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Mehrzad Marashi schlägt Menowin Fröhlich: DSDS: Ratlos im Konfettiregen

Im Finale der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" siegt Mehrzad Marashi über Menowin Fröhlich – ein Superstar ist der Gewinner nicht.

Als es dann endlich vorbei war, um viertel nach zwölf in der Nacht von Samstag zu Sonntag, da konnte es niemand so recht glauben: Menowin Fröhlich, 22, nicht, der doch im Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ alles gegeben hatte, von der Jury in den Himmel gejubelt wurde und schließlich doch verlor. Mehrzad Marashi, 29, nicht, der seine schlechteste Leistung während der Staffel abgeliefert hatte, der von der Jury nur zaghaft gelobt wurde und schließlich von 56,4 Prozent der Zuschauer per Telefon- und SMS-Voting doch zum Gewinner gewählt wurde. Und alle anderen standen dann auch ein wenig ratlos im Konfettiregen herum, und um die Konfusion noch zu steigern, übernahm Frauke Ludowig von Marco Schreyl und unterbot den Mann in Punkto Moderationsfähigkeit noch um Längen – im Prinzip die bemerkenswerteste Leistung des Abends, an dem all das endete, was im Januar leider Gottes wieder begonnen hatte.

Die siebte Staffel des Erfolgsformates „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) wird genauso schnell wieder in Vergessenheit geraten wie all die Staffeln zuvor – auch wenn sich der Sender RTL bemüht, daraus ein Ereignis von nationaler Wichtigkeit zu machen. Aber nichts war und ist unwichtiger als diese Show, in der nichts, aber auch gar nichts gefunden wurde – es bleibt sogar zweifelhaft, ob überhaupt etwas gesucht wurde.

Ein Superstar? Bitte! Wer immer noch glaubt, dass in diesem Castingformat jemand gefunden wird, der tatsächlich so etwas sein könnte, wie ein Star, der hat nie verstanden, was „Star“ eigentlich bedeutet. Deutschland verfügt ungefähr über genau drei Popstars: Peter Fox, Jan Delay – und Lena Meyer-Landrut. Die ersten beiden fallen seit Jahren durch Musikalität und Charisma auf, die dritte wurde ironischerweise in einem anderen Castingformat gefunden: „Unser Star für Oslo“ von Stefan Raab hat bewiesen, dass ein Star jemand sein kann, sein muss, der anders ist, der über etwas verfügt, das die Menschen zum Staunen bringt – über Menowin Fröhlich konnte man sich nur wundern; Mehrzad Marashi erfüllte Erwartungen – beides reicht nicht, um ein Star zu sein, und es ist schon merkwürdig, dass das bei RTL allen ziemlich egal ist.

Manche wollen es auch nicht wahrhaben, so wie Dieter Bohlen, der seine guten Auftritte auch nur in den Castingfolgen hatte und in den Shows verblasste. Dass der Mann aber von Pop 2010, von Unterhaltung 2010, keine Ahnung hat, bewies er ausdrücklich mit dem von ihm geschriebenen Finalsong: ein langweiliger Langeweiler, der auch noch zwanghaft auf Menowin Fröhlichs Stimme zugeschrieben wurde. Ein Beleg dafür, dass das System Bohlen nicht funktioniert, das von Fehleinschätzungen geprägt war – und das am Ende auch keine Unterstützung der „Bild“ mehr kam. Das Boulevardblatt hatte am Samstag seine Leser dazu aufgerufen, für Mehrzad Marashi anzurufen, denn einer wie Menowin Fröhlich könne und dürfe nicht „Superstar“ werden. „Bild“ stellte sich also gegen Bohlen, möglicherweise war das auch der Sache dienlich, denn die Quoten des „DSDS“-Finales waren mit rund 7,6 Millionen Zuschauern erstaunlich gut, und so profitierten wieder einmal viele von dem Format, es nährt seine direkten und indirekten Mitarbeiter – aber nährt es auch den Fernsehzuschauer?

Nein, das tut es nicht, denn der Zuschauer hat am Ende von „DSDS“ nicht nur keinen neuen Superstar, er wurde über vier Monate auch nicht gut unterhalten, denn „DSDS“ funktioniert nicht einmal als reines Unterhaltungsformat. Das Format hat nämlich eine große Schwäche: Es ist abhängig von den Teilnehmern, sie sind es, die die Show tragen müssen. RTL hat mit Marco Schreyl einen Moderator für „DSDS“ gefunden, der nicht in Lage ist, so eine Show zu leiten. Der Mann wirkt wie eine Karikatur eines Showmasters – wenn man dem mal seine Karteikarten wegnehmen würde, dann würde er wahrscheinlich anfangen zu heulen. Wenn der Sender an ihm festhalten will, dann könnten die Verantwortlichen wenigstens mal versuchen ihm bis zum Start der kommenden Staffel einen zweiten Gesichtsausdruck beizubringen.

Falls das aber zu viel Arbeit machen sollte, dann sollte sich RTL wenigstens um ein anderes Problem kümmern, dessen Lösung quasi schon gefunden wurde, tatsächlich sogar in der Finalshow: Für Nina Eichinger, die auf dem Flughafen von Los Angeles festsaß, sprang Sylvie van der Vaart als Jurymitglied ein, und zeigte mal eben, wie man so eine Null-Rolle im Idealfall ausfüllt: mit Witz und Charme. Zwei Dinge, die „Deutschland sucht den Superstar“ absolut nicht hatte, niemals hatte – und wohl auch niemals haben wird.

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