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Vor dem Saisonstart: Tipp it like Preetz

Auf Ballhöhe mit den Fußballfunktionären. Managerspiele im Internet haben hunderttausende Fans.

Wer soll in den Kader? Lieber der geniale aber verletzungsanfällige Arjen Robben im Mittelfeld oder Mario Gomez im Sturm? Oder keiner von beiden und stattdessen die drei erschwinglicheren Götze, Reus und Kießling? Bevor am 5. August die Bundesligasaison beginnt, laufen nicht nur die Köpfe der Vereinstrainer und -manager heiß: Last-Minute-Transfers, Budget- und Aufstellungsfragen beschäftigen auch Hunderttausende von Hobby-Managern, die ihre Mannschaft im Internet für den Anpfiff zusammenstellen. Der Reiz dieser Manager-Simulationen liegt im unmittelbaren Bezug zur Bundesligawirklichkeit: einmal den richtigen Riecher haben und ein besseres Gespür als Michael Preetz oder Michael Zorc beweisen. Wie gut sich die Freizeit-Manager schlagen, zeigt sich an den Ergebnissen und den Spieltagsleistungen der realen Akteure. Die Spieler erhalten ihre Punkte aus einer sportjournalistischen Benotung sowie aus den Toren und Vorlagen, die sie erzielen und liefern. Mit Wettspielen sollten die kostenlosen Fußballmanager nicht verwechselt werden. Im Gegensatz zu ihnen geht es nicht um Geld sondern allein ums Prestige.

DER KLASSIKER BEI „KICKER“

„Über 100 000 Manager sind schon dabei“, verkündete die Sportzeitung „Kicker“ auf ihrer Internetseite eine Woche vor Saisonbeginn. Bis zum kommenden Freitag könnte sich die Zahl verdoppeln. Allein 250 000 Spieler nutzten in der vergangenen Spielzeit die beliebteste der drei kostenlosen Varianten auf kicker.de. Das Nürnberger Fachblatt betreibt den Klassiker unter den Managerspielen. Der Kicker-Manager wird bereits in der 21. Saison angeboten. Vor der Internetzeit wurden die eigenen Scores per Post eingeschickt, seit 1997 kann man sich online als Manager ausprobieren. In diesem Jahr erhält die Seite ein neues Design: vor dem Hintergrund eines Stadionpanoramas mit grünem Rasen lässt sich aus der Transferliste ein 22-Mann-starker Kader zusammenstellen, der nur in der Winterpause auf maximal vier Positionen verändert werden kann. 42,5 Millionen stehen dazu zur Verfügung. Darum sind vor allem Fachwissen und eine geschickte Transferpolitik gefragt. Die Preise von Spitzenleuten wie Ribéry (8,5 Millionen Euro), Hummels (sechs) oder Cissé (fünf Millionen) können schnell einen Großteil des Etats verschlingen, ein Auge für Nachwuchsspieler und Geheimtipps ist da von Vorteil. Während der Saison dreht sich alles um die richtige Aufstellung: Ziel ist es, die Elf mit der maximalen Punktausbeute auf den Platz zu schicken. Eine Klemmbrett-Grafik gibt hierzu fünf taktische Ausrichtungen zur Auswahl.

350 000 MANAGER BEI COMUNIO

Die Spielidee erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Vor rund zehn Jahren stieg der Münchner Anbieter Comunio mit einem Fußball-Manager in den Browserspielmarkt ein und ist heute mit zuletzt rund 350 000 angemeldeten Accounts der größte „Kicker“-Konkurrent. Im Unterschied zu dessen Interactive-Variante ist der Comunio-Modus wesentlich flexibler, aber auch zeitaufwendiger. Der Transfermarkt ist ganzjährig offen und dynamisch: Spieler können jeden Tag gekauft und abgestoßen werden, die leistungsbezogenen Marktwerte verändern sich täglich wie bei Aktien. Auch die Kadergröße ist flexibel. Grafisch etwas einfacher gehalten, bietet Comunio zahlreiche informative Statistiken. Die Comunio-Noten werden von Sportal.de bezogen und können von der „Kicker“-Benotung durchaus abweichen. Zusätzlich zur kostenlosen Basisversion gibt es kostenpflichtige Plus- und Proplayer mit Komfortfunktionen. Neben Comunio bieten auch Sport1 und Bild.de vergleichbare Manager-Varianten an.

PRO EVOLUTION SOCCER UND FIFA

Wem das Managertum nicht genügt, kann sich als Spieler versuchen, als virtueller Konsolen- und PC-Fußballspieler wohlgemerkt. Auch hier gilt: je realitätsnaher, desto besser. PC-Fußballspiele gibt es einige, aber die Spitze ist nach Expertenmeinung klar vergeben, doppelt gewissermaßen. Seit Mitte der 90er liefern sich die Hersteller Konami und Electronic Arts (EA) einen Wettkampf um den Titel als bestes Fußball-Game. Dabei werden die Fangemeinden jährlich mit verbesserten Simulationen beglückt. Während EA durch seine Lizenzrechte und die Benutzung von Star- und Clubnamen vor allem ein jüngeres, idol-orientiertes Publikum an sich bindet, setzt Konami in der Gestaltung des Spielablaufs auf hohe Authentizität. Die aktuellen Versionen „Pro Evolution Soccer 11“ (PES) von Konami und „Fifa 11“ von EA begegnen sich fast auf Augenhöhe. Die Darstellungen der Spieler und ihrer Bewegungen rücken immer näher an die physikalischen Gesetze heran. So ist in der aktuellen PES-Version der Raum dank eines neuen Passsystems noch freier zur Gestaltung des Zuspiels. Eine noch sensibler reagierende Steuerung soll höchsten Ansprüchen genügen. Damit der Bewegungsablauf tatsächlich immer realistischer werden kann, bedarf es aber auch – wie in der Realität – viel Training: Kraft und Winkel beim Zuspiel müssen genau passen, damit der Ball ankommt. Dafür bleibt mehr Raum zu Selbstständigkeit und Kreativität: sobald die manuelle Motorik sitzt, kann der Ball auch mal gechipt oder gelupft werden. Auch „Fifa 11“ hat sich in der Hinsicht verbessert: durch einen 360-Grad-Aktionsradius ist der Ball nun flexibler zuspielbar. Schön ist auch die Typologie der Spieler mit ihren individuellen Stärken: Vom Raubein bis zum Filigrantechniker ist alles vorhanden. Am 29. September soll „Fifa 12“ herauskommen. Konami hat den Start von „PES 2012“ für den gleichen Tag angekündigt.

Martin Ernst

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