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Kuehlung

© Promo

Computer: Ganz schön abgefüllt

Im Hochsommer sind die meisten Rechner eine Plage, denn sie werden heiß und laut. Da hilft nur eins: Den PC mit Wasser kühlen.

Es war ein nichtiger Anlass, der zu diesem tiefen Eingriff in den Computer führte: der Besuch der Schwiegermutter. Sie sollte im Wohnzimmer übernachten. Dort steht unser PC. An diesem Sommerabend summte er fröhlich vor sich hin, wegen der drückenden Hitze aber lauter als üblich: „Den Computer können wir doch abschalten, oder?“, fragte die Schwiegermutter. „Natürlich“, lautete die höfliche Antwort. Doch der Stachel saß, und es gab nur eins, um ihn loszuwerden. Der PC muss leiser werden, am besten lautlos und erst recht an einem heißen Abend wie diesem – aber wie nur?

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Jeder PC braucht Kühlung, und wenn man einen starken Prozessor einsetzt, dann reichen „passive“ Mittel selten aus. Einige Spezialfirmen (Deltatronic, MR-Computertechnik) schrauben zwar Geräte ohne Lüfter und Kühler zusammen, die deshalb lautlos sind. Doch wer will schon neue Ware? Aufrüsten ist die bessere Alternative. Und da empfiehlt sich eben der Einsatz einer Wasserkühlung. Der Besuch des Elektronikdiscounters schreckt zwar erst einmal ab: „Wasser und Strom gehören nicht zusammen“, sagt der Verkäufer. Ein Set sei zwar im Sortiment, und man habe sogar einmal ein Vorführgerät zusammengebaut – doch seit einem Wasserschaden sei das wieder stillgelegt.

HILFE IM NETZ UND BEI EXPERTEN

Verunsichert lassen wir erst mal ab von dem Vorhaben, zumal in den einschlägigen Foren im Internet von Wasserlachen unter derartig gekühlten PCs zu lesen ist. In den meisten Fällen trat das Wasser aus der Kühlplatte des Prozessors, weil Plexiglasteile während des Betriebs rissen oder sich verformten. Als aber der bunte Prospekt eines Elektromultis aus dem Tagesspiegel flatterte, da spürte man wieder den Stachel. Denn das Highlight aus der Werbung war ein „High-End-Rechner mit Wasserkühlung“. Wenn die das können … – dann sollte man weiteren Rat von Experten einholen. Bei der Fachzeitschrift „c’t“ berichtet der Kollege, die Kultfirma „Apple“ habe Wasserkühlung bereits in den 90er Jahren in Serie eingebaut. Auch der Onlinehändler Dell habe einen Spiele-PC mit Wasserkühlung im Angebot gehabt. Besonders gut eigne sich die Technik für leistungshungrige Rechner, die in den Grenzbereich gesteuert werden. „Übertakten“ nennt man das auch. Bei diesen Manövern brauche der Prozessor besonders viel Strom und erzeuge deshalb viel Wärme. Um diese abzuführen, seien Wasserkühlungen besonders geeignet. „Das ist wie bei Autos“, sagt „c’t“-Experte Christof Windeck. Aber die Statistiken des ADAC lehrten eben auch, dass Kühler und Wasserkreislauf auch heute noch zu den häufigen Ursachen von Autopannen zählten – deutlich hinter der Elektrik und der Elektronik.

DAS BIETEN DIE KÜHLERHERSTELLER

Wasserkühlungen sind besonders effizient, sie sind außerdem leise, für den sommerlichen Hitzestau im schwiegermuttertauglichen PC also ideal. Und: Viel mehr als über Wasserschäden ist in den Computerforen des Internets über verschmorte Prozessoren zu lesen. Warum also nicht ein Risiko durch das andere ersetzen? Denn es gilt: Je kühler der PC, desto länger dessen Halbwertzeit. Aqua Computer, Astek, Alphacool, Innovatek, so heißen einige der wichtigen Hersteller. Innovatek hat ein Komplettset und verspricht, dass darin auch wirklich alles drin ist, für ambitionierte Laien also ideal. Das ganze kostet 247 Euro, ist dafür aber „Made in Germany“. Der Radiator sieht aus wie der eines Kleinwagens – und ist zu groß für unser ultrakompaktes Wohnzimmergehäuse. Es gibt Abhilfe: Der kleinere Radiator mit 90 statt 120 Millimetern passt. Der Service stimmt. Der Hersteller verspricht auch, dass es Klammern zur Befestigung der Kühlplatte auf den Prozessor für alle Typen gibt: für den alten Pentium 4 zum Beispiel, für künftige Core-2-Generationen aber ebenso. Auf- und Nachrüstungen sind also kein Problem.

DER SELBSTVERSUCH

Die Angst vor der großen Flut überwindet man am einfachsten nach Anleitung: beim Testbetrieb außerhalb des Computers. Dazu steckt man die schwarze Pumpe mit dem Ausgleichsbehälter zusammen, zerteilt den Schlauch in fünf Teile und verbindet die Enden wie folgt: den Auslass der Pumpe mit der Kühlplatte für den Prozessor, den zweiten Anschluss der Kühlplatte mit dem Radiator, dessen zweiten Anschluss mit dem Ausgleichsbehälter. Nun kann die Pumpe das Wasser durch den Kreislauf drücken, das die Wärme vom Prozessor am Radiator wieder abgibt. Der Strom für die Pumpe kommt vom Netzteil des PCs. Damit das Netzteil die Pumpe mit Strom versorgt, auch ohne am PC angeschlossen zu sein, liefert der Hersteller einen Adapter mit. Es funktioniert! Während wir das destillierte Wasser mit Korrosionsschutzzusatz in den Ausgleichsbehälter einfüllen, arbeitet die Pumpe nur so lange hörbar, bis die ganze Luft raus und nur noch Wasser im Kreislauf ist. Schnell noch den Ventilator ans Netz. Dann laufen lassen. Die Nacht bleibt ruhig, der Kreislauf dicht. Nun kann der Einbau beginnen. Die Leistung ist enorm. Der Prozessor ist fast zwanzig Grad kühler als mit den üblichen Lüftern. Und das Risiko von Wasserlachen? „Hat es bei uns noch nicht gegeben“, versichert Innovatek-Chef Markus Husterer. Dasselbe System liefere er an Industriebetriebe, die damit Lasersteuerungen kühlten. Pannen könne man sich nicht leisten. Husterer warnt aber vor modischen Farbzusätzen für Wasser, die das System zerstören könnten, und vor minderwertigen Schläuchen oder Bauteilen aus Fernost.

FAZIT

Es funktioniert, macht Spaß, und (fast) jeder kann es: den PC mit Wasser kühlen. Ein Restrisiko bleibt, sicher, dafür ist vom Rechner kaum noch etwas zu hören. Doch halt, was sirrt denn da? Die Festplatten! Auch dafür gibt es Abhilfe: wassergekühlte Boxen, die kühlen und Schall schlucken. Die lassen sich leicht in den Wasserkreislauf einfügen, die Grafikkarte und das Motherboard ebenfalls. Nacharbeiten sind möglich und sicher auch nötig: vor dem nächsten Besuch der Schwiegermutter.

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