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Der Ball ist eckig: Dummsprech des Fußballs

Die WM-Kolumne: Jetzt muss endlich einer Verantwortung übernehmen. Reicht es eigentlich nicht, einfach nur seinen Beruf auszuüben?

Ich habe eine neue Hassformulierung: VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN.

Lukas Podolski sagt, er habe als Treter eines Elfmeters „Verantwortung übernommen“. Joachim Löw sagt, nach der Verletzung von Michael Ballack hätten mehrere Nationalspieler „von sich aus“ angeboten, „Verantwortung zu übernehmen“. Jürgen Klinsmann sagt, „Rooney hat Verantwortung übernommen im Jahr eins nach Ronaldo“.

Fußballspieler und TV-Menschen reden so, es wird jedoch auch gerne so geschrieben. In der „Berliner Zeitung“ wird das Trio Mertesacker/Lahm/Schweinsteiger ultimativ aufgefordert, es solle nun aber endlich mal „Verantwortung übernehmen“, Oliver Bierhoff meint im Tagesspiegel, „Basti hat Verantwortung übernommen“, und die „FAS“ ist geradezu vernarrt ins Verantwortliche: Als Sami Khedira porträtiert wird, wimmelt es von V-Wörtern, und Khedira selbst sieht sich gar in der „Führungsverantwortung“, wohl, um sich von allen Nullbockverantwortlichen abzugrenzen.

Hallo Leute! Worüber reden wir denn? Es geht um Männer und ihren Beruf: Fußball spielen. Dafür werden sie mit siebenstelligen Jahresgehältern entlohnt. Sie lernen diesen Job von Kindesbeinen an und sind inzwischen erwachsen. Lukas Podolski ist Vater, Thomas Müller ist verheiratet, Bastian Schweinsteiger hat bereits bei 76 Länderspielen mitgemacht. Darf man da nicht erwarten, dass so einer sich ganz selbstverständlich zutraut, einen Eckball auszuführen, ohne gleich einen Riesenwirbel darum zu machen?

Ich stelle mir vor, wie ein 24-jähriger Feuerwehrmann nach einem Einsatz zur Presse spricht: „Es qualmte wie verrückt im dritten Stock. Ich hätte die Frau mit ihren zwei Kindern verbrennen lassen können. Doch ich habe Verantwortung übernommen und mit Wasser gelöscht.“ Wir würden sagen: Der hat doch ’ne Macke!

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