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Neue Rennfahr-Simulationen: Mit der Lizenz zum Siegen

Mit der Formel-1-Simulation „F1 2014“ kommt man vor Sebastian Vettel und Lewis Hamilton ins Ziel. Viele Fans warten bereits auf „Project Cars“, das nun jedoch erst deutlich später startet.

Ein Mechaniker eines Formel-1-Teams hat viele Aufgaben, mitunter sogar die eines Beichtvaters. Mit hängenden Schultern steht der Mercedes-Werksfahrer in der neuen Version der Formel-1-Rennsimulation „F1 2014“ vor seinem Mechaniker, versucht ihm zu erklären, warum alle Mühe und die vielen Arbeitsstunden in der Nacht vor dem Rennen vergeblich waren. Dass es nicht seine Schuld war, als der Wagen in den Reifenstapel gerutscht ist und er mit kaputtem Frontflügel in die Box zurückkommen musste, mit der Folge, dass er Sebastian Vettel in seinem Red-Bull-Boliden den dritten Platz beim Großen Rennen in Australien doch nicht streitig machen konnte. Der Mechaniker verzeiht dem Fahrer, gibt ihm noch einen Klaps auf die Schulter auf den Weg. Mach’s beim nächsten Rennen besser, drückt die Geste aus.

Szenen wie diese ereignen sich immer dann, wenn es dem Spieler nicht gelungen ist, eines der Szenarien von „F1 2014“ erfolgreich zu absolvieren. Der Szenario-Modus bringt mehr Abwechslung in das Spiel, das am Freitag für Windows-PCs (40 Euro), Playstation 3 und Xbox 360 (je 48 Euro) ohne Altersbeschränkung auf den Markt kommt. Neben den Rennen der aktuellen Saison und dem Karrieremodus kann der Spieler in diesem Modus entscheidende Szenen aus der Formel-1-Geschichte nachspielen. Zum Beispiel aus dem Grand Prix von Spanien von 2012. Als Williams-Pilot muss man dabei die Spitzenposition vor Fernando Alonso behaupten. Selbst mit allen Fahrhilfen ist dies eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe.

Dabei haben die Entwickler von Codemasters dem F1-Spiel sogar einen Super-Einfach-Modus spendiert, um Einsteiger nicht zu entmutigen. Wird die deutlich sichtbare Ideallinie gehalten, können auch weniger erfahrene Simulator-Piloten am PC oder vor der Konsole einen Podiumsplatz erobern und ausrufen: „Ich habe Sebastian Vettel in Spielberg geschlagen und Lewis Hamilton in Sotschi besiegt.“ Um die beste individuelle Einstellung für jeden Spieler zu finden, wird beim ersten Aufruf des Spiels ein Bewertungstest angeboten. Etwas Ähnliches gibt es beim Online-Multiplayer-Modus. Dort wird anhand der bisherigen Leistungen versucht, möglichst gleichwertige Gegner zu ermitteln.

"F1 2014" hat eine offizielle Fia-Lizenz

Das Codemasters-Spiel verfügt über die offizielle Lizenz des Formel-1-Veranstalters Fia, so dass es alle aktuellen Rundkurse sowie die derzeit aktiven Teams und Fahrer enthält. Auch das Reglement und die neuen Turbomotoren entsprechen der realen Formel-1-Saison. Doch selbst im Super-Einfach-Modus muss man sich kräftig anstrengen. Den größten Fahrspaß hat man mit einem Lenkrad, das es bereits für unter 50 Euro zu kaufen gibt. Die sparsamen Bewegungen, mit denen man sein Mittelklasse-Auto sonst über die Landstraßen kurven lässt, reichen in der Simulation nicht aus. Um die Linie zu halten, ist voller Lenkradeinsatz gefragt. Belohnt wird man dafür durch eine geniale Soundkulisse, vor allem aber durch bestechend schöne Bilder in einer schier unglaublichen Schärfe. Durch vielfältige Einstellmöglichkeiten für das Setup der Rennwagen spricht die „F1“-Serie dabei aber auch die „Profis“ unter den Simulations-Piloten an. Werden dann noch sämtliche Fahrhilfen des Spiels abgeschaltet, kann man sich zumindest virtuell sehr real mit den großen Namen des Rennsports messen.

Bislang wurden neue Versionen erst zum Ende der Saison veröffentlicht, weil vorher nicht alle Daten insbesondere über die Strecken vorlagen. Die 2015er-Version von „F1“ soll hingegen bereits zum Saisonstart im Frühjahr erscheinen. Fehlende Strecken oder Team-Infos sollen dann per Update eingepflegt werden. „F1 2015“ wird es dann sowohl für die Next-Gen-Konsolen PS4 und Xbox One als auch für Windows PCs geben.

