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Medien: Du kannst so bleiben, wie du bist

Früh übt sich, wer tolerant sein will. ARD, ZDF und Kinderkanal starten mit „gi’me 5“ eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit

Fremdenfeindlichkeit zum Thema machen und Position beziehen wollen die Kinderprogramme von ARD, ZDF und Kinderkanal mit einer Kampagne, die am heutigen Sonnabend startet. Unter dem Motto „gi’me 5“ wollen die öffentlich-rechtlichen Sender ein Zeichen für „Freundschaft und Toleranz im täglichen Zusammenleben“ setzen. Zum Start der ein Jahr andauernden Aktion zeigt der Kinderkanal am heutigen Sonnabend die aufwendig produzierten Spots. In einem redaktionellen Beitrag stellt Ulrike Krieg, Geschäftsführerin der zuständigen Hamburger Agentur DMC, das Konzept der Kampagne vor: „Die Kommunikation zwischen Kindern und Jugendlichen steht in den Mittelpunkt. Es unterstützt die Idee der Persönlichkeit des Einzelnen. Da Vorurteile besonders durch Erwachsene ausgelöst und geprägt werden, greift die Kampagne die Grundhaltung der Kinder zueinander auf: Du bist o.k. – ich bin o.k.“.

Das Konzept arbeite bewusst nicht „mit Ausgrenzung oder didaktischem Zeigefinger“, sagt Krieg: „Nur wer kommuniziert, kann den anderen verstehen und auch so lassen, wie er ist.“ Symbol und verbindendes Element der „Gi’me-5“-Kampagne ist die Hand. Zum einen, sagt Ulrike Krieg, weil man sich die Hand zur Begrüßung reicht oder sich „abklatscht“ – Gesten im freundschaftlichen Umgang miteinander. Zum anderen stünde die Hand für die „Fünfheit“ – im übertragenen Sinn für die fünf Kontinente und deren unterschiedliche Kulturen.

Dass Werbeprofis bei solchen Themen aktiv werden, ist nicht neu. Das war schon so beim Aufruf des Kommunikationsverbandes zur Aktion „Kommunikation gegen Gewalt von Rechts“ vor anderthalb Jahren. „Die notwendige Mitwirkung der Werbeträger war jedoch sehr enttäuschend“, klagt Jochen Pläcking, Präsidiumssprecher des Berufsverbandes. Daneben gab es zwar Einzelaktionen wie jene von Konzernen wie Opel und BMW, die Anzeigen entwickelten. Oder jene von RTL, bei der sich mehr als sechshundert Mitarbeiter verschiedener Nationen und Religionen für eine Anzeige fotografieren ließen, die dann in großen Zeitungen geschaltet wurde. Eine gemeinsame Aktion verschiedener Sender gab es bisher nicht. Einmal, als die Berlin-Münchener Agentur SevenSenses auf eigene Kosten zwei viel beachtete Spots gegen Gewalt von Rechts produziert hatte, konnten sich die Sender nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Dabei würde gerade ein konzentriertes Vorgehen Erfolg verheißen. Diese Einschätzung teilt auch Jo Gröbel. Der Medienwissenschaftler und Direktor des europäischen Medieninstituts hat festgestellt, dass solche Kampagnen in erster Linie einen Solidarisierungseffekt erreichen. Ausländerfeinde anzusprechen oder gar umzustimmen, das erscheint Gröbel jedoch unrealistisch: Immerhin werde ein gesellschaftliches Klima gestärkt. Viele Aktionen mündeten aber in undifferenzierten, fast trivialen Aussagen: „Eine Kampagne macht erst Sinn, wenn sie im Paket erfolgt und sie an die gefährdeten Gruppen heran geht.“ Das mag der Grund sein, warum der Kinderkanal die Kampagne mit weiteren Sendungen zu Themen wie Rassismus oder multinationale Schulklassen ergänzt. Wilfried B. Urbe

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