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Sogar Silvio Berlusconi las die "L'Unita".

© dpa

Ende der Einheit: Italiens Zeitung „l'Unita“ stellt Erscheinen ein

Sie war das Zentralorgan der Kommunistischern Partei Italiens, sie organisierte spektakuläre Volksfeste - die Zeitung "L'Unita" stellt ihr Erscheinen ein. Damit geht eine Ära kommunistischer Publizistik zu Ende.

Im Februar hat sie noch mit viel Rührseligkeit ihren 90. Geburtstag gefeiert. Diesen Mittwoch ist sie mit lauter leeren Seiten erschienen und der Schlagzeile: „Sie haben uns umgebracht!“ Morgen wird es sie gar nicht mehr geben: „L’Unità“, das Partei- und Intelligenzblatt der italienischen Linken, stellt ihr Erscheinen ein.

Gegründet wurde „Die Einheit“ (der Proletarier aller Länder) von Antonio Gramsci als journalistischer Gegenpol zu Mussolinis Faschisten; sie wurde verboten, arbeitete im Untergrund weiter, und der dabei erworbenen Ruf des Heldentums im Eintreten für die „richtige“ Sache hielt die „Unità“ immer aufrecht – auch als sie nach 1990 nicht mehr als bleischweres Organ der Kommunisten auftreten konnte, sondern ein leichtes, modernes, offenes Debatten- und Kulturblatt für Italiens gemäßigte linke Hälfte sein wollte.

Bei der „Unità“ haben alle einschlägigen Intellektuellen geschrieben; viele Journalisten sind dort groß geworden. Die „Feste dell’Unità“, die sommerlichen Festivals, mit denen die Kommunisten ursprünglich ihr Parteiblatt finanzieren wollten, sind zum kulturellen Gemeingut in vielen Städten geworden. Andererseits kamen der „Unità“ in stetigem Fall die Leser abhanden. 261 000 waren es in Spitzenzeiten; die letzte verkaufte Auflage wird auf nur mehr 21 300 beziffert.

In der Redaktion verlieren nun 80 Mitarbeiter den Job. Sie beschuldigen „ihre“ Partei, den Partito Democratico von Regierungschef Matteo Renzi, nicht viel zur Rettung des Blattes getan zu haben. Ideologisch blamabel für die „Unità“ und bezeichnend für die Stimmung im Land ist, wohin sich Italiens Leser heute wenden. Die beiden einzigen Tageszeitungen, deren Auflagen steigen, sind: „Il Sole 24 Ore“, das Wirtschafts- und Finanzblatt von Italiens Industrie- und Arbeitgeberverband Confindustria und „L’Avvenire“, die Tageszeitung der katholischen Bischofskonferenz. Paul Kreiner, Rom

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