Vorher sollte allerdings noch ein Rennspiel herauskommen, auf das die Simulationsfans bereits seit einiger Zeit gespannt warten. Doch hier ist noch etwas mehr Geduld gefragt. Das Slightly Mad Studios und Publisher Bandai Namco haben am Freitag bekannt gegeben. dass sich der Veröffentlichungstermin von "Project Cars" in Europa für PlayStation 4, Xbox One und PC auf den 20. März 2015 verschieben wird. Mit der Verschiebung werde der Titel aus der wettbewerbsstarken Weihnachtssaison herausgenommen, die von bekannten Namen dominiert werde, heißt es in der Mitteilung. Das Spiel wurde per Crowdfunding finanziert: Mehr als 80 000 Fans steuerten Geld bei, sie erhalten dafür Spielboni und eine Gewinnbeteiligung. Nach dem Willen der Fans wird „Project Cars“ eine Rennsimulation mit hohem Realismusanspruch, ähnlich wie „Forza Motorsport“ oder „Gran Turismo“. Der Fuhrpark umfasst Formel-1-Autos, Tourenwagen, Karts und andere Fahrzeugklassen, sämtliche Rennstrecken sind sofort spielbar. Das Wetter wechselt dynamisch und soll auf realen Daten basieren: So lassen sich die Rennbedingungen eines ganz bestimmten Tages simulieren. Spannend ist „Project Cars“ auch deshalb, weil es die Virtual-Reality-Brillen „Oculus Rift“ und „Project Morpheus“ unterstützt. Das 3-D-Bild der Brillen lässt Piloten tief ins Geschehen eintauchen, eine Kamera zeichnet die Kopfbewegungen auf und ermöglicht den Blick aus den Seitenfenstern des Cockpits. Hohe Geschwindigkeiten sorgen allerdings noch für Schwindelgefühle – die Entwickler bemühen sich, das in den Griff zu bekommen, bevor die VR-Brillen 2015 auf den Markt kommen.

Das Sony-Spiel "Driveclub" läuft noch nicht rund

Das Rennspiel „Driveclub“ hatte Sony eigentlich als Starttitel für die Playstation 4 eingeplant. Letzte Woche erschien es dann endlich – mit knapp einem Jahr Verspätung. Das Spiel der „Motorstorm“-Macher sucht einen Mittelweg zwischen Simulation und kurzweiligem Rennspaß, es erinnert bisweilen an Klassiker wie „Ridge Racer“ und „Sega Rally“. Die 33 fiktiven Rennstrecken sind durchaus abwechslungsreich und auf die fünf Länder Schottland, Norwegen, Chile, Indien und Kanada verteilt: Mal geht es bei Zeitfahrten durch majestätische Gebirgslandschaften, mal führen Rundkurse durch dichten, blühenden Dschungel. Grafisch ist „Driveclub“ (USK: 0 Jahre, 56 Euro) ein Genuss, die Nachtfahrten sind besonders stimmungsvoll, das versprochene Wettersystem muss Sony allerdings noch nachreichen. Wenig überzeugend ist das Fahrverhalten: Die Steuerung wirkt schwammig, die Bremswege sind unnatürlich kurz, Schäden am Auto sind nur kosmetischer Natur. Rücksichtslose Computergegner sorgen immer wieder für Karambolagen, eine Rückspulfunktion fehlt bisher.

Einen runderen Eindruck macht „Forza Horizon 2“ (ab sechs Jahre), das Anfang Oktober für Xbox One (70 Euro) und Xbox 360 (50 Euro) erschienen ist. Das Microsoft-Spiel setzt wie sein Vorgänger auf eine frei erkundbare Spielwelt. Die Macher haben sich für vergleichsweise unverbrauchte Schauplätze entschieden, nämlich Südfrankreich und Norditalien. Mit ihren Rennautos erkunden Spieler die Panoramastrecken der Côte d’Azur und die Hügel der Toskana, rasen durch die Provence oder dringen ins bergige Landesinnere vor. Natürlich sind die Distanzen kürzer als in der Realität, auch einige Städte – zum Beispiel Monaco – wurden ausgespart.

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Als roter Faden dient das „Horizon“-Festival mit seinen insgesamt 15 Rennserien, die es in festgelegter Reihenfolge zu absolvieren gilt. Das Freiheitsgefühl einer offenen Spielwelt leidet etwas unter diesem starren Ablauf, denn gerne würde man auch bei Spazierfahrten spontan an Rennen teilnehmen. Die wiederum sind sehr vielfältig: Neben Massenstarts und Zeitfahrten gibt es auch „Blitzer-Events“, bei denen man eine möglichst hohe Durchfahrtgeschwindigkeit erzielen muss, und spektakuläre Wettrennen mit Zügen. Besonders turbulent sind Offroad-Rennen durch Weinberge und hohes Gras, bei denen man leicht einmal die Orientierung verliert.

Das letzte große Rennspiel des Jahres erscheint am 2. Dezember. „The Crew“ ist eine spannende Mischung aus Spaß-Racer und Online-Rollenspiel für die Plattformen PS4, Xbox One (je 70 Euro), Xbox 360 und PC (je 50 Euro). Die offene Spielwelt von „The Crew“ ist ein verkleinertes, aber immer noch gewaltig großes Abbild der USA: Um von der Ost- an die Westküste zu fahren, benötigen Spieler bei Vollgas zwei Stunden. Dabei erkunden sie nicht nur Metropolen wie New York und L.A., sondern auch berühmte Landschaften wie den Grand Canyon oder die Rocky Mountains. Zusammengehalten wird das Ganze von einer stark klischeebeladenen Handlung, in der es Verbrecherbanden zu infiltrieren gilt. Einen Mechaniker als Beichtvater, der einem für ein verlorenes Rennen Absolution erteilt, gibt es jedoch nicht.

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