es. Wobei man sich ein bisschen wundert, warum das eigentlich so schwierig sein soll. Man könnte die schwarz-rot-goldenen Massen doch irgendwie mit Google Map erfassen. Von oben scannen oder so ähnlich. Die kriegen doch sonst alles mit.

Das nur nebenbei. Bei der EM ist mit Public Viewing eh’ nicht so viel her. Okay, von der Schweiz und auch Österreich hat man das nicht anders erwartet. Und Deutschland? Spätestens mit dem Nachmittagsspiel gegen Kroatien hätte da ein Ruck durchs Land gehen können. Dachte sich auch Kerner, unser aller ZDF-Mann, und schaltete vorm Spiel flugs in die KölnArena, Deutschlands größtem überdachtem Veranstaltungsort. Draußen regnete es Bindfäden, doch „die Kölner sind ganz verrückt nach Lukas Podolski“. Man hatte das Gefühl: 15 000 Fußballfans, die kommen noch. Dann singen sie: „Jetzt geht’s los!“ Zusammen mit dem Fernseh-Einpeitscher, der auf der Bregenzer Seebühne immer die deutschen Spielernamen vorbrüllt. Was sich das ZDF dabei gedacht hat.

Psychologen meinen, der Reiz des Public Viewing liege im Teilen von gemeinsamen und simultan entstehenden Emotionen, wie die Freude über den Sieg des eigenen Teams oder die Trauer über Niederlagen. Oder über rote Karten. Oder über Werbeunterbrechungen. Das hätte gestern abend aber auch nicht mehr geholfen. Markus Ehrenberg

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