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Keine schrecklich nette Familie. Magdalena Kopp Mitte der Achtzigerjahre mit "Carlos", Top-Terrorist und Vater der gemeinsamen Tochter Rosa.

© Arte

Der Dokumentarfilm "Die Frau des Schakals": Im Halbdunkel

„Die Frau des Schakals“ erzählt vom Leben mit einem Terroristen – und den Narben, die bleiben.

Wenn Magdalena Kopp zurückblickt, kann sie es selbst kaum glauben: Aus der verträumten schwäbischen Beamtentochter wurde eine Passfälscherin der Revolutionären Zellen, eine kriminelle Terroristenbraut im Untergrund und schließlich eine alleinerziehende Mutter mit scheinbar normalem Alltag. So bizarr ist diese Biografie, dass Kopps Blick, der sonst ein Zwiegespräch mit der Kamera hält, abschweift und leer wird.

Da scheint die Dokumentation „Die Frau des Schakals“ ganz nah bei ihr zu sein und zugleich ganz weit weg. Denn was in ihr vorgeht, ob sie Täterin, Mitläuferin, Opportunistin oder Opfer war, vermag der Film nicht zu beantworten. Wie eine Rüstung trägt Kopp den dunkel gefärbten Pagenkopf, roten Lippenstift und einen schwarzen Rollkragenpullover. Ist sie am Ende nicht viel mehr gewesen als die hörige Geliebte von Ilich Ramírez Sánchez alias „Carlos“, dem meistgesuchten Terroristen der Siebziger- und Achtzigerjahre? „Man muss nicht immer alles wissen“, bilanziert Kopp für sich – und meint damit irgendwie auch die Zuschauer.

Das Leben als Dunkelkammer

Der Filmemacher Nadav Schirman hat Kopp exzellent in Szene gesetzt. Das Zwielichtige an ihr spiegelt sich in dem rötlichen, bedrohlichen Schein der Dunkelkammer, in der die ausgebildete Fotografin fast die ganze Filmlänge über hockt und mit der Stimme einer erschöpften Frau erzählt. „In the Darkroom“ ist auch der Originaltitel des 2013 erschienenen Films über die Frau von Carlos, dem Schakal.

Zwischen oft gesehenen historischen Berichtsszenen zieht sich die Metapher fort: In der Entwicklerlösung offenbart das Fotopapier Gesichter und Geschichten, unter der Lupe werden Details sichtbar. Doch während die Vergangenheit mit Carlos Kopp immer noch lähmt, ist die gemeinsame Tochter Rosa umso rastloser.

Auf den Spuren des Vaters

Im zweiten Teil begleitet der Film die junge Frau auf den Spuren des Vaters, an den sie sich kaum erinnert, weil die Eltern Anfang der Neunzigerjahre aus Syrien ausgewiesen wurden und fortan getrennte Wege gingen. Die Suche führt sie zu damaligen Bekannten der Eltern und schließlich zu ihrem Vater in einen französischen Knast. Immer tiefer rutscht die junge Frau dabei in den emotionalen Abgrund, den ihre Eltern aufgerissen haben. „Alles, was du erzählt hast, erzählt er zu 100 Prozent anders“, sagt sie am Telefon zur Mutter. Das eigentliche Opfer in dieser Familie ist nicht Magdalena Kopp.

„Die Frau des Schakals“, Arte, Mittwoch, 22 Uhr 35

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