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Der Ball ist ECKIG: Frauen im Abseits?

Bei Fußball-Übertragungen waren Frauen lange im passiven Abseits - in Hörweite dabei, um aus der Küche Bier und Bouletten zu bringen, aber mitdiskutieren und irritieren durften sie nicht. Zum Glück gibt's heute Fernsehen, das vieles erklärt.

Im passiven Abseits waren wir lange. Ziemlich lange. Wir, ich meine die holde Weiblichkeit, haben vor wichtigen Fußballspielen die Bouletten gebraten, die Kinder ins Bett gebracht und den Kühlschrank von sämtlichem Obst und Gemüse befreit, damit das Bier reichlich Platz hatte. Wir waren zwar oft ganz vorn (an der Küchentür in Hörweite), durften aber nicht mitmachen, nicht behindern oder irritieren. Die Männer wollten die liebste Sportart der Deutschen für sich.

Ganz klar, weil wir Frauen keine Ahnung hatten!

Zum Glück gibt es heutzutage ein Fernsehen, das vieles erklärt. In Film, Kommentar und Grafik. Zum Beispiel beim ZDF. Hier erübrigt sich schon die simpelste aller Frauenanfangsfragen: Welche sind denn unsre? Das nervt die unter extremer Vorfreude stehenden Mannsbilder. Wirklich. Da interessiert auch nicht, dass ihre Holden oft den Spielbeginn nicht erleben, weil der Lütte noch mal auf den Topf muss. Beim Spiel Deutschland gegen Argentinien konnte jedefrau schnell erkennen: Die Schwarzen sind unsere! Es stand nach drei Minuten 1:0 für uns. Musste niemand fragen. Denn das ZDF zeigt bei der WM nicht nur die Spielminuten, den Torstand und die Mannschaftskürzel grafisch an – das zeigen ARD und RTL auch –, sondern neben den Mannschaften auch die Farben der Trikots. Arbeitet beim ZDF eine Grafikerin?

Was Abseits ist, beim Fußball, weiß heute fast jede. Das sieht man auch in der Wiederholung oder Zeitlupe beim Fernsehen ganz deutlich, weil dann immer die digitale Linie entlang der letzten Verteidiger gezogen wird. Der ballabgebende Spieler bekommt noch einen Kreis und der Dussel, der ein, zwei Schritte zu weit zum gegnerischen Tor preschte, wird digital gemarkert. Ganz easy dank Photoshop. Mit der Erklärung meines Vaters, Abseits sei, wenn der Schiedsrichter pfeift, müssen wir uns im Computerfernsehzeitalter nicht mehr begnügen.Anne P. Meyer

Anne P. Meyer

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