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Medien: Doping bei Schwimm-Olympia: Eine Frage der Glaubwürdigkeit

1988 war Kristin Otto 22 Jahre und die weltbeste Schwimmerin: Bei den Olympischen Spielen holte die Leipzigerin unglaubliche sechs Goldmedaillen. Zweimal Gold im Freistil, Gold im Schmetterling, Gold im Rückenschwimmen, dazu noch zweimal in der Staffel.

1988 war Kristin Otto 22 Jahre und die weltbeste Schwimmerin: Bei den Olympischen Spielen holte die Leipzigerin unglaubliche sechs Goldmedaillen. Zweimal Gold im Freistil, Gold im Schmetterling, Gold im Rückenschwimmen, dazu noch zweimal in der Staffel.

Natürlich waren das alles tolle Leistungen, andererseits tauchten damals schon Gerüchte auf, dass bei der Schwimm-Großmacht DDR ein bisschen viel Chemie eingesetzt wurde, um noch ein bisschen mehr Siege zu erringen. Nach der Wende erhärtete sich der Verdacht. Stück für Stück tauchten Indizien für den generalstabsmäßig geplanten Einsatz von verbotenen, leistungsfördernden Maßnahmen im Spitzensport der DDR auf. Betroffen war davon auch das Schwimmen.

Der Reihe nach wurden Ost-Trainer wegen Dopings vor Gericht gestellt - und verurteilt. Auch im Schwimmsport. Ottos ehemaliger Trainer Stefan Hetzer wurde im Frühjahr vom Amtsgericht Leipzig wegen Körperverletzung durch Doping zu einer Geldstrafe von 15 000 Mark verurteilt. Wie in anderen Trainingsgruppen wurde auch in seiner Leipziger Mannschaft systematisch gedopt. In Leipzig trainierte seit 1975 auch Kristin Otto.

Hetzer wie auch andere geständige Mannschafts-Kolleginnen von Otto erklärten, dass selbstverständlich auch die Ausnahmeathletin des Jahres 1988 leistungsfördernde Mittel verabreicht bekommen habe. Otto selbst sagt bis heute, niemals wissentlich Dopingmittel genommen zu haben.

Warum das alles wichtig ist?

In diesen Tagen kehrt Kristin Otto anlässlich der Olympischen Spiele wieder an den Beckenrand zurück. Für ihren Arbeitgeber ZDF kommentiert Otto die Schwimm-Wettkämpfe in Sydney.

Viele Sportexperten halten das für eine unschöne Optik - ausgerechnet die des Dopings verdächtigte Otto kommentiert Schwimmen, wo Doping nach wie vor eine Rolle spielt. Ist sie glaubwürdig? Und macht das ZDF nicht möglicherweise einen riesigen Fehler? "Sie kann nicht glaubwürdig berichten", diktierte Chris-Carol Bremer, Mitglied der Anti-Doping-Kommission, dem "Spiegel".

Andererseits hat Otto unbestrittenerweise sowohl Kompetenz im Schwimmsport als auch im Fernsehjournalismus: Nach der Wende studierte sie Journalistik an der Uni Leipzig, hospitierte beim ZDF, für das sie nach 1993 den Sport in den Nachrichtensendungen präsentierte. Dabei kam Schwimmen natürlich auch vor.

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