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US-Studie: Dem Internet droht bis 2010 der Kollaps

Schreckensszenario für Internet-Surfer: Einer US-Studie zufolge müssten Milliarden in superschnelle Datenautobahnen investiert werden, damit die Leitungen nicht total verstopfen. Aber stimmt das wirklich? Und wie ist es um Deutschland bestellt?

Ruckelnde Bilder in quälend langsamer Slow-Motion und nervtötende Fehlermeldungen beim Versuch, online einzukaufen, wie zur guten alten Internet-Steinzeit mit dem 56-KB-Modem. Dieses düstere Horrorbild prophezeit eine Studie der amerikanischen Marktforschungsfirma Nemertes Research der Netzwelt. Danach könnte bereits im Jahr 2010 die schnelle Datenübertragung via Breitband im Internet einem Datenverkehrsinfarkt erliegen. Nemertes will belegen, dass über 100 Milliarden US-Dollar in die globale Infrastruktur investiert werden müssen, um einen Zusammenbruch zu verhindern, der besonders in Nordamerika, aber auch weltweit droht.

Die Ursache für den möglichen Kollaps sollen die wachsende Zahl der Internet-Nutzer, die über die Breitband-Technik ins Netz gehen sein. Ebenso erschwert die zunehmende Belastung durch User, die auf diesem Weg verstärkt Multimedia-Angebote abrufen, sprich Videos ansehen, telefonieren oder andere entsprechende Dienste in Anspruch nehmen, den Datenfluss. Auch der vermehrte Gebrauch von mobilen Geräten wie Smartphones belastet demnach. Alles zusammen führt zu einem zwangsläufigen Superstau auf der Datenautobahn. Darum raten die Marktforscher dringend zum Ausbau.

Zukunft des Internets gefährdet

Aus der Verstopfung der Datenautobahn könnte sich ein weiteres Problem ergeben - die Stagnation des Internet-Angebotes. Die künftigen Kinder von Amazon, Google oder YouTube haben unter den gegebenen Voraussetzungen überhaupt keine Möglichkeit zu entstehen. Dafür ist die Infrastruktur zu schwach, warnt die Internet Innovation Alliance (IIA), die die Untersuchung in Auftrag gegeben und mitfianziert hat. "Wir müssen die wichtigen Schritte einleiten, um die Netzwerkkapazität auszubauen, oder wir werden mit dem Internetkollaps konfrontiert, der Chaos bei Internet-Services anrichten wird", erklärte Larry Irving, Geschäftsführer bei der IIA.

Die Studie ist allerdings aufgrund der Mitfinanzierung durch die Internet Innovation Alliance mit Vorsicht zu genießen, kritisiert das IT-Portal "golem.de". In der Diskussion um so genannte Netzneutralität, das heißt gleiche Surf-Geschwindigkeit für alle, fordert die IIA, dass die Zugriffe auf bestimmte Inhalte getrennt bezahlt werden müssten. Einige der großen Internet Service Provider wollen sich die Möglichkeit offen halten, künftig Website-Betreiber wie Ebay oder Google dafür bezahlen zu lassen, dass User auf deren Internet-Seiten zugreifen können. Die Provider würden sicherlich nicht auf den Kosten sitzen bleiben wollen und sie an die Kunden weiterreichen, sprich diese dürften dann quasi Eintritt bezahlen bei Ebay und Co. Bereits in dieser Debatte "vertritt die IIA seit geraumer Zeit die düstere Prognose, dass dem Internet durch zunehmenden Datenverkehr das droht, wozu das Ergebnis der von der IIA finanzierten Studie passt," erklären die IT-Profis.

Entwarnung für Deutschland

In Deutschland läuft die Versorgung bislang über die Telekom, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen alleine die Leitungen nach dem VDSL-Standard, mit dem viele Haushalte mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde ins Netz gehen können, vermarktet. Nach Angaben des Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (Breko) wird auch hierzulande an einer Marktöffnung für Mitbewerber gearbeitet. Doch die Kosten zur Umgehung der Leitungen sind bisher noch enorm und rechnen sich gegen die Miete der teuren Telekom-Leitungen kaum. Eine echte Liberalisierung des Marktes ist ein "Generationenwerk", so ein Breko-Sprecher, und könnte bis zu 20 Jahre und mehr dauern.

Irja Most

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