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Die Luftaufnahme von Google Earth zeigt Nicaragua (links), Costa Rica (rechts) und die umstrittene Grenze (gelbe Linie) so, wie sie Nicaragua als korrekt und Costa Rica als falsch ansieht.

© Zeit Online

Google Maps: Google in Grenzstreit verwickelt

Nicaragua und Costa Rica streiten seit 200 Jahren um ihre Landesgrenze. Dank Google bekommt der Kampf eine neue Dimension. Der Fall zeigt die Verantwortung des Konzerns.

Der Konzern Google ist eher unfreiwillig in einen Grenzstreit in Mittelamerika verwickelt worden. Seit mehr als 200 Jahren rangeln Nicaragua und Costa Rica darum, wer den Grenzfluss San Juan wie nutzen darf, und wohin das Gewässer gehört. Es gab diverse Verträge, Abkommen und Erklärungen. Beendet aber wurde der Kampf nie.

Nun tragen beide Länder die Debatte ins Internet. Es gibt Ärger um den Verlauf der Grenze, wie er bislang in Google Maps und Google Earth angezeigt wird. Die Dienste zeigen die Grenzlinie so, wie Nicaragua sie gerne hätte, entlang der Mündung des San Juan ins Karibische Meer.

Nicaragua will den Lauf des San Juan nun verändern und den Fluss mit Hilfe von Baggern und Bauarbeitern in ein anderes Bett zwingen. Für die Baggerarbeiten betrat der zuständige Kommandeur eine umstrittene Zone im Grenzgebiet. Google habe ihm angezeigt, dass er sich auf nicaraguanischem Boden befinde, sagte Eden Pastora der costa-ricanischen Zeitung La Nacion als Begründung.

Costa Ricas Präsidentin Laura Chinchilla jedoch protestierte offiziell gegen die von ihrem Land als Überfall betrachtete Aktion. Sie tat das an praktisch jeder möglichen Stelle, unter anderem bei Google. Und sie drohte, den Protest bis zur Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu bringen.

Google erklärte daraufhin in einem offiziellen Blogbeitrag, man habe leider unkorrekte Daten verwendet. Jetzt werde man den Fehler beheben und die Grenze so einzeichnen, wie sie in Abkommen aus dem 19. Jahrhundert festgelegt worden sei. Woraufhin wiederum Nicaragua protestierte und verlangte, die "korrekten" Karten so zu lassen, wie sie seien. "Ich fordere amtlich, dass (die Grenzmarkierung) nicht verändert wird", erklärte der nicaraguanische Außenminister Samuel Santos an Google gerichtet.

Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass die beiden Staaten öffentlich um die Grenze streiten. Auch der Internationale Gerichtshof in Den Haag war damit schon befasst.

Zur Geschichte: 1858 einigten sich beide Staaten in einem Abkommen über den Grenzverlauf und die Nutzung des Flusses San Juan. Streit gab es trotzdem. 1888 urteilte der als Schlichter angerufene amerikanische Präsident Grover Cleveland, dass der Vertrag gültig sei. Der Fluss gehöre Nicaragua, Costa Rica aber dürfe ihn zivil und wirtschaftlich nutzen.

Unter anderem 1956 schlossen Nicaragua und Costa Rica einen neuen Vertrag, in dem sie versicherten, den Fluss gemeinsam zu nutzen. Dennoch gab es bis in die heutige Zeit immer wieder Konflikte darum. Der Fluss könnte die Basis für einen neuen Kanal zwischen der Karibik und dem Pazifik ein und dem Panamakanal Konkurrenz machen. Geplant ist der Durchstich längst, unter dem Titel Nicaragua-Kanal.

Damit geht es wie so oft um Geld, werden am Panamakanal doch mit Gebühren für die Durchfahrt jährlich Milliarden verdient.

Google nun scheint bemüht, sich nicht in den Konflikt hineinziehen zu lassen. Man beruft sich darauf, dass die falschen Daten vom amerikanischen Außenministerium stammten. Jetzt bekomme man korrekte Daten aus derselben Quelle und werde die Grenze entsprechend ändern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Google seine virtuellen Grenzen ändert und auch nicht das erste Mal, dass der Konzern in einen solchen Grenzkonflikt verwickelt wurde. Der Fall aber zeigt, welche Macht dem Konzern inzwischen zugeschrieben wird. Und welche Verantwortung er beim Umgang mit seinen Daten hat.

Quelle: Zeit Online

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